Vergrösserte Schilddrüse- Struma/Kropf Ursache & Behandlung

Intro

Der lateinische Begriff Struma heisst übersetzt Schwellung des Halses, Drüsenschwellung oder auch Geschwulst. In der Medizin wird eine Struma oder Kropf als Bezeichnung für eine krankhaft vergrösserte Schilddrüse verwendet. Dabei kann die gesamte Schilddrüse vergrössert sein, oder aber Schilddrüsenknoten existieren. Eine vergrösserte Schilddrüse kann mit einer Zu- oder Abnahme der Schilddrüsenhormone verbunden sein. Die weltweit häufigste Ursache für eine Struma ist ein Jodmangel in der Ernährung. Die Behandlung hängt von der jeweiligen Ursache, den Symptomen sowie den Komplikationen ab, die sich daraus ergeben.

Welche Arten, Ursachen, Gefahren, Komplikationen und Tests gibt es bei einer vergrösserten Schilddrüse und welche Symptome treten dabei auf? Welche Kriterien zur Klassifizierung eines Kropfes existieren und in welche Grössenkategorien werden Struma eingeteilt? Wie sind Verlauf, Prognose, Risikofaktoren und Behandlung und welche Rolle spielt Jod, wenn es um die Schilddrüse geht.

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Struma Diagnostik: Tests bei vergrösserter Schilddrüse

Eine vergrösserte Schilddrüse verursacht zu Beginn keine Symptome und wird deshalb oft zufällig bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Manchmal kommt ein Kropf auch bei bildgebenden Untersuchungen aufgrund einer anderen Erkrankung zum Vorschein.

Welche Tests bei vergrösserter Schilddrüse gibt es?

Bei Verdacht auf eine vergrösserte Schilddrüse können folgende Untersuchungen helfen Klarheit zu schaffen:

Blutuntersuchung

Bei einer Blutentnahme werden die Schilddrüsenwerte TSH, T3 und T4 bestimmt. Diese zeigen, ob die vergrösserte Schilddrüse mit einer Zu- oder Abnahme der Schilddrüsenfunktion in Verbindung steht. Auch können dabei spezifische Antikörpertest den Hinweis auf das Vorliegen einer Autoimmunerkrankung wie z. B. Hashimoto Thyreoiditis oder Morbus Basedow liefern. 

Ultraschall 

Dieses bildgebende Verfahren kann die Grösse der Schilddrüse darstellen und eventuelle Schilddrüsenknoten erkennen.

Radioaktive Jodzufuhr

Bei diesem Test wird eine kleine Menge radioaktives Jod verabreicht und dabei die Geschwindigkeit gemessen, mit der die Schilddrüse das Jod aufnimmt. Ergebnisse können Aufschluss über Funktion sowie Ursache des Kropfes liefern. 

Biopsie

Bei einer Biopsie mit Feinnadelaspiration wird mit Unterstützung eines Ultraschalls eine kleine Nadel in die Schilddrüse eingeführt, um aus den Schilddrüsenknoten eine Gewebe- oder Flüssigkeitsprobe zu gewinnen. Die Proben können ebenfalls auf das Vorhandensein von Krebszellen untersucht werden.

Ursachen einer Struma

Ein Kropf kann durch eine Vielzahl verschiedener Umstände entstehen, die häufigste Ursache dafür ist ein Jodmangel. In der Vergangenheit war ein Kropf aufgrund des Jodmangels in der Ernährung sehr häufig. In den letzten Jahren jedoch wurde diese erfolgreich verbessert, sodass heute bei Neugeborenen nur noch sehr selten ein Kropf diagnostiziert wird.

Da Jod ein elementarer Bestandteil des Schilddrüsenhormons ist, führt ein entsprechender Mangel auch zu einem Mangel an wirksamen Schilddrüsenhormonen. Infolgedessen vermehren sich die Schilddrüsenzellen und die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) schüttet verstärkt das schilddrüsenstimulierende Hormon TSH aus, um die Produktion der Schilddrüsenhormone T3 und T4 damit anzukurbeln, was wiederum zu einer Vergrösserung der Schilddrüsenzellen führt.

Zusätzlich dazu werden auch neue Blutgefässe sowie neues Bindegewebe gebildet. Damit versucht die Schilddrüse, den Jodmangel auszugleichen sowie das vorhandene Jod bestmöglich zu verwerten. Parallel dazu vergrössert sie sich und es bildet sich ein Kropf. Weitere Ursachen für eine Kropfbildung sind:

Struma Symptome

Kleine Kropfbildungen bleiben oft lange unbemerkt, da sie weder Schmerzen verursachen noch sicht- oder tastbar sind und auch nicht einschränken. Wächst der Kropf jedoch, kann es zu Symptomen wie einem Druck- oder Engegefühl im Halsbereich sowie einem Räusperzwang kommen mit dem ständigen Gefühl, einen Kloss im Hals zu haben.

Drückt die vergrösserte Schilddrüse auf die Speiseröhre, kann es dabei zu Schluckbeschwerden kommen. Drückt sie auf die Luftröhre, können Atembeschwerden auftreten, welche bei Anstrengung in eine Kurzatmigkeit übergehen können. Wächst der Kropf hinter dem Brustbein, kann er die Atmung sowie das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigen. Ein grosser Kropf kann zudem auch auf die Stimmbandnerven oder die Blutgefässe drücken und dadurch Heiserkeit, Schluckbeschwerden oder sogar Gefässverstopfungen des Kopfes nach sich ziehen.

Struma Arten

Je nachdem, ob sich in einer vergrösserten Schilddrüse zusätzlich Veränderungen bilden, wird zwischen Struma diffusa, Struma nodosa und Struma maligna unterschieden.

Struma diffusa

Hier kommt es durch Wachstum und Vermehrung der Schilddrüsenzellen nur zu einer Schilddrüsenvergrösserung jedoch zu keiner zusätzlichen Knotenbildung der Schilddrüse

Struma nodosa (Schilddrüsenknoten)

Im Gegensatz zur gleichmässigen diffusen Schilddrüsenvergrösserung kommt es hier zu knotigen Arealen, die sich vom Schilddrüsengewebe unterscheiden. Häufig sind dabei gleich mehrere Schilddrüsenknoten nebeneinander aufzufinden.

Mehr über Schilddrüsenknoten: Anzeichen, Bösartigkeit und Behandlung findest du hier

Struma maligna 

Bildet sich in der Schilddrüse ein Schilddrüsenkrebs wird dies auch als Struma maligna bezeichnet.

Alles über Schilddrüsenkrebs: Arten, Ursachen und Symptome gibt es hier

Struma Einteilung und Klassifizierung

Was sagt die Grösse der Schilddrüse aus? 

Bilden sich an der Schilddrüse Knötchen oder Wucherungen, ist dies meist ein Zeichen dafür, dass diese versucht, einen Jodmangel auszugleichen. Denn ohne dieses Spurenelement ist die Schilddrüse nicht in der Lage, lebenswichtige Hormone zu produzieren. Manchmal wachsen Strumen nicht direkt am Hals, sondern nach innen hinter das Brustbein in den Brustkorb (retrosternale Struma) und werden deshalb von aussen nur schlecht erkannt. 

Struma Klassifizierung nach Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwendet folgendes Klassifizierungssystem für Struma:

  • Grad 0: Der Kropf ist nur im Ultraschall zu erkennen
  • Grad 1: Die Vergrösserung der Schilddrüse ist tastbar, aber nicht sichtbar
  • Grad 1a: Die Schilddrüsenvergrösserung ist tastbar, aber nicht sichtbar, auch wenn der Kopf nach hinten geneigt ist
  • Grad 1b: Die vergrösserte Schilddrüse ist tastbar und wird sichtbar, wenn der Kopf nach hinten geneigt wird
  • Grad 2: Die Vergrösserung ist tastbar und wird auch bei normaler Kopfhaltung sichtbar
  • Grad 3: Sehr ausgeprägte Struma, mit lokalen Beschwerden wie Atembeschwerden

Kriterien für die Klassifizierung eines Kropfes

Ein Kropf wird nicht nur nach seiner Grösse, sondern auch nach anderen Kriterien klassifiziert, diese sind:

  • Anatomische Lage: Halsbereich, Zungengrund, hinter dem Brustbein oder in der Luftröhre
  • Aufbau und Zusammensetzung: Hier wird zwischen einer gleichmässig vergrösserten Schilddrüse, die aus homogenem Gewebe besteht (Struma diffusa), und einer Schilddrüse mit einem oder mehreren Knoten (Struma nodosa) unterschieden
  • Funktion: Hier entscheidet die Hormonproduktion. Euthyreote Struma produzieren genauso viele Schilddrüsenhormone wie eine gesunde, nicht vergrösserte Schilddrüse. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) enthält das Blut eine zu hohe Konzentration der Hormone T3 und T4. Bei einer hypothyreoten Struma ist die Konzentration dagegen zu niedrig

Struma und Kropf Gefahren und Komplikationen

Ein Kropf selbst verursacht normalerweise keine Komplikationen. Das Erscheinungsbild kann für manche Menschen jedoch als lästig oder peinlich empfunden werden. Ein grosser Kropf kann die Atemwege sowie den Kehlkopf behindern. Eine veränderte Produktion von Schilddrüsenhormonen, die mit einem Kropf einhergehen kann, kann zu Komplikationen in verschiedenen Körperbereichen führen.

Wann zum Arzt?

Wer eine Veränderung im Bereich der Schilddrüse feststellt, sollte immer ärztlichen Rat aufsuchen. Dieser kann mit entsprechenden Untersuchungen wie z. B. Blutuntersuchungen oder einem Ultraschall schwerwiegende Erkrankungen ausschliessen oder bei Bedarf zu einem Spezialisten, einem Endokrinologen, überweisen. Zeigt die Ultraschalluntersuchung das Vorhandensein von Schilddrüsenknoten, wird weiter zu einer nuklearmedizinischen Untersuchung, einer Schilddrüsen Szintigraphie, überwiesen.

Verlauf und Prognose bei Struma

Von einer vergrösserten Schilddrüse spricht man, wenn das Gesamtvolumen bei Männern 25 ml und bei Frauen 18 ml übersteigt. Schilddrüsenknoten wachsen meist nur langsam und werden dabei nicht grösser als 1 cm. Die meisten Menschen mit einer Struma bemerken lange nichts davon, da das Gewebe langsam und über Jahrzehnte hin wächst. 

Risikofaktoren für die Bildung von Struma

Grundsätzlich kann jeder eine Struma entwickeln. Sie kann bereits bei der Geburt vorhanden sein oder zu jedem beliebigen Zeitpunkt im Leben auftreten. Die häufigsten Risikofaktoren für eine vergrösserte Schilddrüse sind:

  • Ein Joddefizit in der Nahrung
  • Frau sein
  • Schwangerschaft und Menopause
  • Das Alter: Kropfbildungen treten häufiger nach dem 40. Lebensjahr auf
  • Familienanamnese: Eine familiäre Vorbelastung mit Schilddrüsenerkrankungen erhöht das Risiko einer Kropfbildung
  • Medikamente wie z. B. Amiodaron oder Lithium 
  • Strahlenbelastungen im Hals- oder Brustbereich 

Behandlung einer Struma 

Die Behandlung einer Struma hängt sowohl von der Grösse als auch von den auftretenden Symptomen und der zugrunde liegenden Ursache dafür ab. Ist der Kropf klein und die Schilddrüsenfunktion dabei in Ordnung, kann auch erstmal abgewartet und regelmässig nachkontrolliert werden. Bei einer durch Jodmangel verursachten vergrösserten Schilddrüse gibt es folgende Behandlungsmöglichkeiten:

Medikamentöse Behandlung bei Schilddrüsenvergrösserung

Zur Erhöhung der Hormonproduktion wird eine Unterfunktion der Schilddrüse mit einem Schilddrüsenersatzhormon wie z. B. Levothyroxin behandelt und kann dabei helfen, die Strumagrösse zu verringern. Eine Schilddrüsenüberfunktion wird mit einem Anti-Schilddrüsen-Medikament therapiert. Das am häufigsten verwendete Medikament hier ist Methimazol und kann dabei helfen die Kropfgrösse zu verringern. Auch Betablocker können helfen, die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion zu bekämpfen.

Mehr über Schilddrüsentabletten: Wirkung und Nebenwirkungen gibt es hier

Operation bei Kropf

Zur Behandlung eines Kropfes, der zu Atem- oder Schluckbeschwerden oder einer Schilddrüsenüberfunktion oder Schilddrüsenkrebs führt kann auch ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein, bei welchem die Schilddrüse ganz oder teilweise entfernt wird. Kommt es zu einer vollständigen Entfernung der Schilddrüse, ist diese mit einer lebenslangen Einnahme von Schilddrüsentabletten verbunden.

Alles über Schilddrüse entfernen gibt es hier nachzulesen

Nuklearmedizinische Therapie bei Struma

Eine nuklearmedizinische Behandlung mit Radiojod wird eingesetzt, wenn der Kropf nach der Behandlung mit konventionellen Medikamenten immer wieder auftritt oder wenn ein erhöhtes Operationsrisiko besteht und kann bei einer überaktiven Schilddrüse eingesetzt werden. Dafür wird ein radioaktives Jodisotop verabreicht. Dieses reichert sich in der Schilddrüse an, wodurch das Gewebe teilweise geschädigt wird und sich dadurch das Volumen der Schilddrüse um bis zu 50 % verringert.

Mehr zum Thema Nuklearmedizin gibts hier

Struma Nachsorge

Zu einer optimalen Nachsorge bei einer vergrösserten Schilddrüse gehören: 

  • Regelmässige ärztliche Untersuchungen
  • Abdeckung des Jodbedarfs mit jodreicher Ernährung wie z. B. jodiertes Speisesalz
  • Regelmässige Schilddrüsentabletteneinnahme bei Hormonersatztherapie 

Blutwerte bei vergrösserter Schilddrüse

Ein erniedrigter TSH-Wert kann Hinweise darauf geben, dass die vergrösserte Schilddrüse mehr Hormone produziert als gewöhnlich. Bei einer gutartigen Schilddrüsenvergrösserung sind die TSH-Werte meist im Normbereich, die Drüse ist gewachsen, um mehr Hormone zu produzieren.

Alles über Schilddrüsenwerte hier

Jod und Schilddrüse

Die Schilddrüse benötigt Jod, um die Hormone T3 und T4 zu produzieren. Deshalb ist es wichtig, auch bei der Ernährung auf eine ausreichende Jodzufuhr zu achten. Der tägliche Jodbedarf für Erwachsene liegt bei 180-200 µg. Menschen, die sich überwiegend jodarm ernähren, sollten einen möglichen Mangel durch die Verwendung von jodiertem Speisesalz ausgleichen.

Alles über Schilddrüse: Aufgaben, Erkrankungen und Tests hier

Häufige Fragen

Was ist eine Struma?

Als Struma, im Volksmund auch als Kropf, wird eine vergrösserte Schilddrüse bezeichnet. Die meisten Struma sind gutartig und bereiten je nach Grösse und Ausdehnung mehr oder weniger Beschwerden wie z. B. Räusperzwang oder Engefefühl im Hals.

Warum vergrössert sich die Schilddrüse?

Eine vergrösserte Schilddrüse kann verschiedene Ursachen haben, die häufigste ist ein Jodmangel. Auch eine genetische Veranlagung kann zu einer Schilddrüsenvergrösserung führen, selten sind auch Schilddrüsentumore die Ursache dafür.

Wie wird eine Struma behandelt?

Medikamentös kann eine Struma kombiniert mit dem Schilddrüsenhormon Thyroxin und dem Spurenelement Jod behandelt werden.

Fazit 

Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenvergrösserung können Tests wie z. B. Blutuntersuchungen, Ultraschall oder eine Biopsie Klarheit schaffen. 

Ursachen für eine Kropfbildung sind neben einem Jodmangel auch Hormonveränderungen, Schilddrüsenentzündung, Schilddrüsenknoten, Schilddrüsenkrebs sowie bestimmte Medikamente. 

Wächst der Kropf, kann es zu Symptomen wie einem Druck- oder Engegefühl im Halsbereich sowie einem Räusperzwang. Drückt die Struma auf die Speiseröhre, kann es dabei zu Schluckbeschwerden kommen, drückt sie auf die Luftröhre, können Atembeschwerden sowie Kurzatmigkeit auftreten.

Je nachdem, ob sich in einer vergrösserten Schilddrüse zusätzliche Veränderungen bilden, wird zwischen einer Struma diffusa, Struma nodosa oder Struma maligna unterschieden. Es kann dabei sowohl bei einer Schilddrüsenüber– als auch bei einer Schilddrüsenunterfunktion zu einer Schilddrüsenvergrösserung kommen.

Die Behandlung einer Struma hängt sowohl von der Grösse als auch von den auftretenden Symptomen und der zugrunde liegenden Ursache dafür ab und kann dabei eine medikamentöse Behandlung mit Schilddrüsentabletten, eine Operation oder eine Behandlung mit radioaktivem Jod beinhalten.