Szintigraphie Schilddrüse- Indikation, Arten & Anwendung

Intro

Eine Szintigraphie der Schilddrüse ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, die Informationen über die Struktur und Funktion der Schilddrüse liefert. Sie dient dem Nachweis von Schilddrüsenerkrankungen und hilft zudem Tumore zu erkennen. Bei einer Schilddrüsenszintigraphie wird eine radioaktive Substanz, ein Radiopharmakon, verabreicht, welches sich in der Schilddrüse einlagert und dabei Rückschlüsse auf dessen Funktionsfähigkeit zulässt.

Was ist eine Szintigraphie der Schilddrüse und wann ist sie angezeigt? Welche Arten gibt es und wie läuft eine Schilddrüsenszintigraphie ab? Wie lange dauert sie, wie wird sie ausgewertet und welche Vorbereitungen müssen dafür getroffen werden? Was bedeuten heisse und kalte Schilddrüsenknoten in der Szintigraphie, wie gefährlich ist sie und welche Nebenwirkungen können dabei auftreten?

Mehr über unsere Schilddrüse: Aufgaben, Tests und Erkrankungen gibt es hier

Definition: Was ist eine Szintigraphie der Schilddrüse?

Bei einer Schilddrüsenszintigraphie wird ein radioaktives Medikament (Radiopharmakon oder Tracer) verwendet, um dabei Aufnahmen der Schilddrüse zu machen und gehört in der Bereich der Nuklearmedizin. Dieses wird in eine Armvene injiziert und gelangt entsprechend über das Blut in die Schilddrüse. Dort wird es von einer speziellen Gammakamera erfasst, die Bilder aufnimmt und damit Informationen über Funktion und Struktur der Schilddrüse liefert. 

Je aktiver die Schilddrüsenzellen sind, desto mehr davon nehmen sie auf. Stark strahlende Regionen haben eine hohe Stoffwechselrate und werden dabei auf dem Szintigramm rot dargestellt. Regionen, in denen sich eine verringerte Stoffwechselaktivität abzeichnet, erscheinen entsprechend blau. Die Radioaktivität ist dabei sehr schwach und besitzt nur eine kurze Halbwertszeit. Mehr über blaue (kalte) und rote (heisse) Schilddrüsenknoten später im Text detaillierter. 

Indikation: Wann ist eine Szintigraphie der Schilddrüse notwendig?

Die Funktionstüchtigkeit der Schilddrüse kann mit einer Szintigraphie untersucht werden. Diese wird insbesondere zur Abklärung einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) eingesetzt und um zwischen gutartigen (nicht krebsartigen) und bösartigen (krebsartigen) Schilddrüsenknoten zu unterscheiden. Zusammengefasst kann eine Schilddrüsenszintigraphie zur Beurteilung folgender Erkrankungen und Befunde beitragen:

Schilddrüsenszintigraphie Arten 

Es gibt verschiedenen Arten der Schilddrüsenszintigraphie, dazu gehören: 

Jod- und Technetium-Szintigraphie 

Bei dieser Art von Szintigraphie wird die Jodaufnahme und deren Verteilung in der Schilddrüse beurteilt und kann dabei Hinweise auf verschiedene Erkrankungen geben. Schilddrüsenareale die kein oder nur wenig Jod aufnehmen werden dabei als kalt, Areale mit überproportionaler Aufnahme von Jod als warm und bei starker Speicherung als heiss bezeichnet. Bei kalten Knoten, die keine Schilddrüsenhormone produzieren, handelt es sich meist um gutartige Tumore und werden in kühlen blauen Farben dargestellt. Heisse Knoten hingegen führen zu einer Überproduktion von Schilddrüsenhormonen und erscheinen im Szintigramm entsprechend rot. Mehr über heisse und kalte Knoten später im Text.

Für eine Szintigraphie der Schilddrüse wird wegen der geringeren Strahlenbelastung in der Regel kein radioaktiv markiertes Jod, sondern radioaktives Technetium verwendet. Technetium verhält sich im Körper wie Jod. Es wird vor der Untersuchung intravenös gespritzt und nur von der Schilddrüse aufgenommen. Eine spezielle Kamera zeichnet dieses auf und scheidet es nach kurzer Zeit wieder aus.

Jod-Szintigraphien werden in erster Linie zur Vorbereitung einer Radiojodtherapie oder zur Tumornachsorge bei Schilddrüsenkrebs eingesetzt. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion, wie z. B. Morbus Basedow, ist die Jodaufnahme dabei gesteigert. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion wie z. B. Hashimoto ist sie hingegen vermindert.

Suppressionsszintigraphie 

Eine Suppressionsszintigraphie dient dem Erkennen von versteckten Schilddrüsenautonomien. Vor der Szintigraphie erhalten Patienten dabei ein künstliches Schilddrüsenhormon in Tablettenform, Thyroxin, wodurch die Hormonproduktion in den gesunden Schilddrüsenzellen unterdrückt wird, in kranken nicht. Bei der anschliessenden Technetium-Szintigraphie speichert dann nur noch das kranke, autonome Schilddrüsengewebe das Technetium und kann damit besser erkannt und unterschieden werden.  

MIBI-Szintigraphie 

Bei einer MIBI-Szintigraphie wird ein radioaktiv markierter Zucker als Träger an Technetium gebunden, welcher sich in den Mitochondrien ansammelt und dabei als Hinweis für Stoffwechselaktivität von Schilddrüsenknoten genutzt wird. Mehr über Schilddrüsenknoten gibt es hier nachzulesen

Szintigraphie Schilddrüse Ablauf: Wie läuft eine Schilddrüsenszintigraphie ab? 

Bei einer Schilddrüsenszintigraphie spritzt man eine geringe Dosis einer radioaktiven Substanz, ein Radiopharmaka. Wie Jod reichert sich diese in der Schilddrüse an. Nach der Injektion muss 10-20 Minuten abgewartet werden, bevor mit der Untersuchung begonnen werden kann, damit das radioaktive Präparat von der Schilddrüse aufgenommen werden kann. Die am häufigsten verwendete Substanz ist Technetium-99m.

Für die Untersuchung selbst liegt oder sitzt man, die Kamera dabei dicht über dem Hals positioniert, berührt den Körper aber nicht. Es ist wichtig, während dieser Zeit ganz still zu liegen/sitzen und zu versuchen, dabei nicht zu schlucken und sich nicht zu bewegen, da Bewegungen die Bilder verwischen können. Auch darf während der Untersuchung nicht gesprochen werden. Die Untersuchung selbst dauert in der Regel ca. 10-15 Minuten und ist dabei komplett schmerzfrei.

Szintigraphie Schilddrüse Vorbereitung

Vor der Untersuchung sollte auf stark jodhaltige Nahrungsmittel, Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente verzichtet werden. Ausserdem muss Schmuck am Kopf und Hals vor der Untersuchung entfernt werden.

Muss man für eine Schilddrüsenszintigraphie nüchtern sein? 

Nein, für eine Schilddrüsenszintigraphie muss man nicht nüchtern erscheinen. 

Dauer: Wie lange dauert eine Szintigraphie der Schilddrüse?

In der Regel dauert die komplette Untersuchung insgesamt etwa 45 Minuten. Nach der Injektion muss eine Wartezeit von 10-20 Minuten eingehalten werden, woraufhin eine ca. 15-minütige Untersuchung folgt.

Szintigraphie Schilddrüse Auswertung

Die Farben in der Szintigraphie zeigen an, wie viel Jod die Schilddrüse aufnimmt und verarbeitet. Rot gefärbte Abschnitte arbeiten am meisten, während gelbe und grüne Bereiche mässig tätig sind. In blau gefärbten Arealen wird nur wenig Jod gebraucht. Knoten, die kein oder wenig Technetium speichern, nennt man auch kalte Knoten. Stark strahlende Regionen mit hohem Stoffwechsel hingegen werden auf dem Szintigramm rot dargestellt und als heisse Knoten bezeichnet. Mehr dazu gleich.

Schilddrüsenknoten: Heisse und kalte Knoten in der Szintigraphie?

Kalte Knoten 

Der Begriff kalter Knoten bezieht sich darauf, ob ein Schilddrüsenknoten bei der Szintigraphie radioaktiv markiertes Jod bzw. Technetium aufnimmt oder nicht. Eine gesunde Schilddrüse braucht Jod zur Produktion von Schilddrüsenhormonen und nimmt dieses dabei gleichmässig auf. Areale, die kein Jod aufnehmen bezeichnet man als kalt. Sie produzieren kein oder nur wenig Schilddrüsenhormon. Diese Knoten sind meistens gutartige Zysten, Vernarbungen, Verkalkungen oder Schleimknoten. In 2-5% der Fälle handelt es sich um Schilddrüsenkrebs.

Heisse Knoten 

Areale, die vermehrt Jod aufnehmen, bezeichnet man als heisse Knoten. Dabei handelt es sich meist um gutartige Wucherungen (Adenome) und in 3% um Schilddrüsenkrebs

Alles über Schilddrüsenknoten und Schilddrüsenkrebs gibt es hier nachzulesen

Schilddrüsenszintigraphie Risiken und Gefahren: Hat eine Szintigraphie der Schilddrüse Nebenwirkungen?

Die verabreichte Substanz bei einer Schilddrüsenszintigraphie ist gering, sehr gut verträglich und in der Regel ohne Nebenwirkungen. Während der Schwangerschaft wird üblicherweise keine Schilddrüsenszintigraphie durchgeführt, auch in der Stillzeit nicht, da sich das Technetium wie Jod auch in der Muttermilch anreichert. 

Wie hoch ist die Strahlenbelastung bei einer Szintigraphie der Schilddrüse 

Technetium-99m hat eine kurze Halbwertszeit von 6 Stunden und ebenfalls eine kurze biologische Halbwertszeit. Damit ist die Untersuchung nur mit einer geringen Strahlenbelastung für den Patienten verbunden. 

Szintigraphie Schilddrüse Hashimoto

Die Hashimoto-Thyreoiditis macht mit ca. 80% die häufigste Form der Schilddrüsenentzündung aus. Allein zur Hashimoto-Diagnostik ist eine Szintigraphie nicht notwendig. Eine niedrige Technetium-Aufnahme kann allerdings auf eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine andere Art von Schilddrüsenentzündung hinweisen. Eine Hashimoto-Schilddrüse kann in der Szintigraphie jedoch auch ganz unauffällig erscheinen. Sie eignet sich auch, um eine Hashitoxikose, die Schilddrüsenüberfunktion, mit der Hashimoto oft beginnt, von einer Basedow-Überfunktion zu unterscheiden. Mehr über Hashimoto dicker Bauch gibt es hier. 

Mehr über Schilddrüse: Aufgaben, Erkrankungen und Tests gibt es hier nachzulesen

Fazit 

Eine Szintigraphie der Schilddrüse gehört zu den nuklearmedizinischen Untersuchungen, bei welcher ein radioaktives Medikament (Radiopharmakon oder Tracer) verwendet wird, um Aufnahmen der Schilddrüse zu machen. Je aktiver die Schilddrüsenzellen sind, desto mehr nehmen sie davon auf. Stark strahlende Regionen haben eine hohe Stoffwechselrate und werden auf dem Szintigramm rot dargestellt. Regionen, in denen sich eine verringerte Stoffwechselaktivität abzeichnet, erscheinen hingegen blau.

Eine Schilddrüsenszintigraphie wird insbesondere zur Abklärung einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) eingesetzt und um zwischen gutartigen (nicht krebsartigen) und bösartigen (krebsartigen) Schilddrüsenknoten zu unterscheiden. 

Es gibt verschiedenen Arten der Schilddrüsenszintigraphie, dazu gehören Jod- und Technetium-Szintigraphie, Suppressionsszintigraphie und MIBI-Szintigraphie. In der Regel dauert die Untersuchung insgesamt etwa 45-60 Minuten.

Die verabreichte Substanz ist dabei gering, sehr gut verträglich und in der Regel ohne Nebenwirkungen.