Intro
Die nuklearmedizinische Bildgebung ermöglicht die Darstellung von Organ- und Gewebestrukturen sowie deren Funktion. Eine nuklearmedizinische Untersuchung kann sowohl zur Diagnose als auch zur Behandlung durchgeführt werden. Während des Verfahrens wird eine winzige Menge einer radioaktiven Substanz verwendet, ein so genanntes Radionuklid, Radiopharmakon oder radioaktiver Tracer, das vom Körpergewebe aufgenommen wird. Zu den gängigen Diagnoseverfahren der Nuklearmedizin gehören Scans von Herz, Lunge, Nieren, Gallenblase sowie auch Schilddrüse.
Was ist Nuklearmedizin, wie wird sie in der Diagnostik und Therapie eingesetzt und was sind Radionuklide? Welche nuklearmedizinischen Arten und Untersuchungsmethoden gibt es, wie läuft eine nuklearmedizinische Untersuchung ab und was muss man vor und nach der Untersuchung beachten? Welche Risiken und Gefahren gibt es dabei, was sind die Unterschiede zwischen Nuklearmedizin und Röntgen und wie wird Nuklearmedizin im Zusammenhang mit Schilddrüse und Krebs angewendet?
Definition Nuklearmedizin: Was macht man in der Nuklearmedizin?
Nuklearmedizin kann sowohl zur Diagnostik als auch zur Therapie genutzt werden. In der Nuklearmedizin verwendet man radioaktives Material im Körper, um zu sehen, wie Organe oder Gewebe arbeiten oder um beschädigte oder kranke Organe oder Gewebe gezielt zu zerstören. Für jede Art von Untersuchung werden dabei bestimmte Technologien, Radionuklide und Verfahren eingesetzt.
Radionuklide
In der Nuklearmedizin kommen radioaktive Substanzen zum Einsatz. Sie bestehen jeweils aus einem Radioisotop mit einer kurzen Halbwertszeit und meist einem 2. Bestandteil, der sich an einen bestimmten Zelltyp im Körper bindet und dafür sorgt, dass das Radioisotop dorthin gelangt, wo es auch wirken soll.
Es gibt mehrere verschiedene Arten von Radionukliden, dazu gehören Technetium, Thallium, Gallium, Jod und Xenon. Welche Art von Radionuklid man verwendet, hängt dabei von der Art der Untersuchung sowie dem zu untersuchenden Körperteil ab. Bereiche, in denen sich das Radionuklid in grösseren Mengen ansammelt, werden als Hot Spots bezeichnet. Die Bereiche, die das Radionuklid nicht absorbieren und auf dem Scanbild weniger hell erscheinen, gelten als kalte Stellen.
Beispiele von Radionuklide
- 99m-Technetium-Pertechnetat für Schilddrüsenuntersuchungen
- 99m-Technetium-Phosphate für Skelettszintigraphie
- 201-Thallium zur Untersuchung der Herzdurchblutung
Das am häufigsten verwendete Radionuklid 99m-Technetium hat eine Halbwertszeit von 6 Stunden, d. h. es ist bereits nach 6 Stunden nur noch die Hälfte der Strahlendosis vorhanden.
Einsatz in der Diagnostik
In der nuklearmedizinischen Diagnostik geht es um das Sichtbarmachen von Stoffwechselveränderungen. Dafür wird eine radioaktiv markierte Substanz, ein Radiopharmaka, verabreicht, welches von Gammakameras entsprechend aufgezeichnet werden kann.
Einsatz in der Therapie
Bei der nuklearmedizinischen Therapie, der Behandlung von Krankheiten, gelangt ein Radiopharmakon direkt in die kranken Zellen und zerstört diese wie z. B. bei Schilddrüsenkrebs oder der Behandlung von gutartigen Schilddrüsenknoten. Das radioaktive Isotop gelangt dabei nur in das Zielgebiet und kann so gezielt entartete Zellen schädigen und das, ohne dabei anderen Körperregionen zu schaden. Mehr über Nuklearmedizin und Schilddrüse später in diesem Text.
Nuklearmedizinische Untersuchung: Was kann man in der Nuklearmedizin untersuchen?
Eine nuklearmedizinische Untersuchung liefert Informationen über die Funktionsweise von Organen, Geweben und Zellen. Bei den meisten Diagnoseverfahren wird dabei ein radioaktiver Marker (Tracer) injiziert, geschluckt oder eingeatmet, um zu sehen, wie viel des Tracers absorbiert wird oder wie dieser in dem Organ oder Gewebe reagiert.
Andere gängige bildgebende Verfahren wie z. B. Röntgen zeigen nur die Strukturen auf. Nuklearmedizin hingegen wird gezielt auch bei Behandlungen eingesetzt, um damit krebsartige Zellen abzutöten oder zu schädigen sowie die Grösse von Tumoren zu verringern. Mehr zum Vergleich Nuklearmedizin und Röntgen später.
Untersuchungsmethoden in der Nuklearmedizin
Nuklearmedizinische Untersuchungen werden zur Diagnose einer Vielzahl von Beschwerden und Krankheiten eingesetzt. Zu den häufigsten Untersuchungen gehören:
Nierenscans
Sie dienen der Untersuchung der Nieren und der Feststellung von etwaigen Anomalien. Dazu gehören z. B. eine abnorme Funktionsfähigkeit oder eine Behinderung des Nierendurchflusses. Zum Nierenschmerzen Test und alles über Symptome wenn die Nieren nicht richtig arbeiten gehts hier.
Schilddrüsen-Scans
Sie dienen zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion sowie zur genaueren Untersuchung eines Schilddrüsenknotens oder eines Tumors. Mehr über Nuklearmedizin und Schilddrüse später im Text. Alles über Schilddrüsenknoten und Schilddrüsenkrebs gibt es hier nachzulesen.
Knochen-Scans
Diese werden zur Beurteilung degenerativer oder arthrotischer Veränderungen in den Gelenken, zur Diagnose von Knochenkrankheiten und -tumoren sowie zur Bestimmung der Ursache von Knochenschmerzen oder -entzündungen eingesetzt.
Gallium-Scans
Sie werden eingesetzt, um aktive Infektions- und/oder Entzündungskrankheiten, Tumore sowie Abszesse zu diagnostizieren.
Herz-Scans
Bei Herz-Scans geht es darum, eine abnorme Durchblutung des Herzens zu erkennen, das Ausmass der Schädigung des Herzmuskels nach einem Herzinfarkt zu ermitteln oder die Herzfunktion zu bestimmen. Myokard-Perfusions-Scans und Radionuklid-Angiographie-Scans sind die beiden wichtigsten Herz-Scans. Zum Herzmuskelentzündung Selbsttest gehts hier.
Hirn-Scans
Damit werden Probleme im Gehirn und/oder in der Hirndurchblutung untersucht. Zum Durchblutungsstörung Selbsttest gehts hier.
Brust-Scans
Sie werden oft in Verbindung mit Mammographien eingesetzt, um bösartiges Gewebe in der Brust damit aufzuspüren.
Nuklearmedizin Arten
PET-Scan
Bei der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) verwendet man einen Tracer, um die natürliche Aktivität von Zellen aufzuzeigen. Dieser liefert dabei detaillierte Informationen darüber, wie die Organe funktionieren und ob Zellen geschädigt sind. PET-Scans werden häufig mit Computertomografien (CT) oder Magnetresonanztomografien (MRT) kombiniert, die dreidimensionale Bilder des entsprechenden Organs liefern. Häufige Anwendungsbereiche von PET-Scans sind:
- Diagnose von Herzkrankheiten, Alzheimer und Erkrankungen des Gehirns
- Detaillierte Informationen über Krebstumore zur Bestimmung der bestmöglichen Behandlungsmethode
Bei der Behandlung zielt der Tracer auf ein schädliches Organ oder Gewebe, wodurch die Radioaktivität das Wachstum der Zellen schädigt oder stoppt. Zwei häufig eingesetzte nuklearmedizinische Behandlungsmethoden sind die Therapie mit radioaktivem Jod und die Brachytherapie.
SPECT
Zur besseren Beurteilung einzelner Untersuchungsregionen können ohne zusätzliche Strahlenbelastung Schichtaufnahmen, ähnlich wie beim CT durchgeführt werden. Eine sogenannte Single-Photon-Emissions-Computertomographie erlaubt eine überlagerungsfreie Darstellung ausgewählter Areale.
Ablauf: Wie läuft eine nuklearmedizinische Untersuchung ab?
Eine nuklearmedizinische Untersuchung gliedert sich in 3 Phasen: Verabreichung des Tracers (Radionuklid), Aufnahme der Bilder und Auswertung der Bilder.
Vor der Untersuchung
Zur Vorbereitung auf die Untersuchung wird ein Tracer (Markersubstanz) entweder injiziert, inhaliert oder geschluckt. Danach muss erstmal abgewartet werden, bis dieser durch den Körper zum entsprechenden Gewebe oder Organ gelangt und aufgenommen wird. Vor einer nuklearmedizinischen Untersuchung muss man Schmuck oder andere Gegenstände ablegen, die den Eingriff stören könnten.
Durchführung
Während der Untersuchung liegt oder sitzt man, während eine Kamera, die die Strahlung erfasst, über den Körper gehalten wird. Nach Verabreichung des Radionuklid sammelt sich dieses im Körpergewebe an und Strahlung wird freigesetzt. Diese wird mit einem Strahlungsdetektor nachgewiesen. Der häufigste Detektortyp dafür ist die Gammakamera. Während des Eingriffs ist es sehr wichtig, dass man so ruhig wie möglich liegt. Denn jede Bewegung kann die Bildqualität beeinträchtigen.
Nach der Untersuchung
Das radioaktive Material des Tracers verlässt den Körper je nach Art des Markers und des durchgeführten Tests innerhalb weniger Stunden bis zu einigen Tagen. Unmittelbar nach dem Eingriff ist der Körper leicht radioaktiv, bzw. gibt Strahlung ab. Diese lässt jedoch mit der Zeit nach und ist für andere nicht gefährlich. Häufiges Händewaschen kann helfen, die geringe Strahlung, die andere abbekommen, zu reduzieren. Zudem kann das Trinken von viel Wasser dazu beitragen, dass das radioaktive Material den Körper schneller verlässt.
Risiken und Gefahren: Ist Nuklearmedizin gefährlich?
Wir alle sind täglich ionisierender Strahlung aus der Umwelt ausgesetzt, eine zusätzliche Strahlenbelastung wie bei nuklearmedizinischen Verfahren kann das Risiko, später im Leben an Krebs zu erkranken, geringfügig erhöhen. Die Strahlendosis bei einer nuklearmedizinischen Untersuchung ist in der Regel höher als bei herkömmlichen bildgebenden Verfahren wie z. B. dem Röntgen.
Einige nuklearmedizinische Verfahren sind langwierig und strahlen dabei intensiver als andere, was zu Hautrötungen und Haarausfall führen kann. Unmittelbar nach dem Eingriff werden möglicherweise geringe Mengen an Strahlung abgegeben und verpflichtet deshalb, Massnahmen zu ergreifen, um andere vor dieser Strahlung zu schützen.
Vergleich: Nuklearmedizin vs. Röntgen
Bei einer nuklearmedizinischen Untersuchung wird radioaktives Material (Tracer) injiziert, eingenommen oder eingeatmet. Beim Röntgen hingegen durchdringen Strahlen den Körper.
In der Nuklearmedizin zeigen die aufgenommenen Bilder, wo und wie der Tracer absorbiert wird und zeigen dabei die Funktion an. In der Radiologie werden Bilder von Körperstrukturen erstellt und zeigen jeweils deren Struktur. Auch werden nuklearmedizinische Untersuchungen zur Diagnosestellung und Behandlung genutzt, in der Radiologie hingegen nur zur Diagnose. Die Dosis ionisierender Strahlung bei einer nuklearmedizinischen Untersuchung ist in der Regel etwas höher als bei einer herkömmlichen Röntgenuntersuchung. Während die Röntgenstrahlung von aussen auf den Körper einwirkt, spielt sich die Nuklearmedizin auf molekularer Ebene im Körper ab.
Nuklearmedizin Schilddrüse
Schilddrüsenerkrankungen sind häufig. Neben Schilddrüsenvergrösserung (Struma/Kropf) spielen auch Schilddrüsenfunktionsstörungen wie Schilddrüsenüberfunktion oder Schilddrüsenunterfunktion eine wesentliche Rolle.
Schilddrüsenszintigraphie
Nuklearmedizinische Untersuchungen wie eine Schilddrüsenszintigraphie lassen sich bei Schilddrüsenerkrankungen wie z. B. Schilddrüsenüberfunktion oder Schilddrüsenknoten einsetzen, wo Zellen mit hoher Stoffwechselaktivität grössere Mengen an radioaktiver Substanz aufnehmen als Zellen mit geringer Aktivität.
Steht eine Schilddrüsenszintigraphie bevor, müssen evtl. am Vortag die Schilddrüsentabletten ausgelassen werden. Bei einem Suppressionstest erhält man bereits einige Tage vor der Untersuchung ein hochdosiertes Schilddrüsenpräparat zur Einnahme. Die bekannteste nuklearmedizinische Therapie ist die Schilddrüsen-Radiojodtherapie. Mehr über Szintigraphie Schilddrüse gibt es hier.
Nuklearmedizin Krebs
Die nuklearmedizinische Diagnostik wird zur Abklärung der meisten Tumore eingesetzt, z. B. bei Lungen-, Brust-, Darm- und Prostatakrebs sowie auch bei Schilddrüsenkrebs. Die Nuklearmedizin ist ein Spezialgebiet der Radiologie, bei dem sehr kleine Mengen radioaktiver Stoffe, so genannter Radiopharmaka, zur Untersuchung von Organfunktionen und -strukturen eingesetzt werden und dabei häufig zur Diagnose und Behandlung von Anomalien in einem sehr frühen Stadium einer Krankheit eingesetzt. Mehr über Schilddrüsenkrebs findest du hier.
Fazit
Nuklearmedizin kann sowohl zur Diagnostik als auch zur Therapie genutzt werden. Für nuklearmedizinische Untersuchungen verwendet man radioaktives Material im Körper, um zu sehen, wie Organe oder Gewebe arbeiten oder um beschädigte oder kranke Organe oder Gewebe gezielt zu zerstören. Welche Art von Radionuklid dafür verwendet wird, hängt dabei von der Art der Untersuchung sowie dem zu untersuchenden Körperteil ab. Das am häufigsten verwendete Radionuklid 99m-Technetium.
Zu den häufigsten Untersuchungen in diesem Zusammenhang gehören Nieren-Scans, Schilddrüsen-Scans, Knochen-Scans, Gallium-Scans, Herz-Scans, Hirn-Scans sowie Brust-Scans. Zu den Nuklearmedizin Arten gehören PET-Scan (Positronen-Emissions-Tomographie) und SPECT (Single-Photon-Emission-Computertomographie).
Eine nuklearmedizinische Untersuchung besteht aus 3 Phasen: Verabreichung des Tracers (Radionuklid), Aufnahme der Bilder und Auswertung der Bilder.
Eine zusätzliche Strahlenbelastung wie bei nuklearmedizinischen Verfahren kann das Risiko, später im Leben an Krebs zu erkranken, geringfügig erhöhen. Die Dosis ionisierender Strahlung bei einer nuklearmedizinischen Untersuchung ist in der Regel etwas höher als bei einer herkömmlichen Röntgenuntersuchung.
Nuklearmedizinische Untersuchungen wie eine Schilddrüsenszintigraphie lassen sich bei Schilddrüsenerkrankungen wie z. B. Schilddrüsenüberfunktion oder Schilddrüsenknoten einsetzen. Die bekannteste nuklearmedizinische Therapie ist die Schilddrüsen-Radiojodtherapie.
Die nuklearmedizinische Diagnostik wird zur Abklärung der meisten Tumore eingesetzt, z. B. bei Lungen-, Brust-, Darm- und Prostatakrebs sowie bei Schilddrüsenkrebs.