Nuklearmedizin- Diagnostik und Therapie

Intro

Nuklearmedizin ermöglicht die Darstellung von Organ- und Gewebestrukturen sowie deren Funktion. Eine nuklearmedizinische Untersuchung kann sowohl zur Diagnose als auch zur Therapie durchgeführt werden. Während des Verfahrens wird eine winzige Menge einer radioaktiven Substanz verwendet. Was ist Nuklearmedizin und wie wird sie in Diagnostik und Therapie eingesetzt? Welche nuklearmedizinischen Untersuchungsmethoden gibt es, wie läuft eine nuklearmedizinische Untersuchung genau ab und was gibt es vor und nach einer solchen Untersuchung alles beachten? Welche Risiken und Gefahren gibt es dabei und was sind die Unterschiede zwischen Nuklearmedizin und Röntgen?

Keypoints

  • Nuklearmedizin kann sowohl zur Diagnostik als auch zur Therapie genutzt werden
  • In der Nuklearmedizin kommen radioaktive Substanzen zum Einsatz
  • Zu den häufigsten diagnostischen Untersuchungen in der Nuklearmedizin gehören Herz-Scans, Schilddrüsen-Scans, Nieren-, Knochen-, Hirn- und Brust-Scans
  • PET-Scan (Positronen-Emissions-Tomographie) und SPECT (Single-Photon-Emissions-Computertomographie) sind zwei der bekanntesten Arten in der Nuklearmedizin
  • Einige nuklearmedizinische Tests dauern lediglich 30 Minuten, während andere Untersuchungen über eine Stunde in Anspruch nehmen können
  • Die Strahlendosis bei einer nuklearmedizinischen Untersuchung ist in der Regel höher als bei herkömmlichen bildgebenden Verfahren wie z. B. dem Röntgen

Was ist Nuklearmedizin?

Nuklearmedizin kann sowohl zur Diagnostik als auch zur Therapie genutzt werden. In der Nuklearmedizin verwendet man radioaktives Material im Körper, um zu sehen, wie Organe oder Gewebe arbeiten oder um beschädigte oder kranke Organe oder Gewebe gezielt zu zerstören. Für jede Art von Untersuchung werden dabei bestimmte Technologien, Radionuklide und Verfahren eingesetzt. 

Nuklearmedizin in der Diagnostik 

In der nuklearmedizinischen Diagnostik geht es um das Sichtbarmachen von Stoffwechselveränderungen. Dafür wird eine radioaktiv markierte Substanz, ein Radiopharmaka, verabreicht, welches von Gammakameras entsprechend aufgezeichnet werden kann.   

Nuklearedizin in der Therapie 

Bei der nuklearmedizinischen Therapie, der Behandlung von Krankheiten, gelangt ein Radiopharmakon direkt in die kranken Zellen und zerstört diese wie z. B. bei Schilddrüsenkrebs oder der Behandlung von gutartigen Schilddrüsenknoten. Das radioaktive Isotop gelangt dabei nur in das Zielgebiet und kann so gezielt entartete Zellen schädigen und das, ohne dabei anderen Körperregionen zu schaden.

Radioaktive Substanzen in der Nuklearmedizin (Radionuklide)

In der Nuklearmedizin kommen radioaktive Substanzen zum Einsatz. Sie bestehen jeweils aus einem Radioisotop mit einer kurzen Halbwertszeit und meist einem zweiten Bestandteil, der sich an einen bestimmten Zelltyp im Körper bindet und dafür sorgt, dass das Radioisotop dorthin gelangt, wo es auch wirken soll.

Radionuklid-Arten

Es gibt mehrere verschiedene Arten von Radionukliden, dazu gehören Technetium, Thallium, Gallium, Jod und Xenon. Welche Art von Radionuklid man verwendet, hängt dabei von der Art der Untersuchung sowie dem zu untersuchenden Körperteil ab.

Bereiche, in denen sich das Radionuklid in grösseren Mengen ansammelt, werden als Hot Spots bezeichnet. Die Bereiche, die das Radionuklid nicht absorbieren und auf dem Scanbild weniger hell erscheinen, gelten als kalte Stellen.

Was kann man in der Nuklearmedizin untersuchen und behandeln?

Eine nuklearmedizinische Untersuchung liefert Informationen über die Funktionsweise von Organen, Geweben und Zellen. Bei den meisten Diagnoseverfahren wird dabei ein radioaktiver Marker (Tracer) injiziert, geschluckt oder eingeatmet, um zu sehen, wie viel des Tracers absorbiert wird oder wie dieser in dem Organ oder Gewebe reagiert. Nuklearmedizin wird gezielt auch bei Behandlungen eingesetzt, um damit krebsartige Zellen abzutöten oder zu schädigen sowie die Grösse von Tumoren zu verringern.

Nuklearmedizinische Untersuchungen 

Nuklearmedizinische Untersuchungen werden zur Diagnose einer Vielzahl von Beschwerden und Krankheiten eingesetzt. Zu den häufigsten Untersuchungen gehören:

Nieren-Scans 

Sie dienen der Untersuchung der Nieren und der Feststellung von etwaigen Anomalien.

Schilddrüsen-Scans 

Sie dienen zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion sowie zur genaueren Untersuchung eines Schilddrüsenknotens oder eines Tumors.

Knochen-Scans

Diese werden zur Beurteilung degenerativer oder arthrotischer Veränderungen in den Gelenken, zur Diagnose von Knochenkrankheiten und -tumoren sowie zur Bestimmung der Ursache von Knochenschmerzen oder -entzündungen eingesetzt.

Gallium-Scans

Sie werden eingesetzt, um aktive Infektions- und/oder Entzündungskrankheiten, Tumore sowie Abszesse zu diagnostizieren.

Herz-Scans 

Bei Herz-Scans geht es darum, eine abnorme Durchblutung des Herzens zu erkennen, das Ausmass der Schädigung des Herzmuskels nach einem Herzinfarkt zu ermitteln oder die Herzfunktion zu bestimmen. Myokard-Perfusions-Scans und Radionuklid-Angiographie-Scans sind die beiden wichtigsten Herz-Scans.

Hirn-Scans 

Damit werden Probleme im Gehirn und/oder in der Hirndurchblutung untersucht.

Brust-Scans 

Sie werden oft in Verbindung mit Mammographien eingesetzt, um bösartiges Gewebe in der Brust damit aufzuspüren.

PET-Scan (Positronen-Emissions-Tomographie)

Bei der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) verwendet man einen Tracer, um die natürliche Aktivität von Zellen aufzuzeigen. Dieser liefert dabei detaillierte Informationen darüber, wie die Organe funktionieren und ob Zellen geschädigt sind. PET-Scans werden häufig mit Computertomografien (CT) oder Magnetresonanztomografien (MRT) kombiniert, die dreidimensionale Bilder des entsprechenden Organs liefern. Häufige Anwendungsbereiche von PET-Scans sind:

  • Diagnose von Herzkrankheiten, Alzheimer und Erkrankungen des Gehirns
  • Detaillierte Informationen über Krebstumore zur Bestimmung der bestmöglichen Behandlungsmethode

SPECT (Single-Photon-Emissions-Computertomographie)

Zur besseren Beurteilung einzelner Untersuchungsregionen können ohne zusätzliche Strahlenbelastung Schichtaufnahmen, ähnlich wie beim CT durchgeführt werden. Eine sogenannte Single-Photon-Emissions-Computertomographie erlaubt eine überlagerungsfreie Darstellung ausgewählter Areale.

Ablauf: Wie läuft eine nuklearmedizinische Untersuchung ab? 

Eine nuklearmedizinische Untersuchung gliedert sich in 3 Phasen: Verabreichung des Tracers (Radionuklid), Aufnahme der Bilder und Auswertung der Bilder.

Vorbereitung: Was gibt es vor einer nuklearmedizinischen Untersuchung alles zu beachten?

Zur Vorbereitung auf die Untersuchung wird ein Tracer (Markersubstanz) entweder injiziert, inhaliert oder geschluckt. Danach muss erstmal abgewartet werden, bis dieser durch den Körper zum entsprechenden Gewebe oder Organ gelangt und aufgenommen wird. Vor einer nuklearmedizinischen Untersuchung muss man Schmuck oder andere Gegenstände ablegen, die den Eingriff stören könnten.

Durchführung

Während der Untersuchung liegt oder sitzt man, während eine Kamera, die die Strahlung erfasst, über den Körper gehalten wird. Nach Verabreichung des Radionuklid sammelt sich dieses im Körpergewebe an und Strahlung wird freigesetzt. Diese wird mit einem Strahlungsdetektor nachgewiesen. Der häufigste Detektortyp dafür ist die Gammakamera.

Was gibt es nach einer nuklearmedizinischen Untersuchung zu beachten?

Das radioaktive Material des Tracers verlässt den Körper je nach Art des Markers und des durchgeführten Tests innerhalb weniger Stunden bis zu einigen Tagen. Unmittelbar nach dem Eingriff ist der Körper leicht radioaktiv, bzw. gibt Strahlung ab. Diese lässt jedoch mit der Zeit nach und ist für andere nicht gefährlich.

Häufiges Händewaschen kann helfen, die geringe Strahlung, die andere abbekommen, zu reduzieren. Zudem kann das Trinken von viel Wasser dazu beitragen, dass das radioaktive Material den Körper schneller verlässt.

Wie lange dauert eine nuklearmedizinische Untersuchung?

Einige nuklearmedizinische Tests dauern lediglich eine halbe Stunde, während andere Untersuchungen über eine Stunde in Anspruch nehmen können oder mehrere Sitzungen erfordern.

Risiken und Gefahren: Ist Nuklearmedizin gefährlich?

Wir alle sind täglich ionisierender Strahlung aus der Umwelt ausgesetzt, eine zusätzliche Strahlenbelastung wie bei nuklearmedizinischen Verfahren kann das Risiko, später im Leben an Krebs zu erkranken, geringfügig erhöhen.

Die Strahlendosis bei einer nuklearmedizinischen Untersuchung ist in der Regel höher als bei herkömmlichen bildgebenden Verfahren wie z. B. dem Röntgen.

Einige nuklearmedizinische Verfahren sind langwierig und strahlen dabei intensiver als andere. Unmittelbar nach der Untersuchung werden möglicherweise geringe Mengen an Strahlung abgegeben und verpflichtet deshalb, Massnahmen zu ergreifen, um andere vor dieser Strahlung zu schützen.

Was ist der Unterschied zwischen Nuklearmedizin und Röntgen?

  • Bei einer nuklearmedizinischen Untersuchung wird radioaktives Material injiziert, eingenommen oder eingeatmet. Beim Röntgen hingegen durchdringen Strahlen den Körper
  • In der Nuklearmedizin zeigen die aufgenommenen Bilder, wo und wie der Tracer absorbiert wird und zeigen dabei die Funktion an. In der Radiologie werden Bilder von Körperstrukturen erstellt und zeigen jeweils deren Struktur
  • Nuklearmedizinische Untersuchungen werden sowohl zur Diagnosestellung als auch zur Behandlung genutzt, in der Radiologie hingegen nur zur Diagnose
  • Die Dosis ionisierender Strahlung bei einer nuklearmedizinischen Untersuchung ist in der Regel etwas höher als bei einer herkömmlichen Röntgenuntersuchung
  • Während die Röntgenstrahlung von aussen auf den Körper einwirkt, spielt sich die Nuklearmedizin auf molekularer Ebene im Körper ab. 

Fazit 

Nuklearmedizin kann sowohl zur Diagnostik als auch zur Therapie genutzt werden. Für nuklearmedizinische Untersuchungen verwendet man radioaktives Material.

Zu den häufigsten nuklearmedizinischen Untersuchungen gehören Nieren-, Schilddrüsen-, Knochen-, Herz-, Hirn- sowie Brust-Scans

Zu den Nuklearmedizin Arten gehören PET-Scan (Positronen-Emissions-Tomographie) und SPECT (Single-Photon-Emission-Computertomographie).

Die Dosis ionisierender Strahlung bei einer nuklearmedizinischen Untersuchung ist in der Regel etwas höher als bei einer herkömmlichen Röntgenuntersuchung.