Intro
Beim Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinom) handelt es sich um einen bösartigen Tumor in der Schilddrüse. Er gehört zu den eher selteneren Krebsarten. Einige Formen sind langsamer und wachsen dabei weniger aggressiv als andere. Bestimmte Faktoren beeinflussen die Heilungschancen und die Behandlungsmöglichkeiten. Was sind Ursachen und Risikofaktoren für Schilddrüsenkrebs und welche Symptome treten dabei auf? Welche Arten, Stadien und Behandlungsmöglichkeiten gibt es und wie sind Prognose und Verlauf?
Diagnose Schilddrüsenkrebs
Untersuchungen bei Schilddrüswenkrebs
Zur Diagnose von Schilddrüsenkrebs werden Untersuchungen der Schilddrüse, des Halses und des Blutes durchgeführt. Dazu können folgende Tests und Verfahren eingesetzt werden:
- Körperliche Untersuchung, einschliesslich der Untersuchung auf Knoten oder Schwellungen im Hals, Kehlkopfbereich sowie Lymphknoten.
- Laryngoskopie (Kehlkopfspiegelung)
- Schilddrüsen-Hormonbestimmung im Blut anhand einer Blutprobe. Bei der Schilddrüse sind dies TSH-, T3- und T4-Werte.
- Ultraschalluntersuchung
- CT-Scan
- Feinnadelbiopsie der Schilddrüse mit Entnahme von Schilddrüsengewebe mittels einer dünnen Nadel.
- Operative Gewebeentnahme eines Schilddrüsenknotens oder eines Schilddrüsenlappens während eines chirurgischen Eingriffs.
Schilddrüsenkrebs Ursache
Die Schilddrüse produziert wichtige Hormone für die Stoffwechselfunktion. Schilddrüsentumore können daher zu einer Schilddrüsenüberfunktion oder einer Schilddrüsenunterfunktion und damit zu Stoffwechselstörungen führen.
- Warum genau es zu Krebs der Schilddrüse kommt, ist nicht ganz eindeutig geklärt.
- Übermässige Röntgenstrahlung im Halsbereich, Jodmangel sowie eine gewisse familiäre Veranlagung gelten jedoch als Risikofaktoren für Schilddrüsenkarzinome, ebenso wie radioaktive Bestrahlung.
- Eine gutartige Vergrösserung der Schilddrüse, ein Kropf, ist hauptsächlich durch einen Jodmangel bedingt und erfordert nicht zwingend eine chirurgische Behandlung.
- Schilddrüsenkrebs geht zu 70-80% von den Follikelzellen der Schilddrüse aus, den Zellen, die das Schilddrüsenepithel bilden.
- Seltener sind die sogenannten follikulären Karzinome. 5-10% der Schilddrüsenkarzinome entstehen aus den Calcitonin-produzierenden C-Zellen.
Vorkommen: Risikofaktoren für Schilddrüsenkrebs
Alter, Geschlecht und Strahlenbelastung können das Schilddrüsenkrebsrisiko erhöhen. Der medulläre Schilddrüsenkrebs wird mitunter durch eine Genveränderung verursacht, die von den Eltern an die Kinder weitergegeben wird. Zu den weiteren Risikofaktoren für Schilddrüsenkrebs gehören:
- Alter zwischen 25 und 65 Jahren
- Weiblich sein
- Als Säugling oder Kind einer Strahlung im Kopf- und Halsbereich oder radioaktiven Substanzen ausgesetzt gewesen zu sein (der Krebs kann bereits 5 Jahre nach der Exposition auftreten)
- Eine Struma (vergrösserte Schilddrüse) in der Vorgeschichte
- Erkrankungen der Schilddrüse oder Schilddrüsenkarzinome in der Familie
- Genetische Vorbelastung
Anzeichen und Symptome: Wie merkt man, dass man Schilddrüsenkrebs hat?
Schilddrüsenkrebs verursacht oft keine frühzeitigen Anzeichen oder Symptome und wird deshalb häufig zufällig bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Symptome treten unter Umständen erst dann auf, wenn der Tumor grösser wird. Häufige Symptome bei Schilddrüsenkrebs sind:
- Ein Knoten oder eine Schwellung am Hals
- Atemprobleme
- Schluckstörungen
- Heiserkeit
Schilddrüsenkrebs Arten und Stadien
Es gibt verschiedene Arten und Stadien von Schilddrüsenkrebs, dazu gehören:
Differenzierter Schilddrüsenkrebs
Hierzu gehören gut differenzierte, schlecht differenzierte und undifferenzierte Tumore.
- Gut differenzierte Tumore wie der papilläre und der follikuläre Schilddrüsenkrebs sind dabei gut behandelbar und in der Regel heilbar.
- Schlecht differenzierte und undifferenzierte Tumore (anaplastischer Schilddrüsenkrebs) jedoch wachsen, breiten sich schnell aus und haben eher schlechtere Heilungschancen.
Medullärer Schilddrüsenkrebs
- Der Medullärer Schilddrüsenkrebs ist ein neuroendokriner Tumor, der sich in den C-Zellen der Schilddrüse entwickelt. Diese produzieren ein Hormon namens Calcitonin, das zur Aufrechterhaltung eines gesunden Kalziumspiegels im Blut beiträgt.
- Medullärer Krebs der Schilddrüse wird manchmal auch durch eine Genveränderung verursacht, die von den Eltern an die Kinder weitergegeben wird.
- Es gibt einen Gentest, mit dem sich das veränderte Gen entsprechend nachweisen lässt. Papilläre und follikuläre Formen von Schilddrüsenkrebs wachsen langsam und sind weniger aggressiv als das medulläre Schilddrüsenkarzinom.
Schilddrüsenkrebs-Stadien: TNM-Klassifikation
Das Tumor-Ausbreitungsstadium ist ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl für die geeignete Behandlungsmethode. Die Einteilung der Stadien erfolgt dabei nach der TNM-Klassifikation:
- Tumorgrösse (T)
- Beteiligung der Lymphknoten (N)
- Vorhandensein von Metastasen (M)
Die Ziffern hinter den jeweiligen Buchstaben geben dabei den Hinweis auf Grösse und Ausdehnung des Tumors (T1-4), Zahl und Lage der befallenen Lymphknoten (N1 oder N2) sowie das Vorhandensein oder Fehlen von Metastasen (M0 oder M1). Auch das Alter wird in der TNM-Klassifikation berücksichtigt.
Genauso wie die Beschaffenheit (Grading), welches bei der mikroskopischen Untersuchung des entnommenen Gewebes festgelegt wird und dabei Hinweise auf die Art und Aggressivität des Tumors liefert.
Wie sind die Blutwerte bei Schilddrüsenkrebs?
- Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung werden die Schilddrüsenhormone TSH, T3 und T4 im Blut getestet.
- Jedoch können nur beim medullären Schilddrüsenkarzinom auch wirklich abnorme Blutwerte festgestellt werden. Hier ist der Calcitoninwert entsprechend erhöht. Bei allen anderen Formen von Schilddrüsenkrebs fallen die Blutwerte normal aus.
- Besteht der Verdacht auf eine erbliche Erkrankung, können zudem genetische Mutationen über das Blut bestimmt werden.
Mehr über Schilddrüsenwerte findest du hier.
Schilddrüsenkrebs Behandlung
Die Behandlung von Schilddrüsenkrebs richtet sich jeweils nach der Art des Tumors sowie dem Krankheitsstadium. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Schilddrüsenkrebs, dazu zählen:
Operation: Entfernung der Schilddrüse
Eine Operation ist die häufigste Behandlung von Schilddrüsenkarzinomen. Meist ist dabei eine vollständige Entfernung der Schilddrüse nötig, bei kleinen Tumoren können jedoch oft auch Teile der Schilddrüse erhalten werden.
Strahlentherapie bei Schilddrüsenkrebs
Die Strahlentherapie ist eine Krebsbehandlung, bei der Röntgen- oder andere Arten von Strahlung eingesetzt werden, um Krebszellen dabei abzutöten oder entsprechend am Wachstum zu hindern. Es gibt 2 Arten der Strahlentherapie.
- Die externe Strahlentherapie, bei der ein Gerät ausserhalb des Körpers verwendet wird, um die Strahlung auf den vom Krebs befallenen Bereich des Körpers zu richten.
- Die interne Strahlentherapie, bei welcher eine radioaktive Substanz verwendet wird, die in Nadeln, Implantaten, Drähten oder Kathetern eingeschlossen ist und direkt in oder in der Nähe des Tumors platziert wird.
- Nach einer Schilddrüsen-OP kann eine Strahlentherapie folgen, um Schilddrüsenkrebszellen abzutöten, die nicht entfernt wurden.
Radiojodtherapie gegen Schilddrüssenkrebs
- Follikuläre und papilläre Schilddrüsenkarzinome werden gelegentlich mit einer Therapie mit radioaktivem Jod behandelt. Dieses reichert sich in den Tumorzellen an und zerstört diese entsprechend.
- Da nur Schilddrüsengewebe Jod aufnimmt, zerstört das Präparat Schilddrüsengewebe und Schilddrüsenkrebszellen, ohne aber anderes Gewebe dabei zu schädigen.
- Nach einer Schilddrüsen-OP erfolgt in der Regel ebenfalls eine Radiojodtherapie, um mögliche verbleibende Tumorzellen damit zu eliminieren.
Chemotherapie bei Schilddrüsenkrebs
Eine Chemotherapie wird zur Behandlung von Schilddrüsenkrebs eher selten eingesetzt.
Schilddrüsenhormontherapie bei Schilddrüsenkrebs
Bei der Hormontherapie werden Hormone entfernt oder ihre Wirkung blockiert, um damit das Wachstum von Krebszellen zu verhindern.
- Bei Krebs der Schilddrüse können Medikamente verabreicht werden, die den Körper daran hindern, schilddrüsenstimulierendes Hormon (TSH) zu bilden.
- Auch kann die Schilddrüse nicht genügend Schilddrüsenhormone produzieren, da die Behandlung von Schilddrüsenkrebs die Schilddrüsenzellen abtötet.
- Die Patienten erhalten hier entsprechend Schilddrüsenhormon-Ersatztabletten.
Wachsames Abwarten
Beim „Watchful Waiting“ wird der Krankheitsverlauf genau überwacht, ohne dass eine Behandlung erfolgt, bis Anzeichen oder Symptome auftreten.
Operation bei Schilddrüsenkrebs
- Bösartige Schilddrüsentumore werden operativ entfernt. Je nach Bedarf kann dabei die gesamte Schilddrüse oder nur ein Teil davon entfernt werden.
- Nach der Entfernung der Schilddrüse müssen lebenslang Schilddrüsenhormone medikamentös ersetzt werden.
- Alternativ zur Operation kann in bestimmten Fällen auch eine Radiojodtherapie eingesetzt werden, wo radioaktives Jod in Kapselform oder wässerige Lösung eingenommen wird. Das Jod wird dabei ausschliesslich von der Schilddrüse aufgenommen und führt dort zur Zerstörung des Tumors.
Operationsarten
Je nach Art und Stadium des Schilddrüsenkrebses kann die gesamte Schilddrüse (totale Thyreoidektomie), die Hälfte der Schilddrüse (Hemithyreoidektomie) oder Teile der Schilddrüse (partielle Thyreoidektomie) entfernt werden. Manchmal ist auch die Entfernung der Nebenschilddrüse notwendig.
Mehr Infos über Schilddrüse entfernen gibt es hier nachzulesen
Prognose und Verlauf: Schilddrüsenkrebs Überlebens- und Heilungschancen
Faktoren, die sich auf Prognose, Heilungschancen und Behandlungsmöglichkeiten auswirken:
- Das Alter des Patienten zum Diagnosezeitpunkt
- Die Art des Schilddrüsenkrebses
- Das Stadium des Krebses
- Ob der Krebs durch eine Operation komplett entfernt wurde
- Die Frage, ob der Patient an multipler endokriner Neoplasie Typ 2B (MEN 2B) leidet
- Der allgemeine Gesundheitszustand
- Ob es sich um einen frisch diagnostizierten Krebs handelt oder um ein Rezidiv
Krebs der Schilddrüse kann nach einer Behandlung erneut auftreten, auch in anderen Körperteilen. Die Prognose nach Entfernung der Schilddrüse ist besonders gut, wenn die Erkrankung dabei lokal nur auf die Schilddrüse begrenzt ist. Der Verlauf der Erkrankung hängt wesentlich davon ab, an welcher Schilddrüsenkrebsform man erkrankt ist.
Verlauf und Heilungschancen bei papillärem Schilddrüsenkrebs
- Das papilläre Schilddrüsenkarzinom wächst relativ langsam und bleibt dabei zunächst auf die Schilddrüse beschränkt.
- Streut der Tumor, passiert dies zunächst über Lymphgefässe in die umgebenden Lymphknoten, später auch auf dem Blutweg und bildet Metastasen.
- Die Heilungschancen bei papillären Karzinomen sind in der Regel sehr gut.
Heilung und Verlauf bei follikulärem Schilddrüsenkrebs
- Follikuläre Karzinome breiten sich hauptsächlich über den Blutweg aus und bilden dabei Geschwülste in Lungen oder Knochen.
- Solange der Tumor auf die Schilddrüse begrenzt ist, sind die Heilungschancen hier sehr gut, aber auch bei Metastasen ist oftmals Heilung möglich.
Verlauf und Heilungschancen bei medullärem Schilddrüsenkrebs
- Medulläre Karzinome können früh in die Lymphknoten des Halses oder des oberen Brustkorbbereiches metastasieren.
- Über den Blutweg entwickeln sich dabei bevorzugt in Leber, Lunge und Knochen entsprechende Absiedlungen.
- Die Heilungschancen liegen hier bei 50-60%, werden Karzinome früh erkannt und haben noch nicht metastasiert sogar bei über 90%.
Verlauf und Heilung bei anaplastischen Schilddrüsenkrebs
- Das aggressive und undifferenzierte anaplastische Karzinom schreitet schnell voran und bildet früh Metastasen in Lunge, Leber, Knochen sowie Gehirn.
- Die Prognose ist hier entsprechend ungünstig.
Mehr Infos über unsere Schilddrüse gibt es hier nachzulesen
Fazit
Tumore der Schilddrüse können zu einer Schilddrüsenüberfunktion oder einer Schilddrüsenunterfunktion und damit zu Stoffwechselstörungen führen.
Zu den Risikofaktoren für Schilddrüsenkrebs zählen übermässige Röntgenstrahlung im Halsbereich, Jodmangel, familiäre Veranlagung sowie radioaktive Bestrahlung. Auch können Alter und Geschlecht das Schilddrüsenkrebsrisiko erhöhen.
Häufige Symptome bei Schilddrüsenkrebs sind: Ein Knoten am Hals, Atemprobleme, Schluckbeschwerden sowie Heiserkeit.
Es gibt verschiedene Arten von Schilddrüsenkrebs. Die Einteilung der Stadien erfolgt nach der TNM-Klassifikation.
Die Behandlung von Schilddrüsenkrebs richtet sich jeweils nach der Art des Tumors sowie dem Krankheitsstadium und umfasst dabei Operation zur Entfernung der Schilddrüse, Strahlentherapie, Radiojodtherapie, Chemotherapie, Schilddrüsentabletten, zielgerichtete Therapie sowie Watchful Waiting. Verlauf und Heilungschancen der Erkrankung hängen wesentlich davon ab, an welcher Form von Schilddrüsenkrebs man erkrankt ist.