Enzyme-Was sind Enzyme & wie sie uns helfen Krankheiten zu erkennen?

Intro

Enzyme sind Eiweisse, die dazu beitragen den Stoffwechsel bzw. die chemischen Reaktionen in unserem Körper zu beschleunigen. Zu viel oder zu wenig eines bestimmten Enzyms kann entsprechend gesundheitliche Probleme verursachen. Enzyme in unserem Blut können ausserdem helfen Verletzungen und Krankheiten zu erkennen.

Was sind Enzyme und wie wirken sie? Welche Enzyme gibt es, wie sind sie aufgebaut und wie können sie dabei helfen Erkrankungen zu erkennen? Welche Lebensmittel enthalten Enzyme, wo finden wir entsprechend Enzym-Präparate und was gibt es zur Enzym-Diät zu sagen? 

Definition: Was sind Enzyme? 

Enzyme kommen eigentlich so gut wie überall in unserem Körper vor. Der Begriff Enzym setzt sich dabei aus den griechischen Silben -EN, was so viel bedeutet, wie IN und -ZYME, was so viel wie Gärungsmittel heisst zusammen. Ihrer Wirkung und Bedeutung nach werden sie zudem auch als Biokatalysatoren bezeichnet. D.h. sie sind Stoffe biologischen Ursprungs welche chemische Reaktionen durch die Herabsetzung der Aktivierungsenergie beschleunigen … und das, ohne selbst dabei verbraucht zu werden.

Enzyme tragen zur Beschleunigung chemischer Reaktionen im menschlichen Körper bei, und zwar von der Atmung bis zur Verdauung. Enzyme binden sich an Moleküle, verändern diese auf gezielte Weise und sind neben Atmung und Nahrungsverdauung auch für Muskel- und Nervenfunktion sowie Tausende andere Aufgaben unverzichtbar. Grundlegende chemische Reaktionen, die uns am Leben erhalten, wie z. B. unser Stoffwechsel, hängt ebenfalls von der Aktivität der Enzyme ab. Mehr zum Thema Stoffwechseltyp bestimmen gibts hier. Zum Stoffwechsel anregen gehts hier.

Aufgaben der Enzyme 

Enzyme sind spezialisierte Proteine, die dabei helfen tägliche Aufgaben in unseren Zellen zu verrichten. Dazu gehören u. a.: 

  • Die Steigerung der Effizienz chemischer Reaktionen
  • Die Herstellung von Energiemolekülen (ATP)
  • Die Fortbewegung von Zellbestandteilen sowie anderen Substanzen
  • Der Abbau von Molekülen (Katabolismus) 
  • Der Aufbau neuer Moleküle (Anabolismus)

Im Detail bedeutet dies also folgendes: 

Zu den wichtigsten Enzymaufgaben gehört vor allem die Unterstützung der Verdauung. Der Prozess, bei welchem die Nahrung also in Energie umgewandelt wird. Enzyme befinden sich in unserem Speichel, in der Bauchspeicheldrüse, im Darm und im Magen und spalten dort Fette, Eiweisse und Kohlenhydrate zur Aufnahme auf.

Katalysatoren 

Enzyme sind Katalysatoren, d. h. sie beschleunigen entsprechend die Geschwindigkeit mit der die Reaktionen zur Bildung von Produkten in einer chemischen Reaktion ablaufen. Dazu senken sie die Aktivierungsenergie die für das Aufbrechen von Bindungen und die Bildung neuer Bindungen erforderlich ist. Dadurch entsteht ein neues Produkt das erheblich beschleunigt wird. Ohne Enzyme würden diese hundert- bis tausendmal langsamer ablaufen.

Energiegewinnung

Lebende Organismen speichern die für das Überleben notwendige Energie in Form von chemischer Energie. Die wichtigste Form dabei ist Adenosintriphosphat (ATP), welches wie eine aufgeladene Batterie wirkt. Während das wichtigste Enzym für die Produktion von ATP ist die ATP-Synthase.

Molekulare Motoren

Enzyme sind damit eigentlich also Proteinmaschinen, welche die alltäglichen Funktionen in den Zellen ausüben. Sie helfen beim Transport, ziehen die Chromosomen auseinander, wenn die Zelle eine Zellteilung durchläuft und treiben die Flimmerhärchen an, die wie die Ruder wirken und den Zellen helfen sich selbst oder andere Substanzen fortzubewegen. Zu den gängigen Motorproteinen gehören z.B. Myosine, Kinesine und Dyneine, welche die Spaltung von ATP in ADP (Adenosindiphosphat) beschleunigen und somit Energie gewinnen.

Hemmung, Ausbremsung 

Um sicherzustellen, dass unsere Körpersysteme richtig funktionieren, müssen Enzyme manchmal auch gebremst werden. Dies ist der Fall, wenn ein Enzym zu viel von einem Produkt herstellt. Die Enzymaktivität kann dabei auf folgende Weise gehemmt werden:

  • Kompetitive Inhibitoren: Blockieren des aktiven Zentrums, so dass das Substrat mit dem Inhibitor um die Bindung an das Enzym konkurrieren muss
  • Nicht-kompetitive Inhibitoren: Ein Molekül bindet sich beim Enzym an einer anderen Stelle als dem aktiven Zentrum und verringert infolgedessen seine Effektivität. Der Inhibitor bindet an das Enzym und das Substrat, nachdem sie sich bereits aneinander gebunden haben und verlangsamt so die Reaktion 
  • Irreversible Inhibitoren: Ein irreversibler Inhibitor bindet an ein Enzym und inaktiviert es dadurch dauerhaft

Aufspaltung und Aufbau: Katabolismus und Anabolismus 

Zellen gewinnen Energie, indem sie Kohlenhydrate, Eiweiss und Fett abbauen. Das Zerlegen dieser Moleküle in kleinere Teile bezeichnet man als Katabolismus, während der Aufbau neuer Moleküle aus diesen recycelten kleineren Teilen als Anabolismus bezeichnet wird. 

Beispiel: Der Einfachzucker Glukose z. B. speichert viel Energie, die Zelle kann aber auf diese Energie nur zugreifen, um ATP herzustellen, wenn sie in der Lage ist, die Bindungen innerhalb des Glukosemoleküls auch aufzubrechen. Genau dafür sind Enzyme zuständig.

Aufbau: Wie sind Enzyme aufgebaut?

Jedes Enzym hat eine aktive Stelle, bzw. ein Bereich mit einer spezifischen Form. Die Substanz, mit der ein Enzym arbeitet, nennt man Substrat und hat ebenfalls eine bestimmte Form. Enzym und Substrat müssen dabei immer zusammenpassen damit sie überhaupt funktionieren können. Mehr dazu später detaillierter im Text. 

Liste und Einteilung: Welche Enzyme gibt es?

Es gibt Tausende Enzymen im Körper. Dabei hat jedes Enzym seine Aufgabe. Enzyme können dabei nach ihrem Vorkommen in der Natur (tierisch, pflanzlich oder mikrobiell), nach ihrer entsprechenden Stoffwechselfunktion (Verdauung z. B), nach ihren funktionellen Gruppen sowie auch nach ihren physikalischen Eigenschaften eingeteilt werden. 

Benennung der Enzyme 

Seit 1961 gibt es eine einheitliche Benennung der Enzyme. Die Bezeichnung aller Enzyme endet dabei mit der Silbe -ase. Die Benennung erfolgt entweder nach dem Substrat, das gespalten wird oder nach dem Reaktionstyp.  

Die 7 Enzymklassen 

Enzyme lassen sich entsprechend der Art sowie der Reaktion, welche sie beschleunigen (katalysieren) in folgende 7 Kategorien einteilen:

  • Oxidoreduktasen
  • Transferasen
  • Hydrolasen
  • Lyasen
  • Isomerasen
  • Ligasen 
  • Translokasen

Oxidoreduktasen, Transferasen sowie Hydrolasen sind die am häufigsten vorkommenden Formen von Enzymen.

Liste Enzyme: Vorkommen und Aufgabe 

Enzym  Vorkommen  Aufgabe 
Amylase  Speichel  Verdauung von Kohlenhydraten 
Acetylcholinesterase Wirkt im zentralen Nervensystem  Baut den Neurotransmitter Acetylcholin in Nerven sowie Muskeln ab
Aldolase  Herz- und Skelettmuskulatur, Nerven, Schilddrüse, Fettgewebe, Leber, Niere, Dünndarm  Katalysiert die Spaltung von Fruchtzucker 
AP: Alkalische Phosphatase  Zellen und Körperflüssigkeiten, v.a. Leber, Gallengänge und Knochen  Spaltet Phosphorsäureester und gibt Hinweise auf Leber- und Gallenerkrankungen  
Cholinesterase Serum, Darm, Pankreas  Spaltet Cholinverbindungen, dieser Blutwert zeigt, wie gut die Leber Eiweisse bilden kann 
CK: Kreatinkinase  Muskelzellen und Gehirn  Energiebereitstellung 
DNA-Polymerase Mitochondrien  Synthetisiert DNA aus Desoxyribonukleotiden
GOT: Glutamat-oxalacetat-transaminase   Leber, Herz- sowie Skelettmuskulatur, Niere und Lunge  Beschleunigt den Stoffwechsel der Aminosäuren 
GPT: Glutamat-pyruvat-transaminase Leber  Eiweissabbau in Leberzellen 
GGT/Gamma-GT:Gamma-glutamyltransferase   Niere, Pankreas, Milz, Leber und Dünndarm  Transfer von Aminosäuren 
Helicase  In allen Lebewesen  Entwirrt die DNA 
Laktase  Dünndarm   Spaltet Laktose, den Zucker in der Milch, in Glukose und Galaktose auf.
LAP: Leucinaminopeptidase  Darm, Niere, Galle, Magensaft, Speichel und Plasma  Eiweissstoffwechsel 
LDH: Lactat-dehydrogenase  In allen Zellen aller Organe  Milchsäuregärung zur Energiegewinnung 
Lipase  Speichel, Magensaft und Darmdrüsensekret  Verdauung von Fetten 
Lysozym  Speichel  Bakterizide Wirkung 
Maltase  Speichel, in Lebensmitteln wie z.B. Kartoffeln, Nudeln und Bier enthalten Spaltet den Zucker Maltose in Glukose
Protease  Speichel, Magensaft und Darmdrüsensekret Verdauung von Eiweissen 
Saure Phosphatasen  In Blut, Knochen, Sperma und Prostatasekret Spaltet Phosphorsäureester und katalysiert Transphosphorylierungen 
SDH: Sorbit-dehydrogenase, Succinat-dehydrogenase  Leber  Umwandlung von Sorbit in Fructose  
Sucrase-Isomaltase  In Enterozyten  Spaltung von Kohlenhydraten, Verwandlung von Saccharose in Glukose bzw. Fruktose 
Trypsin Dünndarm  Spaltet Proteine in Aminosäuren auf

Eigenschaften: Funktion und Wirkung von Enzymen 

Wie wirken Enzyme? 

Um zu verstehen, wie genau Enzyme wirken, müssen wir hier ein wenig ausholen und uns demzufolge Prinzipien und Bedingungen etwas genauer unter die Lupe nehmen. 

Das Schlüssel-Schloss Prinzip 

Enzyme funktionieren nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip, welches erstmals 1894 vorgestellt wurde. Im dazugehörenden Modell hat deshalb das aktive Zentrum eines Enzyms jeweils eine bestimmte Form, in die nur das dazu passende Substrat auch wirklich reinpasst. Vergleichbar mit einem Schloss und der dazu passende Schlüssel.

Das ursprüngliche Modell wurde inzwischen aktualisiert und wird mittlerweile als induziertes Anpassungsmodell bezeichnet. In diesem Modell ändert die aktive Schnittstelle ihre Form, wenn sie mit dem Substrat interagiert. Sobald das Substrat vollständig eingeschlossen ist und sich in der richtigen Position befindet, kann die Katalyse (Aktivierung) beginnen.

Die perfekten Bedingungen für die Wirksamkeit von Enzymen

Enzyme können nur unter bestimmten Bedingungen arbeiten. Aber welche Bedingungen brauchen Enzyme, um optimal zu funktionieren? 

Körpertemperatur

Die meisten Enzyme im menschlichen Körper arbeiten dabei am effektivsten bei einer normalen Körpertemperatur, diese liegt bei ca. 37 °C. Bei niedrigeren Temperaturen entsprechend deutlich langsamer. Je höher die Temperatur, desto mehr nimmt die Reaktionen der Enzyme zu. Ist die Temperatur jedoch zu hoch, funktioniert das Enzym nicht mehr. Dies ist auch der Grund, weshalb hohes Fieber verschiedene Körperfunktionen stören kann. Herrschen schlechte Temperaturbedingungen können Enzyme ihre Form verändern, passen nicht mehr zu den passenden Substraten und funktionieren somit auch nicht mehr optimal.

pH-Wert 

Ebenso können Enzyme auch nur in einem bestimmten pH-Bereich agieren. Ihre Vorliebe hängt dabei davon ab, wo im Körper sie sich befinden. Darm-Enzyme arbeiten am besten bei einem pH-Wert von 7,5, während die Enzyme im Magen bei einem pH-Wert von 2 optimal wirksam sind, da der Magen einen höheren Säuregehalt aufweist. Wenn die Umgebung zu sauer oder alkalisch (basisch) ist, verändert das Enzym seine Form und Substrate können sich nicht mehr daran binden, das Enzym ist somit denaturiert.

Co-Faktoren

Einige Enzyme können nur funktionieren, wenn ein bestimmtes Nicht-Protein-Molekül an sie gebunden ist, auch Co-Faktoren genannt. Das können Metallionen wie z. B. Eisen, Kupfer- oder Zinkionen sein, sowie organische Moleküle wie Vitamine. So kann z. B. die Kohlensäureanhydrase, ein Enzym, das zur Aufrechterhaltung des pH-Werts im Körper beiträgt, nur wirken wenn es an ein Zinkion gebunden ist. Co-Faktoren sind entweder nur vorübergehend oder aber dauerhaft mit einem Enzym verbunden. 

Vorkommen: Wo finden wir Enzyme? 

Unser Körper produziert einerseits selbst Enzyme, andererseits sind diese auch in Lebensmitteln und vielem mehr.

Wasch- und Reinigungsmittel 

Um Flecken zu entfernen und die Farben unserer Kleidung lange strahlen zu lassen sind in Waschmitteln verschiedenste Enzyme dazu aktiv: Proteasen, Amylasen, Lipasen, Pektinasen und Cellulasen

Kleidung 

Bei der Herstellung der Stone washed-Jeans finden Cellulasen Verwendung, die in Baumwollfasern beim Waschen gezielt winzige Risse erzeugen und dadurch den gewünschten Effekt erzielen.

Ernährung 

Auch wenn es um Lebensmittel geht, spielen Enzyme eine Rolle. Sie modifizieren Kohlenhydrate, optimieren Fette und Eiweisse und machen es uns somit möglich Lebensmittel überhaupt verwertbar zu machen. Mehr dazu später im Text. 

Körperzellen 

Jede Zelle unseres Körpers enthält DNA. Jedes Mal, wenn sich eine Zelle teilt, muss diese DNA kopiert werden. Enzyme helfen bei diesem Prozess, indem sie die DNA-Spulen aufwickeln und die Informationen kopieren.

Verdauungssystem 

Enzyme helfen dem Körper grosse sowie komplexe Moleküle in kleinere Moleküle wie z. B. Glukose aufzuspalten, um sie als Brennstoff entsprechend überhaupt nutzen zu können.

Leber

Eine Aufgabe unserer Leber ist es Giftstoffe im Körper abzubauen. Dazu verwendet sie eine ganze Reihe von Enzymen.

Medizin 

In der Pharmaindustrie werden Enzyme hauptsächlich dazu benutzt, bestimmte Wirkstoffe zu synthetisieren. In der medizinischen Diagnostik z.B. kommen sie in vielen biologischen Testverfahren zum Einsatz. So z.B. bei ELISA (Enzyme-Linked Immuno-sorbent Assay). ELISA ist ein in der Medizin genutztes Testverfahren, Enzyme dienen dabei zum Nachweis von Substraten wie Antikörper, Parasiten oder Allergene.

Enzyme werden als Arzneimittel in Tabletten- oder Kapselform, Infusionen oder Injektionen eingesetzt und verabreicht um fehlende oder nicht ausreichend vorhandene körpereigene Enzyme zu ersetzen, wie z.B. Lipasen, Amylasen, Cellulasen sowie Laktasen. 

Blut 

Enzyme wie Gamma-GT sowie Kreatinkinase können Rückschlüsse auf unsere Leber- und Herzgesundheit geben.

Futtermittel 

Die Beimischung von Enzymen im Tierfutter hilft dabei die Nahrungsbestandteile besser nutzbar zu machen. Dafür werden Phytase, Xylanasen, Amylasen und Proteasen gebraucht.

Enzyme in der Ernährung 

Die 1. Verdauungsenzyme wirken bereits wenn wir Kauen, mit dem Speichel im Mund … deshalb ist Kauen für die Verdauung auch so wichtig. Wenn unser Körper Stärke in Brot oder Nudeln in Energie umwandeln will, werden dazu Enzyme eingesetzt. Mit ihrer Hilfe kann Stärke in Einfachzucker umgewandelt werden und dabei von unseren Zellen genutzt werden.

Wo finden wir Enzyme in der Ernährung?

Zu den enzymreichen Nahrungsmitteln zählen z. B. Ananas, Bananen, Sojasprossen, Mango, Weintrauben, Melonen, Äpfel, Kiwi, Papaya, Avocado, Salat, Soja, Ingwer sowie Honig. Diese sollen entzündungshemmend sowie auch verdauungsfördernd wirken. 

Wie unterstützen Enzyme beim Essen?

Wenn manche Mahlzeiten schwer im Magen liegen können Enzyme helfen. Beim Abbau von Alkohol funktioniert dies ganz natürlich, indem verschiedene Biokatalysatoren in der Leber Hochprozentiges aus dem Körper befördern. Nehmen wir Proteine zu uns unterstützt dabei das Enzym Pepsin die Spaltung dieses Nährstoffes in kleine Bausteine. Bei der Fettverbrennung hingegen helfen Lipasen und bei der Verwertung von Kohlenhydraten sind es Amylasen. Alles zur Enzym-Diät hier.

Nutrition Fact

Ein enzymreiches Dessert gefällig? Ein Obstteller mit z. B. Ananas, Papaya sowie Avocado gilt als sehr enzymreich und ist eine hervorragende Idee für einen leckeren Nachtisch nach einer üppigen Mahlzeit.  

Enzyme als Nahrungsergänzung 

Menschen ohne chronische Erkrankungen können im Normalfall genügend Enzyme über eine gesunde bzw. ausgewogene Ernährung zu sich nehmen. Bei bestimmten Erkrankungen aber kann die Einnahme von Enzympräparaten empfohlen werden. Die in Präparaten enthaltenen Enzyme stammen dabei aus Pflanzen, Pilzen oder Verdauungsorganen von Tieren. Menschen mit einer exokrinen Pankreasinsuffizienz jedoch nehmen vor dem Essen jeweils ein Verdauungsenzym ein, welches dem Körper hilft, die Nährstoffe aus der Nahrung aufzunehmen. Mehr zur exokrinen Pankreasinsuffizienz im Text Bauchspeicheldrüse Selbsttest.

Wichtig: Ein Enzympräparat sollte immer und ausschliesslich nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden. 

Enzympräparate

Hier geht’s zu den Enzympräparaten:

Enzyme in der Diagnostik: Enzymtests zur Diagnose von Krankheiten

Besteht der Verdacht auf eine Erkrankung, kann der Arzt Enzym- sowie Proteintests durchführen. Dabei können erhöhte Leberenzyme z. B. ein Zeichen für eine Lebererkrankung sein.

Erkrankungen im Zusammenhang mit Enzymstörungen 

Stoffwechselstörungen 

Stoffwechselstörungen sind oft das Ergebnis eines Mangels an einem bestimmten Enzym. Mehr zum Thema Stoffwechsel anregen hier.

Bsp. für vererbte Stoffwechselstörungen: 

  • Morbus Fabry: Morbus Fabry verhindert, dass der Körper Enzyme (Alpha-Galaktosidase A) herstellt, die Fett (Lipide) abbauen
  • Die Krabbe-Krankheit (Globoidzell-Leukodystrophie): Sie beeinträchtigt Enzyme, welche für die Schutzhülle (Myelin) der Nervenzellen benötigt werden
  • Morbus Crohn: Ein Baktierienungleichgewicht im Darm kann eine Autoimmunreaktion des Darmtrakts entsprechend begünstigen 
  • Exokrine Pankreasinsuffizienz: Die exokrine Pankreasinsuffizienz ist eine Erkrankung, bei der die Bauchspeicheldrüse nicht im Stand ist, genügend entsprechende Verdauungsenzyme bereitzustellen. Betroffene können Nahrung nicht aufspalten und somit auch wichtige Nährstoffe nicht aufnehmen. Chronische Pankreatitis, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Diabetes oder Mukoviszidose können z.B. zu einer exokrinen Pankreasinsuffizienz führen. Zum Bauchspeicheldrüse Selbsttest gehts hier.
  • Laktoseintoleranz: Laktoseintoleranz ist ein Mangel an Enzymen, die zur Verdauung des Zuckers in Milch (Laktose) bzw. Milchprodukten benötigt werden. Alles über Laktoseintoleranz hier

Wann zum Arzt? 

Wann sollte ich wegen eines Enzymproblems zum Arzt?

Ohne einen Bluttest lässt sich nicht feststellen, ob eine Enzymproblematik besteht. Zum Arzt gehören: 

  • Unterleibsschmerzen
  • Blähungen
  • Durchfall
  • Müdigkeit
  • Übelkeit bzw. Erbrechen
  • Plötzliche sowie unerklärliche Gewichtsabnahme
  • Niedrige Zahl der roten Blutkörperchen (Anämie). Alles über MCV Wert und HCHC Wert hier
  • Magen-Darm-Blutungen

Enzyme im Blut: Enzymmarker  

Ein Enzymmarker ist ein Bluttest, der zur Messung von Enzymen/Proteinen im Blut dient. Er kann auf Gewebeschäden sowie Krankheiten hinweisen. 

Herzenzyme 

Herzenzyme sind chemische Stoffe die den Stoffwechsel im Herzmuskel steuern. Im Labor helfen sie dabei Erkrankungen des Herzens, wie z. B. Herzschwäche, Herzinfarkt oder Herzmuskelentzündung zu erkennen sowie den Schweregrad der Erkrankung abzuschätzen. In Notfällen geben Herzenzyme oft den alles entscheidenden Hinweis und erlauben damit schnelle wie auch lebensrettende Diagnosen und Behandlungen einzuleiten. Erhöhte Herzenzyme nach einem Herzinfarkt sind z. B. ein Zeichen für eine schwere Schädigung des Herzens.

Zu den Herzenzymen, auch als kardiale Biomarker bezeichnet, gehören Kreatinkinase (CK) und Lactat-Dehydrogenase (LDH). Die LDH-Bestimmung hilft dabei Schäden im Zusammenhang mit Infarkten abzuschätzen. LDH ist streng genommen kein Herzenzym, sondern ein wichtiger Eiweissstoff des Energiestoffwechsels von Muskeln und Organen und ein Enzym, das in allen Körperzellen vorkommt. 

Referenzwerte Herzenzyme

Herzenzym  Referenzwert 
CK-MB  0-25 U/l
LDH  Männer: 135-225 U/L
Frauen: 135-215 U/l 

Leberenzyme 

Unter Leberenzymen versteht man Enzyme, die für die Leberzellen charakteristisch sind. Die Untersuchung dieser Leberenzyme im Blut gibt Hinweise auf die Art und das Ausmass von Lebererkrankungen und sind bei Schädigung der Leberzellen im Blutserum entsprechend erhöht. Wird eine Leberzelle geschädigt, werden Leberenzyme freigesetzt, diese gelangen ins Blut und sind dort nachweisbar. 

Bei Menschen mit einer bekannten Lebererkrankung müssen die Leberwerte in regelmässigen Abständen bestimmt werden, um damit den Erfolg der Therapie sowie das Fortschreiten der Erkrankung nachzuweisen. 

Zu den Leberenzymen gehören: 

  • Alanin-Aminotransferase (ALT) bzw. Glutamat-Transaminasen (GPT) 
  • Aspartat-Aminotransferase (AST) bzw. Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT) 
  • Glutamatdehydrogenase (GLDH) 
  • Gamma-Glutamyltransferase (Gamma-GT) 
  • Alkalische Phosphatase (AP)     

Referenzwerte Leberenzyme 

Leberenzym Referenzwert 
AST (GOT)  Männer: 10-50 U/l
Frauen: 10-35 U/l 
ALT (GPT)  Männer: 10-50 U/l 
Frauen: 10-35 U/l 
GLDH  Männer: Bis 7.0 U/l 
Frauen: Bis 5.0 U/l 
GGT  Erwachsene Männer: Bis 66 U/l 
Erwachsene Frauen: Bis 39 U/l 
AP  Erwachsene Männer: 40-129 U/l
Erwachsene Frauen: 35-104 U/l 

Enzyme der Bauchspeicheldrüse 

Bauchspeicheldrüsenenzyme lassen sich in Blut-, Stuhl- sowie Urinproben bestimmen. 

Der Saft der Inselzellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) enthält u. a. folgende Bauchspeicheldrüsenenzyme:

  • Alpha-Amylase: Enzyme welche Kohlenhydrate spalten 
  • Lipase: Enzyme welche Fett spalten 
  • Elastase, Kollagenase und Carboxypeptidase: Enzyme welche Eiweisse spalten 

Mehr über die Bauchspeicheldrüse sowie der Bauchspeicheldrüse Selbsttest hier.

Referenzwerte Bauchspeicheldrüsenenzyme 

Pankreasenzym  Referenzwert 
Pankreasamylase  Serum: <100 U/l Spontanurin: <460 U/l 
Sammelurin: <270 U/l 
Pankreaslipase  Erwachsene: 13-60 U/l
Kinder: Bis 40 U/l 
Elastase  Blutserum: <3.5 mg/ml 
Stuhl: >200 µg/g

Muskelenzyme

Zu den Muskelenzymen gehören z.B. Kreatinkinase (CK) und Laktat-Dehydrogenase (LDH), sie dienen zur Abklärung von Muskelerkrankungen. Die Kreatinkinase (CK) ist ein Enzym, das in allen Muskelzellen des Körpers vorkommt und sorgt dafür, dass Energiespeicher in den Muskelzellen, die Adenosintriphosphate (ATP) ausreichend zur Verfügung stehen. 

Referenzwerte Muskelenzyme 

Muskelenzym  Referenzwert 
CK  Erwachsene Männer: <171 U/l
Erwachsene Frauen: <145 U/l
CK-MM  <25 U/l 
LDH  Männer: 135-225 U/L
Frauen: 135-215 U/l 

Enzyme und Medikamente 

Können Medikamente den Enzymgehalt beeinflussen?

Manche Medikamente können den Enzymspiegel beeinflussen. Antibiotika z. B. können auch bestimmte Bakterien abtöten, die Enzyme benötigen, um optimal zu funktionieren. Dies ist auch der Grund, warum die Einnahme von Antibiotika oft zu Durchfall führt. Denn um die Bakterien abzutöten, die uns krankmachen, vernichten sie auch wichtige und gute Bakterien, die uns bei der Verdauung helfen.

Statine (Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels) können die Leber- und Muskelenzyme erhöhen und dadurch das Risiko einer Schädigung der Leber oder der Muskeln erhöhen. Mehr zum Thema Cholesterin senken hier.

Enzyme, Verdauung und Stoffwechsel 

Zu den Verdauungsenzymen zählen: 

  • Peptidasen, Proteasen: Enzyme die Proteine/Eiweisse oder Peptide spalten können  
  • Amylasen: Enzyme die Polysaccharide in Malzzucker spalten 
  • Lipasen: Enzyme die Fette im Dünndarm in Glycerin sowie Fettsäuren spalten 
  • Nukleasen: Sie spalten Nukleinsäuren in Nukleotide auf 

Enzyme und Abnehmen, die Enzym-Diät 

Sind Enzyme das Wundermittel gegen Fett? 

Enzym-Diäten versprechen Kilos purzeln zu lassen … aber wie können uns Enzyme beim Abnehmen helfen? Das Konzept der Enzym-Diät ist relativ einfach: Auf dem Speiseplan stehen ausschließlich Lebensmittel, die einen hohen Enzymgehalt aufweisen, dazu gehören z. B. Ananas, Kiwi, Mango, Papaya sowie Bananen. Damit dürfen nur max. 1000 Kalorien pro Tag zu sich genommen werden. 

Zur Enzym-Diät geht es hier

Die Kritik an der Enzym-Diät 

  • Wissenschaftlich gesehen gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass durch die Enzym-Diät die Fettverbrennung angekurbelt wird
  • Der Gewichtsverlust dabei ist wahrscheinlich am ehesten auf die stark reduzierte Kalorienmenge zurückzuführen und verloren geht vermutlich auch eher Wasser und kein Fett
  • Ausserdem wird oft kritisiert, dass dem Körper durch die sehr einseitige Ernährung wichtige Nährstoffe fehlen

Was sagt die Wissenschaft?

Wie bei den meisten Mono-Diäten ist auch von der Enzym-Diät aus gesundheitlicher Sicht gesehen abzuraten. Eine gute Verdauung kann beim Abnehmen sicher hilfreich sein, dass Enzyme jedoch ein Wundermittel beim Abnehmen sind, ist nicht der Fall. Verdauungsenzym-Präparate können zwar das Darmmikrobiom verändern, sind aber nicht die magische Pille, die hilft Gewicht zu verlieren. Die meisten Studienergebnisse zu diesem Thema deuten darauf hin, dass die Einnahme von Enzympräparaten nicht wirklich zur Gewichtsreduktion beiträgt. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie völlig nutzlos sind.

Enzyme Facts

  • Enzyme werden auch als Biokatalysatoren bezeichnet, keine Enzyme = kein Leben 
  • Wissenschaftler gehen davon aus, dass für alle biochemischen Reaktionen unseres Organismus weit mehr als 10000 verschiedene Enzyme notwendig sind
  • Enzyme beschleunigen (katalysieren) chemische Reaktionen. In manchen Fällen können Enzyme eine chemische Reaktion sogar um das millionenfache beschleunigen.
  • Besonders wirkungsvolle Enzyme stecken z. B. in Ananas (Bromelain) sowie Papaya (Papain). Enzyme konservieren Mayonnaise, helfen bei der Käseherstellung, verhindern das Aneinanderkleben der Nudeln nach dem Kochen und Halten Brot frisch und kommen sogar beim Backen zum Einsatz
  • Gamma-GT ist einer der empfindlichsten Parameter, wenn es um Schäden der Leberzellen und des Gallengangs geht
  • Normalerweise müssen Enzyme nicht auf dem Lebensmitteletikett angegeben werden
  • Schon im Alten Ägypten setzten Heilkundige Fischgalle zur Behandlung von Augenentzündungen ein. Heute wissen Mediziner, dass in der Galle mit Hilfe von Enzymen Abwehrstoffe gebildet werden. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelte sich auch die entpsrechende Idee der Enzymtherapie

Fazit

Enzyme sind Stoffe biologischen Ursprungs welche chemische Reaktionen durch die Herabsetzung der Aktivierungsenergie beschleunigen, ohne dabei selbst verbraucht zu werden. Sie bestehen aus Proteinen, die zu entsprechend komplexen Strukturen geformt sind und sind. Zuständig sind sie u.a. für Atmung, Stoffwechsel, Nahrungsverdauung, Muskel- und Nervenfunktion sowie für Tausende andere Aufgaben.

Enzyme enden entsprechend mit der Silbe -ase und funktionieren nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip.

Menschen ohne chronische Erkrankungen können im Normalfall genügend Enzyme über eine entsprechend gesunde und ausgewogene Ernährung zu sich nehmen. Bei bestimmten Erkrankungen jedoch kann auch die Einnahme von Enzympräparaten empfohlen werden.  

Ein Enzymmarker ist ein Bluttest zur Bestimmung von Enzymen/Proteinen im Blut, die auf Gewebeschäden sowie Krankheiten hinweisen können.