Schilddrüse entfernen- Thyreoidektomie, Leben ohne Schilddrüse

Intro

Die Schilddrüsenentfernung (Thyreoidektomie) ist eine chirurgische Entfernung der gesamten oder eines Teilbereichs der Schilddrüse, der schmetterlingsförmige Drüse, die sich im vorderen Teil unseres Halses befindet und Hormone produziert, die unseren Stoffwechsel steuern. Jedes Jahr lassen sich rund 20000 Deutsche bei Verdacht auf Schilddrüsenkrebs die Schilddrüse entfernen.

In diesem Text gehen wir auf die Frage ein, wann und warum die Schilddrüse entfernt werden muss, zeigen Erkrankungen, die eine Schilddrüsenentfernung erforderlich machen und erklären, was passiert, wenn man die Schilddrüse entfernt. Zudem gehen wir auf die verschiedenen Arten und Methoden zur Schilddrüsenentfernung ein, zeigen wie diese abläuft, was es vor, während und nach dem Eingriff alles zu beachten gibt und reden über Risiken, Folgen und Gefahren, OP Ja oder Nein, das Leben ohne Schilddrüse, Schilddrüsenentfernung und Gewicht sowie Krankheitsausfall und Dauer des Krankenhausaufenthalt bei einer Schilddrüsenentfernung.

Mehr über Schilddrüse: Funktion, Erkrankungen und Tests gibt es hier nachzulesen

Indikation: Wann und warum wird die Schilddrüse entfernt?

Eine Schilddrüsenentfernung wird zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen wie z. B. Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Schilddrüsenkrebs sowie nicht krebsbedingte Vergrösserungen der Schilddrüse (Struma) durchgeführt. Wie und wie viel dabei von der Schilddrüse entfernt wird, hängt vom jeweiligen Grund für den Eingriff ab. 

Erkrankungen die eine Schilddrüsenentfernung erfordern

Schilddrüsenkrebs

Krebs ist der häufigste Grund für eine Thyreoidektomie. Dabei wird entweder ein grosser Teil der Schilddrüse oder gleich die gesamte Schilddrüse entfernt. Mehr über Schilddrüsenkrebs: Ursachen, Symptome, Arten und Behandlung gibt es hier nachzulesen.

Nicht kanzeröse Vergrösserung der Schilddrüse (Struma oder Kropf)

Ein grosser Kropf kann unangenehm sein und dabei das Atmen oder Schlucken erschweren. Bei einer grossen Struma wird die Entfernung der gesamten Schilddrüse oder eines Teils davon in Betracht gezogen. Ein Kropf wird auch entfernt, wenn er zu einer Überfunktion der Schilddrüse führt. Mehr Infos über die vergrösserte Schilddrüse gibt es hier.

Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion produziert die Schilddrüse zu viel des Hormons Thyroxin. Eine Thyreoidektomie kann hier eine Option sein, wenn Probleme mit der Einnahme von Schilddrüsentabletten bestehen oder wenn keine radioaktive Jodtherapie zur Behandlung in Frage kommt. Alles weitere über Schilddrüsenüberfunktion: Symptome bei Mann und Frau gibt es hier.

Suspekte Schilddrüsenknoten

Besteht bei Schilddrüsenknoten ein erhöhtes Krebsrisiko, kommt möglicherweise auch hier eine Thyreoidektomie in Frage. Mehr über Schilddrüsenknoten: Tests, Bösartigkeit und Behandlung hier.

Was passiert wenn man die Schilddrüse entfernt?

Durch die Entfernung der Schilddrüse fehlen dem Körper die von ihr gebildeten Hormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin), welche nach einer vollständigen Schilddrüsenentfernung auch dauerhaft zugeführt werden müssen. Wird nur ein Teil der Schilddrüse entfernt (Teil-Thyreoidektomie), kann die Schilddrüse nach dem Eingriff normal weiterarbeiten. Mehr zu den verschiedenen Methoden, wie man die Schilddrüse entfernen kann, gleich.

OP-Arten: Methoden zur Schilddrüsenentfernung

Es gibt 2 Hauptkategorien von Thyreoidektomien: Vollständige und partielle Schilddrüsenentfernung. Welche Art erforderlich ist, hängt immer vom Grund für den Eingriff ab. 

Partielle oder Thyreoidektomie

Zu den partiellen Thyreoidektomien, bei denen lediglich ein Teil der Schilddrüse entfernt wird, gehören:

Hemithyreoidektomie oder Schilddrüsen-Lobektomie

Die Schilddrüse besitzt 2 Schilddrüsenlappen. Bei Schilddrüsenknoten z. B. kann eine Hemithyreoidektomie erforderlich sein. Je nachdem, wie viel Gewebe belassen werden kann wird diese Operation dabei als subtotale Lappenresektion (Schilddrüsenrest ca. 4 gr. oder weniger), fast-totale Lappenresektion (Schilddrüsenrest 1 gr. oder weniger) oder komplette Lappenresektion (Hemithyreoidektomie) wo kein Rest des operierten Lappens mehr übrig bleibt bezeichnet.

Isthmus-Restion

Hierbei entfernt der Chirurg das Schilddrüsengewebe zwischen den beiden Lappen, den sogenannten Isthmus der Schilddrüse und wird insbesondere bei kleinen Tumoren durchgeführt, die sich im Isthmus befinden.

Totale Thyreoidektomie

Bei einer totalen oder beinahe totalen Thyreoidektomie wird das Schilddrüsengewebe ganz oder grösstenteils chirurgisch entfernt. Bei einem grossen Kropf oder einem grossen Schilddrüsentumor muss sehr wahrscheinlich eine totale Thyreoidektomie durchgeführt werden.

Konventionelle Thyreoidektomie

Bei diesem Verfahren setzt man einen Schnitt in der Mitte des Halses, um damit einen direkten Zugang zur Schilddrüse zu erhalten.

Endoskopische Thyreoidektomie

Hier setzt man gleich mehrere kleine Schnitte am Hals, durch welche chirurgische Instrumente sowie eine kleine Kamera eingeführt werden können.

Enukleation

Die Ausschälung eines Knotens entlang seiner Kapsel.

Knotenexzision

Das Entfernen eines Knotens mit einem Saum normalen Schilddrüsengewebes.

Ablauf: Wie läuft eine Schilddrüsenentfernung ab?

Das Entfernen der Schilddrüse läuft in der Regel stationär ab und in Vollnarkose.

Vorbereitung

Medikamente

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kann vor dem Eingriff eine Jod- Kaliumlösung verschrieben werden. Diese hilft dabei, die Schilddrüsenfunktion zu kontrollieren und verringert dabei ebenso das Risiko von postoperativen Blutungen.

Essen und Trinken 

Um Komplikationen bei der Narkose zu vermeiden, muss man vor der Operation eine gewisse Zeit lang auf Essen und Trinken verzichten, um nüchtern zur geplanten Operation zu erscheinen. 

Begleitung

Nach erfolgtem Eingriff muss man von einer Begleitperson nach Hause begleitet werden und darf keinesfalls selbst nach Hause fahren. 

Während des Eingriffs

In der Regel wird eine Schilddrüsenentfernung in Vollnarkose durchgeführt. Hierzu wird ein Narkosemittel eingeatmet oder gespritzt. Während des Eingriff werden sowohl Herzkreislauf als auch Atmung und Sauerstoffgehalt von Geräten wie Pulsoxymeter, Blutdruckmanschette und EKG konstant überwacht. 

Der Schnitt beim Eingriff wird in der Halsmitte angesetzt und kann dabei so in einer Hautfalte platziert werden, dass dieser nach der Abheilung kaum mehr sichtbar ist. Danach wird entweder ein Teil oder gleich die gesamte Schilddrüse entfernt. Bei einer Thyreoidektomie infolge von Schilddrüsenkrebs können auch die Lymphknoten um die Schilddrüse herum mit entfernt werden. 

Eine Hemithyreoidektomie oder Lobektomie dauert in der Regel 1-2 Stunden. Eine Operation zur Entfernung der gesamten Schilddrüse kann bis zu 4 Stunden dauern.

Nach dem Eingriff

Nach der Operation kommt die Verlegung in einen Aufwachraum, wo medizinisches Personal die Erholung von der Operation und der Narkose überwacht. Anstrengungen wie z. B. schweres Heben oder Sport sollten die nächsten 10-14 Tage nach OP vermieden werden. Bis die OP-Narbe verblasst ist, dauert es bis zu einem Jahr. 

Risiken und Gefahren

Eine Entfernung der Schilddrüse ist im Allgemeinen ein sicherer Eingriff. Doch wie bei jedem chirurgischen Eingriff besteht auch bei der Thyreoidektomie ein gewisses Risiko für Komplikationen, diese sind: 

  • Nachblutungen 
  • Infektionen 
  • Wundheilungsstörungen
  • Hypoparathyreoidismus (erniedrigte Nebenschilddrüsen-Hormonwerte) bei Verletzung der Nebenschilddrüse
  • Dauerhafte Heiserkeit aufgrund von Nervenschäden an den Stimmbändern
  • Nackenschmerzen und eine heisere bzw. leise Stimme aufgrund einer Reizung durch den Beatmungsschlauch oder durch Nervenreizung

Auswirkungen und Folgen: Welche Folgen hat die Entfernung der Schilddrüse?

Die langfristigen Auswirkungen einer Schilddrüsenentfernung hängen davon ab, wie viel von der Schilddrüse entfernt werden musste. Wird nur ein Teil der Schilddrüse entfernt, übernimmt dabei der verbleibende Teil normalerweise die Funktion der gesamten Schilddrüse und es bedarf keiner Therapie.

Wird allerdings die gesamte Schilddrüse entfernt, kann der Körper keine Schilddrüsenhormone mehr bilden und ohne entsprechende Schilddrüsentabletten kommt es dabei zu einer Schilddrüsenunterfunktion.

Pro und contra Schilddrüsenentfernung: Schilddrüsen-OP Ja oder Nein?

Die Notwendigkeit einer Schilddrüsen-OP ist manchmal eindeutig und dringend, manchmal aber auch relativ und nicht eilig. Ob und wie schnell eine Schilddrüsen-OP durchgeführt werden muss, hängt dabei von der Art der Schilddrüsenerkrankung sowie vom Wunsch des Patienten ab. Voraussetzung für eine gute Ausgangslage zur Entscheidungsfindung sind hierbei eine exakte Diagnosestellung sowie eine gute Beratung. Untersuchungen, die hier zur Diagnosestellung hinzugezogen werden können, sind z. B. Ultraschall und die Messung der Schilddrüsenwerte im Blut, genauso wie ein Szintigramm der Schilddrüse und Biopsiebefunde und können allesamt dabei helfen Nutzen und Risiken besser abzuwägen. 

Eine klare Indikation zur OP ist bei Schilddrüsenkrebs sowie krebsverdächtigen Schilddrüsenknoten gegeben. Empfehlenswert ist eine Schilddrüsen-OP bei Schilddrüsenerkrankungen wie vergrösserte Schilddrüse (Kropf), Schilddrüsenüberfunktion, Morbus Basedow, Schilddrüsenzysten sowie Schilddrüsenentzündung ebenso wie bei der Bildung von Schilddrüsenknoten bei welcher es zu Beschwerden wie z. B. Enge- oder Klossgefühl im Hals, Schluck- oder Atembeschwerden sowie andauernder Heiserkeit kommt.  

Leben ohne Schilddrüse: Kann man auch ohne Schilddrüse leben?

Wer ohne Schilddrüse lebt, sei es angeboren oder durch eine operative Entfernung der Schilddrüse, eine Zerstörung dieser durch eine Radiojodtherapie oder durch eine Erkrankung muss lebenslang künstliche Schilddrüsenhormone in Form von täglichen Schilddrüsentabletten einnehmen. Die richtige Einstellung ist dabei manchmal etwas langwierig und kompliziert und bedarf regelmässigen Kontrollen der Schilddrüsenwerte. Ist man einmal aber gut medikamentös eingestellt, kann man auch ohne Schilddrüse ein ganz normales Leben führen, Kinder kriegen und damit alt werden. Wird der Mangel an Schilddrüsenhormonen jedoch nicht ausgeglichen, können schwere gesundheitliche Probleme aller Art auftreten.

Wurde bei einer Schilddrüsenoperation gesundes Gewebe belassen, kann deren Funktion durch eine gute Jodzufuhr unterstützt werden. Eine optimale Jodzufuhr soll ebenso eine erneute Knotenbildung oder Vergrösserung der Schilddrüse verhindern.

Lebenserwartung nach Schilddrüsenentfernung

Aktuelle Studien zeigen: Die Entfernung der Schilddrüse scheint bei Schilddrüsenkrebs eine identische Lebenserwartung hervorzurufen wie ohne OP auch. Ohne die Schilddrüse und ihre Hormone kann der Mensch auf Dauer nicht leben. Kann die Schilddrüse ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen, ist deshalb eine Substitution der Schilddrüsenhormone nötig.

Schilddrüsenentfernung und Gewicht: Schilddrüse entfernt und Gewichtszunahme

Eine Schilddrüsenoperation an sich hat keinen Einfluss auf das eigentliche Körpergewicht. Wird bei einer Schilddrüsenentfernung jedoch die gesamte Schilddrüse oder grosse Teile davon entfernt, kann es dabei ohne Hormonersatz durch Schilddrüsentabletten zu einer Schilddrüsenunterfunktion und damit auch zu einer entsprechenden Gewichtszunahme kommen. Mehr zum Thema Schilddrüsenunterfunktion Gewicht gibt es hier nachzulesen.

Krankheitsausfall nach Schilddrüsenentfernung: Wie lange ist man krankgeschrieben nach dem Schilddrüse entfernen?

Die Zeit bis zur vollständigen Erholung nach einer Schilddrüsenentfernung beträgt in etwa 2-3 Wochen. Bei unauffälligem Verlauf nach OP hängt die Arbeitsunfähigkeitsdauer vom Befinden des Patienten sowie seiner beruflichen Tätigkeit ab. Bei einem guten Verlauf beträgt die Arbeitsunfähigkeit nach dem Schilddrüse entfernen ca. 2 Wochen. Bei Komplikationen oder besonderer beruflicher Belastung im Einzelfall auch etwas länger. 

Krankenhausaufenthalt bei Schilddrüsenentfernung: Wie lange ist der Krankenhausaufenthalt bei Schilddrüse entfernen?

Die Dauer der stationären Krankenhausbehandlung hängt vom weiteren Verlauf nach der Schilddrüsenentfernung ab. Treten dabei keine Komplikationen auf und die Wunde verheilt entsprechend gut, kann man nach einem Aufenthalt von 2-3 Tagen das Spital wieder verlassen. 

Mehr über Schilddrüse: Funktion, Erkrankungen und Tests gibt es hier nachzulesen

Fazit 

Eine Schilddrüsenentfernung wird zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen wie z. B. Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Schilddrüsenkrebs sowie nicht krebsbedingte Vergrösserungen der Schilddrüse (Struma) oder bei suspekten Schilddrüsenknoten durchgeführt. Wie und wie viel dabei von der Schilddrüse entfernt wird, hängt vom Grund des Eingriffes ab.

Es gibt 2 Hauptkategorien von Thyreoidektomien: Vollständige und partielle Schilddrüsenentfernung. Durch die Entfernung der Schilddrüse fehlen dem Körper die von ihr gebildeten Hormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin), welche nach einer vollständigen Schilddrüsenentfernung auch dauerhaft zugeführt werden müssen.

Das Entfernen der Schilddrüse läuft in der Regel stationär und in Vollnarkose ab und gilt im Allgemeinen als ein sicherer EingriffLangfristige Auswirkungen einer Schilddrüsenentfernung sind davon abhängig, wie viel von der Schilddrüse entfernt wurde.

Ob und wie schnell eine Schilddrüsen-OP durchgeführt werden muss, hängt von der Art der Schilddrüsenerkrankung ab sowie vom Wunsch des Patienten. Voraussetzung für eine gute Ausgangslage zur Entscheidungsfindung sind hier eine exakte Diagnosestellung sowie eine gute Beratung.

Wer ohne Schilddrüse lebt muss lebenslang künstliche Schilddrüsenhormone in Form von täglichen Schilddrüsentabletten einnehmen. Ist man dabei einmal gut medikamentös eingestellt, kann man auch ohne Schilddrüse ein ganz normales Leben führen, Kinder kriegen und damit alt werden.

Wird bei einer Schilddrüsenentfernung die gesamte Schilddrüse oder grosse Teile davon entfernt, kann es dabei ohne Hormonersatz zu einer Schilddrüsenunterfunktion und damit auch zu einer entsprechenden Gewichtszunahme kommen.

Bei gutem Verlauf beträgt die Arbeitsunfähigkeit nach dem Schilddrüse entfernen ca. 2 Wochen. Treten nach einer Operation zur Schilddrüsenentfernung keine Komplikationen auf und die Wunde verheilt gut, kann man nach einem Krankenhausaufenthalt von 2-3 Tagen das Spital wieder verlassen.