Schilddrüse- Funktion & Erkrankungen

Intro

Die Schilddrüse ist die grösste reine Hormondrüse des menschlichen Körpers und hat eine entscheidende Bedeutung, wenn es um unseren Stoffwechsel geht. Bei Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Schilddrüsenerkrankung diagnostiziert wird, etwa fünf- bis achtmal höher als bei Männern. Schilddrüsenbeschwerden können von einem kleinen, harmlosen Kropf, der keiner Behandlung bedarf, bis hin zu lebensbedrohendem Krebs reichen. Die häufigsten Schilddrüsenprobleme betreffen eine abnorme Produktion von Schilddrüsenhormonen. 

Was sind Funktion, Anatomie und Aufgaben der Schilddrüse? Welche Schilddrüsenerkrankungen gibt es, was sind die Ursachen und Risikofaktoren dafür und welche Symptome treten dabei auf? Welche Schilddrüsen Tests und Behandlungsmöglichkeiten existieren?

Keypoints

Wie funktioniert die Schilddrüse?

Zu den Hauptaufgaben der Schilddrüse gehört die Produktion wichtiger Hormone, die den Energiehaushalt unseres Körpers steuern. Diese Hormone wirken sich auf fast jedes Organ in unserem Körper aus und steuern dabei zahlreiche lebenswichtige Körperfunktionen. So beeinflussen sie z. B. die Atmung, die Herzfrequenz, das Gewicht, die Verdauung sowie auch unsere Stimmungslage. Funktioniert die Schilddrüse nicht richtig, kann dies Auswirkungen auf unseren gesamten Körper haben. 

Die Schmetterlingsdrüse

  • Die Schilddrüse ist eine schmetterlingsförmige Drüse, die sich im vorderen Teil unseres Halses befindet und die Luftröhre umschliesst.
  • Jeder Schilddrüsenlappen hat dabei in etwa die Dimension einer grossen Olive.
  • Das mittlere Schilddrüsengesamtvolumen beträgt bei Frauen ca. 18 ml, bei Männern bis zu 25 ml.

Hormonproduktion

Die Schilddrüse bildet und steuert den Stoffwechsel mit den beiden Hormonen T3 und T4 und teilen den Körperzellen damit mit, wie viel Energie sie verbrauchen sollen.

  • Funktioniert die Schilddrüse ordnungsgemäss, hält sie die richtige Hormonmenge bereit, um den Stoffwechsel damit in Takt zu halten.
  • Sind die Hormone verbraucht, stellt die Schilddrüse entsprechend Ersatzstoffe her.
  • Überwacht wird all das von der Hypophyse (Hirnanhangdrüse). Diese befindet sich in der Mitte unseres Schädels und kontrolliert die Menge der Schilddrüsenhormone in unserem Blutkreislauf.

Gestörter Hormonhaushalt

Stellt die Hypophyse einen Mangel oder einen Überschuss an Schilddrüsenhormonen fest, gleicht sie diesen mit ihrem eigenen Hormon aus. Dieses Hormon wird auch als schilddrüsenstimulierendes Hormon (TSH) bezeichnet und wird an die Schilddrüse weitergeleitet, um ihr mitzuteilen, was zu tun ist, um den Körper wieder in den Normalzustand zu versetzen.

Alles über Hormone und Schilddrüsenwerte hier

Anatomie der Schilddrüse

Morphologie

  • Anatomisch setzt sich die Schilddrüse aus zwei Lappen zusammen, Lobus dexter und Lobus sinister.
  • Jeder hat etwa die Dimension einer grossen Olive.
  • Das mittlere Gesamtvolumen der Schilddrüse beträgt bei Frauen 18 ml, bei Männern sind es 25 ml.

Topographie

Die Schilddrüse befindet sich ventral vor der Trachea.

Histologie

  • Das Schilddrüsengewebe ist aus sphärischen Follikeln aus einschichtigem Follikelepithel aufgebaut.
  • Das interstizielle Bindegewebe ist von Blutkapillaren durchsetzt.
  • Nach aussen hin ist die Schilddrüse von einer doppelten Bindegewebskapsel umgeben.

Schilddrüsenerkrankungen

Schilddrüsenerkrankungen führen dazu, dass die Schilddrüse entweder zu viel oder zu wenig Hormone produziert. Zu den häufigsten Schilddrüsenerkrankungen gehören:

Wie merkt man, dass man Schilddrüsenprobleme hat?

Produziert die Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone, verbraucht der Körper zu schnell Energie. Dieser Zustand wird als Hyperthyreose oder Schilddrüsenüberfunktion bezeichnet. Ein zu schneller Energieverbrauch macht dabei nicht nur müde, sondern kann auch dazu führen, dass das Herz schneller schlägt und dass man, ohne es zu wollen, abnimmt und nervös ist.

Andersherum kann die Schilddrüse auch zu wenig Schilddrüsenhormone produzieren, auch als Hypothyreose oder Schilddrüsenunterfunktion bekannt. Ein zu niedriger Schilddrüsenhormonspiegel kann dazu führen, dass man an Gewicht zunimmt und Kälte schlecht verträgt. Schilddrüsenüber und -Unterfunktion können genetisch vererbt sein und so in der Familie weitergegeben werden.

Risikofaktoren: Was macht die Schilddrüse krank?

Produziert die Schilddrüse entweder zu viel oder zu wenig Hormone, spricht man von einer Schilddrüsenerkrankung. Es gibt verschiedene Arten von Schilddrüsenerkrankungen, darunter Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), Schilddrüsenentzündung und HashimotoThyreoiditis. Schilddrüsenerkrankungen können jeden treffen und schon bei der Geburt vorhanden sein oder sich erst später im Alter entwickeln. Ein erhöhtes Risiko für Schilddrüsenerkrankungen besteht bei:

  • Erkrankungen der Schilddrüse in der Familie
  • Vorbestehenden Erkrankungen wie z. B. perniziöse Anämie, Typ-1-Diabetes, Nebenniereninsuffizienz, Lupus sowie rheumatoide Arthritis
  • Der Einnahme von Medikamenten mit hohem Jodgehalt
  • Älter als 60 Jahre, insbesondere bei Frauen

Mehr Infos über alle Schilddrüsenerkrankungen gibt es hier detailliert nachzulesen

Schilddrüsendiagnostik: Schilddrüsen Tests

Um Erkrankungen der Schilddrüse zu diagnostizieren, kann der Arzt sowohl eine Anamnese als auch eine körperliche Untersuchung, bildgebende Verfahren sowie verschiedene Bluttests oder eine Biopsie vornehmen. Es gibt verschiedene Tests, mit welcher die Schilddrüsenfunktion überprüft werden kann, dazu gehören:

Körperliche Untersuchung

  • Eine Möglichkeit, die Schilddrüse zu überprüfen, ist eine körperliche Untersuchung in der Arztpraxis.
  • Dabei handelt es sich um einen schmerzlosen Test, bei dem der Arzt den Hals abtastet, um damit eventuelle Wucherungen oder Vergrösserungen der Schilddrüse zu erkennen.

Schilddrüsen Blutwerte

Eine der sichersten Methoden zur Diagnose von Schilddrüsenproblemen sind Bluttests. Diese zeigen, ob die Schilddrüse ordnungsgemäss funktioniert, indem die Menge der Schilddrüsenhormone im Blut gemessen wird. Für diese Tests wird Blut aus einer Armvene entnommen.

  • Schilddrüsenbluttests werden verwendet, um Schilddrüsenstörungen zu diagnostizieren, die mit einer Hyper- oder Hypothyreose einhergehen.
  • Zu den spezifischen Bluttests, die zur Überprüfung der Schilddrüsenfunktion durchgeführt werden, gehören: TSH, fT4 und fT3.
  • In den meisten Fällen geht ein Schilddrüsenhormonmangel (Hypothyreose) mit einem erhöhten TSH-Spiegel einher, während ein Schilddrüsenhormonüberschuss (Hyperthyreose) mit einem niedrigen TSH-Spiegel einhergeht.
  • Zusätzliche Bluttests können auch Schilddrüsen-Antikörper, Thyreoglobulin oder Calcitonin sein.

Mehr über Schilddrüsenwerte gibt es hier nachzulesen

Ultraschall der Schilddrüse: Schilddrüsensonographie

Hierbei handelt es sich um ein diagnostisches Verfahren, bei dem Hochfrequenz-Schallwellen durch das Körpergewebe geschickt werden. Im Gegensatz zu Röntgenstrahlen wird bei Ultraschalluntersuchungen keine Strahlung eingesetzt. Eine Schilddrüsensonographie ermöglicht die Diagnose krankhafter Veränderungen wie z. B. Vergrösserungen der Schilddrüse oder Schilddrüsenknoten.

Schilddrüsenszintigraphie 

Eine Schilddrüsenszintigraphie ist eine Untersuchung aus dem Bereich der Nuklearmedizin und dient dabei der Darstellung von Gestalt und Funktion der Schilddrüse.

  • Zur Durchführung werden intravenös Radiopharmaka injiziert, um so die Schilddrüsen Stoffwechselleistung zu differenzieren.
  • Sie wird u. a. angewendet bei Verdacht auf Morbus Basedow oder zur Abklärung von Raumforderungen oder knotigen Veränderungen.
  • Bei dieser Untersuchung wird durch Messung der radioaktiven Aktivität heisses, aktives Gewebe von kaltem, inaktivem Gewebe unterschieden.
  • Blaue Bereiche, kalte Knoten sind dabei inaktiv und bilden nur wenige oder gar keine Hormone mehr, während rote, heisse Knoten überaktiv sind und mehr Hormone bilden als normal.

Mehr über Nuklearmedizin gibt es hier nachzulesen

Feinnadelpunktion

Auskunft darüber, ob eine verdächtige Schilddrüsenveränderung Krebszellen enthält, kann eine Zellprobe liefern. Dazu werden mit einer Nadel einzelne Zellen entnommen und im Labor entsprechend untersucht. Mehr über Schilddrüsenkrebs findest du hier.

Schilddrüsen Symptome

Es gibt eine Vielzahl von Symptomen, die bei einer Schilddrüsenerkrankung auftreten können. Diese ähneln dabei oft den Symptomen anderer Erkrankungen und machen es deshalb schwierig zu erkennen, ob die Symptome mit einer Schilddrüsenerkrankung oder mit etwas ganz anderem in Verbindung stehen. Symptome bei einer Erkrankung der Schilddrüse lassen sich im Wesentlichen in 2 Kategorien einteilen:

Symptome bei Schilddrüsenüberfunktion

Zu den Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion zählen: 

  • Unruhe
  • Reizbarkeit und Nervosität
  • Schlafstörungen (mehr zum Thema Schlaf hier)
  • Gewichtsabnahme trotz gleichbleibender Nahrungsaufnahme
  • Eine vergrösserte Schilddrüse oder ein Kropf (Struma)
  • Muskelschwäche bzw. Muskelzittern
  • Unregelmässige Regelblutungen oder Ausbleiben der Menstruation
  • Empfindlichkeit gegenüber Hitze
  • Sehstörungen oder Augenirritationen
  • Haarausfall
  • Vermehrtes Schwitzen

Symptome bei Schilddrüsenunterfunktion

Zu den Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion gehören: 

Behandlung der Schilddrüse

Die Behandlung bei Schilddrüsenproblemen hängt davon ab, um welches Problem es sich dabei genau handelt, wie gravierend dieses ist und welche Symptome dabei auftreten. Zu den Behandlungsmöglichkeiten bei Schilddrüsenproblemen gehören: 

  • Medikamente
  • Radiojodtherapie 
  • Schilddrüsenoperation

Das Ziel einer Schilddrüsenbehandlung ist es, den Schilddrüsen Hormonspiegel wieder zu normalisieren. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen und hängt dabei immer von der Ursache der jeweiligen Schilddrüsenerkrankung ab.

Behandlungsmöglichkeiten bei Schilddrüsenüberfunktion

  • Schilddrüsentabletten die die Hormonproduktion der Schilddrüse stoppen
  • Radioaktives Jod, welches die Schilddrüsenzellen schädigt, wodurch keine erhöhten Mengen an Schilddrüsenhormonen mehr gebildet werden können
  • Betablocker: Diese verändern zwar nicht die Menge der Hormone im Körper, helfen aber bei der Behandlung der Symptome
  • Chirurgischer Eingriff: Als dauerhafte Form der Behandlung kann die Schilddrüse operativ entfernt werden (Thyreoidektomie). Dadurch kann sie keine Hormone mehr bilden. Allerdings bedingt ein solcher Eingriff eine lebenslange Einnahme von Schilddrüsenersatzhormonen

Behandlungsmöglichkeiten bei Schilddrüsenunterfunktion

  • Schilddrüsen Ersatzmedikamente: Ein synthetisches hergestelltes Mittel, um dem Körper wieder Schilddrüsenhormone zuzuführen, wie z. B. Levothyroxin

Schilddrüsentabletten 

Gerät die Schilddrüse aus dem Gleichgewicht, egal ob Unter- oder Überfunktion, ist sie in der Regel gut medikamentös behandelbar. L-Thyroxin (T4) ist das Mittel der Wahl zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion und kann durch die Gabe von T3 entsprechend ergänzt werden. Eine Schilddrüsenüberfunktion kann mit Thyreostatika entsprechend behandelt werden. Dafür gibt es unterschiedliche Präparate mit verschiedenen Wirkmechanismen.

Alles weitere über Schilddrüsentabletten findest du hier

Schilddrüsen-OP: Thyreoidetomie

Für die Schilddrüsenentfernung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Diese kann dabei vollständig oder nur teilweise entfernt werden, was immer von der Schwere der Erkrankung abhängt.

Manchmal kann auch nur ein Teil der Schilddrüse entfernt und der andere Teil belassen werden, damit dieser weiterhin Schilddrüsenhormone bilden und abgeben kann. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn ein Knoten besteht, der die Schilddrüsenproblematik verursacht. Der Eingriff zur Entfernung der Schilddrüse wird Thyreoidektomie genannt.

Mehr über Schilddrüse entfernen gibt es hier

Wann zum Arzt?

  • Deuten Symptome auf eine Schilddrüsenproblematik hin, ist in der Regel der Hausarzt die erste und beste Anlaufstelle. Dieser kann nach einer Anamneseerhebung die Schilddrüse abtasten oder bei Bedarf weitere Untersuchungen wie z. B. Ultraschall oder Blutuntersuchungen durchführen.
  • Bei zusätzlichem Behandlungsbedarf kann auch eine Überweisung an Spezialisten, in diesem Fall ein Endokrinologe, weiterhelfen. Die Endokrinologie befasst sich mit allen Erkrankungen, die Hormone betreffen.

Fazit 

Die Schilddrüse ist eine schmetterlingsförmige Drüse im vorderen Teil des Halses und produziert wichtige Hormone, die den Energiehaushalt sowie wichtige Körperfunktionen steuern.

Schilddrüsenerkrankungen führen dazu, dass die Schilddrüse entweder zu viel oder zu wenig Hormone produziert. Zu den häufigsten Schilddrüsenerkrankungen gehören Kropf/Struma, Morbus Basedow, Schilddrüsenunterfunktion oder Schilddrüsenüberfunktion, Schilddrüsenknoten, Schilddrüsenkrebs, Schilddrüsenentzündung sowie die Hashimoto Thyreoiditis.

Zu den Schilddrüsen-Tests gehören u. a. Schilddrüsenwerte im Blut oder Szintigraphie Schilddrüse.

Die Symptome einer Schilddrüsenerkrankung lassen sich im Wesentlichen in 2 Kategorien einteilen: Diejenigen, die mit einer Schilddrüsenüberfunktion einhergehen und diejenigen, die mit einer Schilddrüsenunterfunktion zusammenhängen.

Die Behandlung bei Schilddrüsenproblemen hängt davon ab, um welches Problem es sich genau handelt, wie gravierend dieses ist und welche Symptome dabei auftreten.