Hormone- Aufgaben, Wirkung & Einteilung

Intro

Manchmal spielen unsere Hormone verrückt … so weit hergeholt ist der Spruch gar nicht. Denn ohne das Hormonsystem funktioniert so gut wie Nichts im Körper. Was sind Hormone, wie werden sie geregelt, welche Hormone gibt es und welche entsprechenden Aufgaben haben sie? Welchen Einfluss haben Ernährung oder Sport auf den Hormonhaushalt und was passiert, wenn sie aus dem Gleichgewicht geraten?

Keypoints

  • Hormone sind chemische Signal- oder Botenstoffe und haben Einfluss auf Wachstum und Entwicklung, Stoffwechsel, Sexualfunktion, Fortpflanzung sowie Gemütslage
  • Hormone sind sehr wirkungsvoll. Schon eine winzige Konzentration reicht aus, um erhebliche Veränderungen im ganzen Körper zu bewirken
  • Hormone arbeiten zusammen und können sich dabei entweder gegenseitig anregen oder aber in ihrer Hormonbildung gegenseitig bremsen
  • Einfach erklärt funktionieren unsere Hormone entsprechend einem Schlüssel-Schloss-Prinzip
  • Zu einem Hormonungleichgewicht kommt es aufgrund einer falschen Hormonmenge oder einer gestörten Funktion eines Hormons

Was sind Hormone?

Hormone sind chemische Signal- oder Botenstoffe des Körpers und wurden in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entdeckt. Der Begriff Hormon wurde 1905 von Ernest Starling geprägt.

Hormone wirken auf bestimmte Zielorgane. In diesen Zielorganen finden sich spezielle Rezeptoren, an welche sich die Hormonmoleküle entsprechend binden. Meist liegen diese Rezeptoren dabei an den Zelloberflächen (Zellmembran). Die Bindung des Hormons löst eine biochemische Reaktion im Inneren der Zelle aus, die sogenannte Primärreaktion.

Welche Aufgaben haben Hormone?

Hormone wandern über den Blutkreislauf zu den verschiedenen Geweben und Organen und haben dabei Einfluss auf viele verschiedene Prozesse, darunter: 

  • Wachstum und Entwicklung 
  • Stoffwechsel
  • Sexualfunktion
  • Fortpflanzung
  • Gemütslage

Hormone sind sehr wirkungsvoll. Schon eine winzige Konzentration reicht aus, um erhebliche Veränderungen in den Zellen und im ganzen Körper zu bewirken. Ein Überschuss oder ein Mangel an bestimmten Hormonen kann schwerwiegende Folgen haben. Mehr zu den Wirkungsspektren der verschiedenen Hormone detaillierter später.

Wo entstehen Hormone?

Hergestellt werden Hormone in den endokrinen Drüsen. Die wichtigsten endokrinen Drüsen sind Hypophyse, Zirbeldrüse, Thymusdrüse, Schilddrüse, Nebennieren sowie die Bauchspeicheldrüse. Zusätzlich dazu produzieren Männer Hormone in den Hoden und Frauen in den Eierstöcken.

Das Hormonsystem

Das Hormonsystem, auch endokrines System genannt, ist ein Netzwerk aus Zellen und Drüsen die Signalstoffe absondern. Diese dienen dazu, Stoffwechselvorgänge zu regulieren und Organfunktionen zu beeinflussen. Zu unserem Hormonsystem gehören:  

  • Hypothalamus 
  • Hypophyse 
  • Zirbeldrüse 
  • Schilddrüse
  • Nebenschilddrüsen 
  • Nebennieren (Rinde und Mark) 
  • Endokrine Zellen im Magen-Darm-Trakt 
  • Langerhans-Inseln in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas)
  • Keimdrüsen (Hoden und Eierstöcke) 

Hormonsteuerung

Hormone arbeiten nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip

Die hormonproduzierenden Zellen und Drüsen können sich entweder gegenseitig anregen oder aber in ihrer Hormonbildung gegenseitig bremsen. Über die Hormone werden u. a. das Wachstum und die Entwicklung, der Elektrolyt- und Wasserhaushalt, der Wärmehaushalt, der Stoffwechsel der Zellen, der Schlaf-Wach-Rhythmus, der Blutdruck sowie das Blutvolumen gesteuert.

Das Hormonsystem ist ein sehr komplexes System. Einfach erklärt funktionieren unsere Hormone entsprechend einem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Über den Blutkreislauf gelangen die Hormone entsprechend an ihre Zielzellen. Das Hormon und der Rezeptor der entsprechenden Zielzelle stellen dabei bildlich gesehen einen Schlüssel und ein Schloss dar, und passen zusammen wie ein Schlüssel zu seinem entsprechenden Schloss.

Welche Hormone steuern welche Körperfunktionen?

Bildungsort Hormon Funktion
Nebennieren Aldosteron Regulierung des Salz-Wasserhaushalts
Kortisol Entzündungshemmend, stabilisiert Blutzuckerspiegel und unterstützt Salz-Wasserhaushalt
Dehydroepiandrosteron (DHEA) Produktion von Androgenen und Östrogenen
Adranalin und Noradrenalin Beeinflussen Herz, Lunge, Blutgefässe und Nervensystem
Verdauungstrakt Cholezystokinin Steuert die Funktion der Gallenblase
Ghrelin Steuert Freisetzung von Wachstumshormon und verursacht Hungergefühl
Eierstöcke Östrogen Steuert Entwicklung der weiblichen Geschlechtsmerkmale und Fortpflanzungssystem
Progesteron Bereitet Gebärmutterschleimhaut auf Einnistung und Milchdrüsen auf Milchausschüttung vor
Nieren Renin Steuert Natrium-, Kalium- und Wasserkonzentrationen
Bauchspeicheldrüse Glukagon Hebt den Blutzuckerspiegel
Insulin Senkt den Blutzuckerspiegel
Nebenschilddrüsen Parathormon Steuert Knochenbildung und Kalziumspiegel
Hypophyse Kortikotropin (ACTH) Steuert Hormonroduktion und Ausschüttung durch Nebennieren
Wachstumshormon Steuert Wachstum und Entwicklung
LH und FSH Steuert Fortpflanzungsfunktionen und Reguliert Geschlechtsmerkmale
Prolaktin Steuert Milchproduktion in den Brustdrüsen
Oxytocin Stimuliert Milchgänge
TSH Regt Produktion und Ausschüttung von Hormonen durch die Schilddrüse an
Vasopressin Veranlasst nieren Wasser zurückzuhalten,
Hoden Testosteron Steuert Entwicklung der männlichen Geschlechtsmerkmale
Schilddrüse Kalzitonin Hilft bei der Regulierung des Kalziumhaushalts

Was passiert wenn der Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht gerät?

Verschiedene Krankheiten beruhen darauf, dass zu viel, zu wenig oder gar nichts mehr vorhanden ist. Manchmal ist aber auch nicht die Hormonmenge, sondern die Funktion eines Hormons gestört. Hormone werden auch als Medikamente eingesetzt.

Wie werden Hormonstörungen diagnostiziert?

Hormonstörungen werden sowohl im Rahmen von Labortests als auch anhand von klinischen Symptomen diagnostiziert. Mit Hilfe von Laboranalysen können dafür Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin sowie Speichel auf Hormonanomalien untersucht werden.

Was kann man gegen einen gestörten Hormonhaushalt tun?

Bei einem Mangel an einem bestimmten Hormon kann eine synthetische Hormonersatztherapie durchgeführt werden. Bei einer übermässigen Hormonproduktion können Medikamente eingesetzt werden, um die Wirkung des Hormons entsprechend zu dämpfen.

Hormone Frau

Die beiden wichtigsten weiblichen Hormone sind Östrogen und Progesteron. Auch wenn Testosteron eigentlich als männliches Hormon gilt produzieren und benötigen auch Frauen auch eine geringe Menge davon. Der Menstruationszyklus wird von 4 Hormonen gesteuert: 

  • FSH (Follitropin, follikelstimulierendes Hormon) 
  • LH (Luteotropin, luteinisierendes Hormon) 
  • Östrogen 
  • Progesteron

Hormone und Wechseljahre 

Bei der Hormonersatztherapie (HRT) wird der in den Wechseljahren entstehende Hormonmangel künstlich durch Medikamente ausgeglichen. Zur Bestätigung der Menopause wird mitunter ein erhöhter Spiegel des follikelstimulierenden Hormons (FSH) gemessen. Hormone die in den Wechseljahren fehlen sind Östrogen sowie Progesteron

Hormone Mann

Testosteron ist das wichtigste männliche Geschlechtshormon und wird in den Leydigzellen des Hodens gebildet. Auch im männlichen Körper befinden sich Östrogene, wenn auch nur etwa ein Zehntel der Menge die im weiblichen Körper vorkommt. 

Hormone in der Pubertät

Der Startschuss für die Pubertät ist sowohl bei Jungs als auch bei Mädchen die Produktion des „Gonadotropin-Releasing-Hormons“ (GnRH) aus dem Hypothalamus. Dieses Hormon regt die Hypophyse zur Ausschüttung von 2 Hormonen an: FSH und LH. Das luteinisierende Hormon LH veranlasst die Hoden dazu Testosteron zu produzieren. Die 2 wichtigsten weiblichen Geschlechtshormone sind Östrogen und Progesteron.

Hormone als Verhütungsmittel

Hormonelle Verhütungsmittel (Pille, Pflaster, Stäbchen oder Vaginalring) enthalten alle eine geringe Menge an künstlich hergestellten Östrogen- und Gestagen Hormonen, die eine ungewollte Schwangerschaft verhindern.

Hormonelle Verhütungsmittel verhindern dabei in der Regel den Eisprung. Zudem verändern sie den Gebärmutterhalsschleim, so dass es für die Spermien schwierig wird den Gebärmutterhals zu passieren. Auch können sie die Gebärmutterschleimhaut so verändern, dass eine Einnistung der befruchteten Eizelle unwahrscheinlich wird.

Mehr zum Thema wie sicher ist die Pille? gibt es hier

Hormone in der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft ist der Hormonspiegel im Körper stark verändert. Mehrere Hormone spielen dabei während der Schwangerschaft eine zentrale Rolle. Dazu gehören: 

Humanes Choriongonadotropin-Hormon (HCG)

Dieses Hormon wird in der Plazenta während der Schwangerschaft gebildet. Der HCG-Spiegel im Blut und Urin der Mutter steigt im 1. Trimester stark an. HCG kann dabei eine Rolle bei Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft spielen. 

Humanes Plazenta-Laktogen (HPL) 

Dieses Hormon ist auch als humanes Chorion-Somatomammotropin bekannt und wird ebenfalls in der Plazenta gebildet. Es versorgt den Fötus mit Nährstoffen und stimuliert die Milchdrüsen für das Stillen.

Östrogen 

Während der Schwangerschaft wird Östrogen zusätzlich von der Plazenta gebildet und trägt mit zur Aufrechterhaltung einer gesunden Schwangerschaft bei.

Progesteron 

Progesteron ist ein Hormon, das während der Schwangerschaft von den Eierstöcken und der Plazenta gebildet wird. Es stimuliert die Verdickung der Gebärmutterschleimhaut für die Einnistung der befruchteten Eizelle.

Hormone im Sport

Während wir uns sportlich betätigen, schüttet der Körper unterschiedliche Hormone aus, vom Glückshormon Dopamin über Serotonin bis hin zu Endorphinen. Während des Sports wird ebenfalls Adrenalin ausgeschüttet, dieses sorgt dafür, dass sich unser Körper an die Belastung gewöhnt.

Das Wachstumshormon und Erythropoietin (EPO) sind die bekanntesten Dopingmittel im Sport. Das Wachstumshormon, welches stark anabol wirkt, erhöht dabei die Skelettmuskelmasse und reduziert das Körperfett und wird daher vor allem von Kraft- und Leistungssportlern eingesetzt. Wachstumshormone gehören zur Kategorie der Anabolika und sind entsprechend auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA).

Mehr zum Thema Doping: Geschichte, Substanzen und Gefahren findest du hier

Hormone für Muskelwachstum 

Für das Muskelwachstum benötigen wir eine höhere Menge an anabolen Hormonen. Dazu gehören: Insulin, insulinähnliche Wachstumsfaktoren (IGFs), Wachstumshormon (GH) und Testosteron. Hormone können das Muskelwachstum sowie die Muskelkraft unterschiedlich beeinflussen.

Hormone beim Bodybuilding und im Kraftsport

Beim Bodybuilding spielen die anabolen Hormone eine entscheidende Rolle, indem sie vor allem das Muskelwachstum stimulieren. Andere Hormone wie Cortisol, Epinephrin und Glucagon erhöhen die Verfügbarkeit von Glukose (die Brennstoffquelle des Körpers) und unterstützen somit das Krafttraining

Testosteron für mehr Muskelmasse

Testosteron reguliert nicht nur die Libido, sondern auch die Muskelmasse, die Kraft sowie die Fettverteilung, was es zu einem der wichtigsten Hormone für das Bodybuilding macht. Als anaboles Hormon erhöht Testosteron die Neurotransmitter im Nervensystem, um die Grösse der Muskeln zu erhöhen.

Die Einnahme von Testosteronpräparaten ist bei Bodybuildern sehr beliebt, gilt jedoch bei Sportwettkämpfen als verboten, da sie viele potenzielle Gesundheitsrisiken bergen.

Interessante Hormon-Facts 

  • Biochemisch betrachtet handelt es sich beim Vitamin-D um ein hochwirksames Steroidhormon
  • Männer wie auch Frauen brauchen Östrogen UND Testosteron. Im Allgemeinen wird Östrogen als „weibliches Hormon“ und Testosteron als „männliches Hormon“ angesehen, aber Männer und Frauen brauchen BEIDE
  • Hormone sind sehr wirkungsvoll. Es braucht nur eine winzige Menge, um riesige Veränderungen in Zellen oder sogar im ganzen Körper zu bewirken
  • Traditionelle chinesische Heilpraktiker praktizierten die Endokrinologie bereits vor mehr als 2000 Jahren
  • Pflanzen produzieren Hormone ganz ohne ein endokrines System

Fazit

Hormone sind chemische Signal- oder Botenstoffe und wirken auf bestimmte Zielorgane. In diesen befinden sich spezielle Rezeptoren, an welche sich die Hormonmoleküle binden, bevor sie über den Blutkreislauf verteilt zu den verschiedenen Geweben und Organen transportiert werden.

Über die Hormone werden u. a. das Wachstum und die Entwicklung, der Elektrolyt- und Wasserhaushalt, der Wärmehaushalt und der Stoffwechsel der Zellen, der Schlaf-Wach-Rhythmus, der Blutdruck sowie das Blutvolumen gesteuert.

Hergestellt werden Hormone in den endokrinen Drüsen. Hormone sind sehr wirkungsvoll, schon winzige Konzentrationen reichen aus, um erhebliche Veränderungen im ganzen Körper zu bewirken.