Schilddrüsentabletten- Anwendung, Wirkung & Nebenwirkungen

Intro

Schilddrüsentabletten werden zur Behandlung verschiedener Schilddrüsenerkrankungen eingesetzt, darunter Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) und Schilddrüsenkrebs und ersetzen oder erhöhen dabei die Menge an Schilddrüsenhormonen, die normalerweise von der Schilddrüse produziert wird. Ein ausreichender Schilddrüsenhormonspiegel ist wichtig für die Aufrechterhaltung einer gesunden geistigen sowie auch körperlichen Aktivität. Bei Kindern ist zudem eine ausreichende Menge an Schilddrüsenhormonen Voraussetzung für eine optimale physische und mentale Entwicklung. Welches Schilddrüsenmedikament dabei das richtige ist, hängt von der Diagnose der Erkrankung ab.

In diesem Text gehen wir auf die verschiedenen Arten von Schilddrüsentabletten bei Schilddrüsenüber- und Unterfunktion oder Schilddrüsenkrebs ein und nehmen dabei Thyroxin und Euthyrox genauer unter die Lupe. Zudem schauen wir uns Anwendung, Dosierung, Wirkung und Nebenwirkungen, Einnahmezeitpunkt, Einnahmefehler, richtige Lagerung, Wechselwirkungen genauer an.

Mehr über die Schilddrüse gibt es hier nachzulesen

Welche Medikamente bei Schilddrüsenerkrankungen?

Die Aufgabe der Schilddrüse besteht darin, die Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) zu produzieren. Diese regulieren sämtliche Funktionen, von der Herzfrequenz über die Körpertemperatur bis hin zur Atmung. Geht es um Schilddrüsenerkrankungen werden Schilddrüsenunterfuntion und Schilddrüsenüberfunktion dabei unterschiedlich behandelt.

Woraus bestehen Schilddrüsentabletten und wie wirken sie?

Es gibt 2 Medikamentengruppen bei der Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen: Schilddrüsenhormontabletten bei Schilddrüsenunterfunktion und Thyreostatika bei Schilddrüsenüberfunktion. Mehr dazu gleich.

Schilddrüsentabletten Risiken und Nebenwirkungen

Mögliche Nebenwirkungen unter der Einnahme von Schilddrüsentabletten sind: 

  • Allergische Reaktionen: Hautausschlag, Juckreiz, Nesselsucht, Anschwellen des Gesichts, der Lippen, der Zunge oder des Rachens
  • Übermässiges Schwitzen
  • Fieber
  • Herzklopfen: Schneller oder unregelmässiger Herzschlag
  • Schwindel, Ohnmachts- oder Benommenheitsgefühl (Hausmittel gegen Schwindelgefühl gibts hier)
  • Brustschmerzen
  • Atembeschwerden
  • Unregelmässige Menstruationszyklen oder Schmierblutungen
  • Durchfall
  • Zittern 
  • Nervosität, innere Unruhe oder Angstzustände 
  • Schlafstörungen
  • Veränderter Appetit
  • Gewichtsabnahme 
  • Haarausfall
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Muskelschwäche

Wichtig: Informiere deinen Arzt über alle auftretenden Nebenwirkungen

Schilddrüsenhormontabletten: Medikamente gegen Schilddrüsenunterfunktion

Eine Schilddrüsenunterfunktion behandelt man mit einer Hormonersatztherapie bzw. mit Schilddrüsenhormontabletten. Eine Schilddrüsenersatztherapie wird in der Regel lebenslang eingenommen.

Woraus bestehen Schilddrüsehormontabletten und wie wirken sie?

Die gebräuchlichste Form von Schilddrüsenhormonen ist eine synthetische, im Labor hergestellte Form von T4, namens Levothyroxin. Um aktiviert zu werden, wird T4 in eine andere Form umgewandelt, die als T3 (Trijodthyronin) bezeichnet wird. T4 ist die Form des Schilddrüsenhormons, die in unserem Blut zirkuliert, während T3 die Form des Schilddrüsenhormons ist, die von unseren Zellen hauptsächlich verwendet wird. Mehr über das Schilddrüsenmedikament Levothyroxin gibt es später im Text. 

Welche Nebenwirkungen haben Schilddrüsenhormone?

Eine Therapie mit Levothyroxin (L-Thyroxin) hat keine langfristigen Auswirkungen, da es sich um ein Ersatzhormon für das gleiche Hormon handelt, das auch der Körper selbst herstellt.

Um die optimale Dosis zu ermitteln, müssen evtl. einige Therapieanpassungen vorgenommen werden. Ist die Dosis der Schilddrüsenhormone zu hoch, kann es zu Symptomen kommen, die mit einer Hyperthyreose einhergehen, wie z. B. Angstzustände, Nervosität, Herzrasen, Schlaflosigkeit, Ausbleiben der Menstruation sowie übermässiges Schwitzen. Bei einer zu niedrigen Dosierung hingegen werden anhaltende Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion beobachtet. Dabei handelt es sich jedoch nicht zwingend um Nebenwirkungen des Schilddrüsenmedikamentes an sich, sondern vielmehr um ein Zeichen dafür, dass die Dosierung angepasst werden muss.

Dosierung von Schilddrüsenhormontabletten

Regelmässige ärztliche Kontrollen helfen festzustellen, ob Schilddrüsenhormontabletten richtig dosiert sind. Dafür werden die Schilddrüsenwerte im Blut überprüft und die Dosis entsprechend angepasst. Bei Kindern hängt die Dosierung zusätzlich dazu noch von Alter und Gewicht ab.

Was gibt es bei der Einnahme von Schilddrüsenhormontabletten zu beachten?

Schilddrüsenhormontabletten müssen zwingend auf nüchternen Magen eingenommen werden damit sie richtig wirken. Deshalb wir die Einnahme morgens vor dem Frühstück mit etwas Wasser empfohlen. Getränke wie Kaffee, Milch oder Tee blockieren die Wirkstoffaufnahme, weshalb man mit dem Frühstücken mind. 30 Minuten nach der Einnahme warten sollte. Auch die gleichzeitige Einnahme von Eisen- oder Calciumpräparaten sowie Magenschoner können die Aufnahme des Schilddrüsenhormons beeinträchtigen und sollten deshalb nicht zeitgleich eingenommen werden.

Am Tag der Kontrolluntersuchung der Schilddrüsenwerte sollten Schilddrüsenhormontabletten nicht vorher eingenommen werden.

Wie lange dauert es bis Schilddrüsenhormontabletten wirken?

Da Schilddrüsenhormone langsam im Blut aufgebaut werden, dauert es etwa 5 Wochen, um einen stabilen Wert zu erreichen. In der Regel stellt sich dabei nach ca. 1 Woche eine gewisse und nach 2 Wochen eine deutliche Besserung der Symptome ein. Sobald der TSH-Wert nicht mehr ansteigt, bedeutet dies, dass das Schilddrüsenhormon wirkt. Bei den meisten Patienten mit leicht erhöhten TSH-Werten dauert es in der Regel 4-8 Wochen, bis der TSH-Wert wieder in einen Normalbereich fällt, bei Menschen mit einer schweren Schilddrüsenunterfunktion kann es sogar 12-20 Wochen dauern, bis der TSH-Wert wieder in einen geeigneten Bereich sinkt. Es sind regelmässige Untersuchungen sowie Bluttests erforderlich, um das Ansprechen auf die Behandlung zu überprüfen.

Einnahme vergessen: Was tun wenn ich die Einnahme von Schilddrüsenhormontabletten vergessen habe?

Ein einmaliges Vergessen der Schilddrüsenhormontabletteneinnahme hat normalerweise keine Auswirkungen auf die Schilddrüsenfunktion und ist damit auch kein Problem. Da Schilddrüsenhormontabletten immer morgens nüchtern eingenommen werden, sollte eine nachträgliche Einnahme tagsüber nur in Ausnahmefälle stattfinden.

Alles über Schilddrüsenunterfunktion: Symptome und Ursachen findest du hier

Thyreostatika: Medikamente gegen Schilddrüsenüberfunktion 

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) ist die Schilddrüse überaktiv und produziert dabei zu viele Schilddrüsenhormone. Eine Hyperthyreose wird mit Anti-Schilddrüsenmedikamenten (Thyreostatika) wie z. B. Thiamazol, Methimazol oder radioaktivem Jod behandelt. Auch Betablocker werden hier eingesetzt, um die Symptome zu lindern. 

Wann werden Thyreostatika verschrieben?

Ein Morbus Basedow wird zu Beginn mit Thyreostatika behandelt. Heisse Schilddrüsenknoten können ebenfalls zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen.

Wie wirken Thyreostatika?

Thyreostatika hemmen die Bildung von Schilddrüsenhormon und können gegen Schildrüsenüberfuntion eingesetzt wenn die Ursache eine übermässige Schilddrüsenhormonproduktion ist.

Welche Nebenwirkungen haben Thyreostatika?

Thyreostatika können zu einer Verminderung der weissen Blutkörperchen (Leukozyten) führen und sich dabei durch Fieber und Halsschmerzen äussern. Selten kommt es unter einer Thyreostatikatherapie zu einer Leberschädigung oder allergischen Reaktionen auf das Medikament mit Juckreiz und Hautausschlägen.

Was gibt es bei der Einnahme von Thyreostatika zu beachten?

Es gibt keinen festen Einnahmezeitpunkt für Thyreostatika. Thyreostatika müssen auch nicht nüchtern eingenommen werden. Auch können Thyreostatika am Kontrolltag der Schilddrüsenwerte normal eingenommen werden im Gegensatz zu Schilddrüsenhormontabletten.

Mehr über Schilddrüsenüberfunktion: Ursachen und Symptome gibt es hier

Medikamente nach einer Schilddrüsenoperation

Nach einer Schilddrüsen-OP fehlen teile der Schilddrüse, wodurch es zu einer Schilddrüsenunterfunktion mit einer lebenslagen Schilddrüsenhormonsubstitution kommt. Dasselbe gilt auch für eine Medikation nach Schilddrüsenentfernung wegen Schilddrüsenkrebs.

Mehr zum Thema Schilddrüse entfernen findest du hier

Medikamente bei Schilddrüsenkrebs

Menschen mit Schilddrüsenkrebs können eine Hormonersatztherapie, eine Therapie mit radioaktivem Jod, Chemotherapie, Tyrosinkinaseinhibitoren oder auch einen operativen Eingriff zur Entfernung der Schilddrüse benötigen. Nach einer solchen OP ist man auf Schilddrüsenhormon-Ersatzmedikamente angewiesen, um die Schilddrüsenhormonproduktion zu ersetzen und das erneute Wachstum des Tumors damit zu unterdrücken. 

Mehr über Schilddrüsenkrebs: Ursachen, Symptome und Behandlung gibt es hier nachzulesen

Euthyrox

Euthyrox Wirkung und Anwendung

Das Schilddrüsenmedikament Euthyrox enthält das synthetische Schilddrüsenhormon Levothyroxin, das mit dem von der Schilddrüse gebildeten Hormon identisch ist und wird bei Schilddrüsenunterfunktion zur Ergänzung des fehlenden Hormons angewendet. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kann Euthyrox zusammen mit einem Thyreostatikum eingesetzt werden, um eine stabile Stoffwechsellage zu gewährleisten.

Zudem hilft Euthyrox bei der Unterdrückung eines erneuten Tumorwachstums sowie zur Ergänzung fehlender Schilddrüsenhormone nach operativer Entfernung von bösartigen Schilddrüsentumoren genauso wie zur Verhütung einer erneuten Kropfbildung oder zur Behandlung eines gutartigen Schilddrüsenkropfes.

Euthyrox Dosierung und Einnahme

Euthyrox wird morgens nüchtern, mindestens 30 min. vor dem Frühstück unzerkaut mit etwas Flüssigkeit eingenommen. Die Dosis wird dabei vom behandelnden Arzt festgelegt. Es gibt Euthyrox in der Dosierung von 25, 50, 75, 100, 125, 150, 175 sowie 200 µg

Levothyroxin / Thyroxin

Thyroxin Wirkung und Anwendung

Levothyroxin, L-Thyroxin oder L-T4 genannt, ist eine synthetische Form des Hormons T4 (Thyroxin). T4 ist das Speicherhormon, das der Körper in T3, das aktive Hormon, umwandeln muss, damit die Zellen dieses entsprechend verwerten können und ist das Medikament der ersten Wahl zur Behandlung bei Schilddrüsenunterfunktion. Zudem wird L-Thyroxin ebenfalls bei Schilddrüsenvergrösserung, nach einer Schilddrüsen-OP oder bei einer Schilddrüsenüberfunktion in Kombination mit Thyreostatika (Schilddrüsenblocker) verwendet.

Thyroxin Präparate

In Deutschland verfügbare Präparate mit Levothyroxin sind u. a. Eltroxin, L-Thyrox, L-Thyroxin, Levothyroxin sowie Tirosint.

Thyroxin Dosierung 

Levothyroxin wird in der Regel in Abstufungen von 12 Mikrogramm (mcg) von 25-200 dosiert und beginnt meist mit der niedrigsten Dosierung. Die Höchstdosis liegt bei 200 mcg. Da die Halbwertszeit von Levothyroxin sehr lang ist, dauert es 10-12 Wochen, bis sich der Spiegel im Körper nach einer Dosisänderung stabilisiert. Zur Überprüfung der Wirkung wird der TSH-Spiegel im Blut bestimmt. Die Phase der Dosis-Einstellung erfordert viel Geduld und kann dabei bis zu mehreren Monaten andauern. Sind Betroffene jedoch einmal richtig eingestellt, bessern sich Beschwerden rasch.

Einnahmezeitpunkt: Wann sollte man Schilddrüsentabletten einnehmen?

Schilddrüsenhormone werden wie andere Arzneimittel auch im Dünndarm absorbiert. Die Absorption kann hier geringer sein, wenn bereits bestimmte Nahrungsmittel oder Präparate im Magen liegen. Deshalb empfehlen Ärzte, Schilddrüsenhormone gleich morgens auf nüchternen Magen einzunehmen und danach 30 Minuten mit dem Essen oder Trinken zu warten.

Einnahmefehler: Worauf muss man bei der Einnahme von Schilddrüsentabletten achten?

Lebensmittel-Interaktionen mit Schilddrüsentabletten

Eine Thyroxin-Einnahme zeitgleich mit Kaffee oder kalziumhaltigen Lebensmitteln wie z. B. Joghurt oder Milch ist zu vermeiden. Denn diese Lebensmittel binden den Wirkstoff und verzögern damit dessen Aufnahme. 

Was passiert, wenn man eine Schilddrüsentablette vergisst?

Wird das Schilddrüsenhormon Thyroxin einmal vergessen, muss die Einnahme nicht nachgeholt werden. Beende die Einnahme des Medikaments nicht, es sei denn, der Arzt oder Ärztin rät dazu, denn L-Thyroxin eigenständig abzusetzen kann gefährlich werden.

Schilddrüentablette überdosiert

Wird L-Thyroxin zu hoch dosiert, kommt es zu Nebenwirkungen mit Symptomen wie bei einer typischen Schilddrüsenüberfunktion mit Herzrasen, erhöhtem Blutdruck, Angst und Unruhe sowie Schweissausbrüchen.

Aufbewahrung: Wie und wo und lagert man Schilddrüsentabletten?

Schilddrüsentabletten sollten am besten ausser Reichweite von Kindern aufbewahrt und bei Zimmertemperatur geschützt vor Licht und Feuchtigkeit gelagert werden.  

Interaktionen und Wechselwirkungen: Welche Medikamente dürfen nicht mit Schilddrüsentabletten kombiniert werden?

Folgende Medikamente können die Aufnahme von Schilddrüsenhormonen beeinträchtigen: 

  • Amiodaron (Medikament gegen Herzrhythmusstörungen) 
  • Antazida (Mittel gegen Sodbrennen)
  • Phenytoin (Medikament gegen Epilepsie oder Herzrhythmusstörungen)
  • Salicylate (Schmerz- bzw. Fiebermittel) 
  • Dicumarol (Gerinnungshemmer) 
  • Furosemid (Diuretikum) 
  • Sertralin (Antidepressivum)
  • Chloroquin und Proguanil (Malariamittel)
  • Barbiturate (Schlaf- und Beruhigungsmittel)
  • Antibabypille 
  • Sojahaltige Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel
  • Kalzium- oder Eisenpräparate (mehr über Kalzium und Eisen hier)
  • Metformin (Diabetes Medikament)
  • Insulin 

Wichtig: Informiere deinen Arzt, falls du eines dieser obengenannten Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel einnimmst.

Fazit 

Es gibt 2 Medikamentengruppen bei der Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen: Schilddrüsenhormontabletten bei Schilddrüsenunterfunktion und Thyreostatika bei Schilddrüsenüberfunktion.

Levothyroxin (Thyroxin) wird eingesetzt bei Schilddrüsenunterfunktion, Schilddrüsenvergrösserung, oder nach einer Schilddrüsenentfernung. Eine Schilddrüsenüberfunktion wird mit Anti-Schilddrüsenmedikamenten (Thyreostatika) behandelt.

Bei der Einnahme von Schilddrüsentabletten gibt es einiges zu beachten, zudem sind Interaktionen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich. Die Dosierung richtet sich dabei nach der Erkrankung, Schilddrüsenwerten und dem jeweiligen Ansprechen auf die Behandlung. Eine Schilddrüsenersatztherapie wird in der Regel lebenslang eingenommen.