Vaskuläre Demenz- Ursachen, Symptome, Verlauf & Therapie

Intro

Vaskuläre Demenz ist ein allgemeiner Fachbegriff, der sich auf Probleme mit Denkprozessen, Planung, Urteilsvermögen sowie Gedächtnis bezieht, die durch eine Beeinträchtigung des Blutflusses im Gehirn verursacht werden. Die vaskuläre Demenz ist nach der Alzheimer Demenz die häufigste Demenzform. Wie diagnostiziert man eine vaskuläre Demenz und welche Arten gibt es? Welche Ursachen, Risikofaktoren und Symptome gibt es und wie sind Verlauf, Prävention, Therapie sowie Lebenserwartung? 

Mehr zum Thema Demenz sowie wertvolle Tipps für Betroffene und Angehörige findest du hier

Keypoints

  • Zur Diagnosestellung einer vaskulären Demenz gehören neben Gesprächen auch psychometrische Tests sowie medizinische Untersuchungen
  • Jede Erkrankung, die die Blutgefässe im Körper schädigt, kann zu Veränderungen im Gehirn und damit auch zu einer vaskulären Demenz führen
  • Zu den Anzeichen und Symptomen einer vaskulären Demenz gehören Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten, verlangsamtes Denken, Vergesslichkeit, Desorientierung, Sprach- und Wortfindungsstörungen sowie Persönlichkeits- und Stimmungsänderungen
  • Eine vaskuläre Demenz ist nicht heilbar und die im Gehirn entstandenen Schäden entsprechend auch nicht reversibel

Vaskuläre Demenz Arten 

Es gibt vier Hauptarten der vaskulären Demenz: 

  • Subkortikale ischämische vaskuläre kognitive Beeinträchtigung und Demenz: Diese Demenzform entsteht durch eine Gewebeschädigung im Bereich des Gehirns unter der Hirnrinde
  • Multi-Infarkt-Demenz, wo die Demenz durch mehrere Schlaganfälle verursacht wird, die dabei in der Regel die mittelgrossen Blutgefässe betreffen
  • Demenz nach einem Schlaganfall: Der kognitive Zerfall beginnt hier unmittelbar nach oder innerhalb von 6 Monaten nach einem Schlaganfall
  • Gemischte Demenz: Eine vaskuläre Demenz tritt auch bei anderen Demenzformen auf, häufig bei der Alzheimer Demenz sowie der Lewy Körperchen Demenz

Zu den eher seltenen vaskulären Demenzformen gehören die strategische Einzelinfarktdemenz, die zerebrale Amyloid Angiopathie (CAA) sowie hereditäre vaskuläre Demezerkrankungen durch Genmutationen

Diagnose vaskuläre Demenz 

Folgende Tests und Untersuchungen führen zur Diagnose vaskuläre Demenz:

Arztgespräch

  • Bei einem Arztgespräch wird nach Beschwerden und Problemen im Alltag gefragt sowie sich nach Lebensumständen erkundigt.
  • Es kann dabei hilfreich sein, eine nahestehende Person zum Gespräch mitzubringen. Denn oft fallen Angehörigen oder Freunden Veränderungen auf, die Betroffene selbst gar nicht so wahrnehmen oder sich schämen davon zu berichten.

Psychometrische Tests bei vaskulärer Demenz

Die Diagnose einer vaskulären Demenz wird durch neurokognitive Tests bestätigt, dazu gehören:

  • Mini-Mental-Status Test (MMST)
  • Demenz-Detektions-Test (DemTect)
  • Uhrentest

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Medizinische Untersuchungen bei Demenz

  • Auch bildgebende Verfahren des Gehirns, in der Regel Magnetresonanztomographie (MRT), können den Befund eines kürzlich erlittenen Schlaganfalls oder anderen vaskulären Hirnveränderungen entsprechend bestätigen. 
  • Da eine vaskuläre Demenz häufig unerkannt bleibt, empfehlen Fachleute ein professionelles kognitives Screening für alle, die als Hochrisikogruppe dafür in Frage kommen, einschliesslich derjenigen, die einen Schlaganfall oder eine transitorische ischämische Attacke (TIA) erlitten haben oder Risikofaktoren für Herz- oder Blutgefässerkrankungen aufweisen.

Ursachen und Risikofaktoren für vaskuläre Demenz

  • Jede Erkrankung, die die Blutgefässe im Körper schädigt, kann zu Veränderungen im Gehirn und damit auch zu einer vaskulären Demenz führen
  • Sie kann aber auch die Folge anderer Erkrankungen sein, bei denen es zu einer Schädigung der Blutgefässe und dadurch ebenfalls zu einer Verminderung der Durchblutung kommt und dazu führt das Gehirn entsprechend nicht mehr mit Sauerstoff und anderen lebenswichtigen Nährstoffen versorgt wird

Erkrankungen die zu einer vaskulären Demenz führen können

  • Schlaganfall (Infarkt) mit entsprechend Verstopfung einer Hirnarterie. Auch stumme Schlaganfälle erhöhen das Demenzrisiko
  • Hirnblutung, häufig verursacht durch erhöhten Blutdruck, der ein Blutgefäss schädigt und dabei zu Blutungen im Gehirn führt
  • Verengte bzw. chronisch geschädigte Gehirngefässe. Dazu gehören altersbedingte Abnutzungserscheinungen, Bluthochdruck, abnorme Alterung der Blutgefässe (Atherosklerose) sowie Diabetes

Risikofaktoren für vaskuläre Demenz

Grundsätzlich sind die Risikofaktoren für eine vaskuläre Demenz dieselben wie die für Herzerkrankungen und Schlaganfälle auch. Zu diesen gehören:

  • Steigendes Alter
  • Frühere Herzinfarkte sowie Schlaganfälle
  • Abnorme Gefässveränderungen (Atherosklerose)
  • Hoher Blutdruck
  • Diabetes (hoher Blutzuckerspiegel)
  • Rauchen
  • Adipositas (Fettleibigkeit)
  • Vorhofflimmern
  • Erhöhter Cholesterinspiegel

Symptome einer vaskulären Demenz?

Zu den typischen Anzeichen und Symptomen einer vaskulären Demenz gehören:

  • Verwirrung
  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten
  • Verlangsamtes Denken
  • Organisationsprobleme
  • Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung
  • Vergesslichkeit 
  • Rastlosigkeit und Nervosität
  • Unsichere Gangart
  • Desorientierung 
  • Sprach- und Wortfindungsstörungen
  • Lese- und Rechtschreibprobleme
  • Gleichgewichtsprobleme
  • Schwierigkeiten bei der Harnkontrolle
  • Veränderungen im Schlafverhalten
  • Persönlichkeits-, Verhaltens- und Stimmungsänderungen wie z. B. Depressionen, Agitation und Aggression

Mehr über Demenz Symptome findest du hier

Wie verläuft eine vaskuläre Demenz?

  • Die Symptome einer vaskulären Demenz können schleichend beginnen oder aber plötzlich auftreten und im Laufe der Zeit fortschreiten, wobei es auch zu kurzen Phasen der Besserung kommen kann
  • Der Krankheitsverlauf einer vaskulären Demenz ist individuell verschieden, jedoch stetig fortschreitend

Vaskuläre Demenz Endstadium

  • Das Endstadium einer vaskulären Demenz ähnelt dem anderer Demenzerkrankungen.
  • Meist leiden Patienten im Endstadium dabei an Antriebslosigkeit, sind bettlägrig und benötigen entsprechend Hilfe und Unterstützung beim Essen und Gehen.
  • Da die Sprache ebenfalls beeinträchtigt ist, kommen im Endstadium zusätzlich auch Kommunikationsprobleme hinzu.

Mehr über die 4 Phasen der Demenz findest du hier

Häufigkeit vaskuläre Demenz

Etwa 1.6 Millionen Menschen leiden unter eine Demenz, die Mehrzahl davon sind Frauen. Die meisten Demenzerkrankungen treten im hohen Alter auf:

  • Zwischen 65 und 69 Jahren erkranken rund 1 % der Männer und Frauen an Demenz
  • Zwischen 85 und 89 Jahren erkranken ca. 16 % der Männer und 25 5 der Frauen daran
  • Die häufigsten Demenzformen sind die Alzheimer Demenz und die vaskuläre Demenz, sie können auch zusammen auftreten.
  • Schätzungsweise entwickelt jeder zehnte Schlaganfallpatient im Jahr nach dem Infarkt Demenzsymptome, davon erkranken rund ein Drittel an einer vaskulären Demenz.

Behandlung einer vaskulären Demenz

  • Die Behandlung einer vaskulären Demenz zielt in erster Linie darauf ab, eine Verschlimmerung der Symptomatik zu verhindern, indem die zugrunde liegende Krankheit behandelt wird, um weiteren Schäden vorzubeugen
  • Die Behebung von Risikofaktoren ist ebenfalls eine entscheidende Behandlungsstrategie und kann dazu beitragen, einen weiteren Abbau zu verzögern

Medikamentöse Therapie bei vaskulärer Demenz 

Es gibt keine Medikamente, die speziell zur Behandlung der Symptome vaskulärer Demenz zugelassen sind, aber es gibt Hinweise aus klinischen Studien, dass Arzneimittel, die zur Behandlung von Alzheimer-Symptomen zugelassen sind wie Cholinesterasehemmer (Rivastigmin) und Memantin, auch einen gewissen Nutzen für Menschen mit vaskulärer Demenz mit sich bringen können.

Nicht medikamentöse Therapie bei vaskulärer Demenz

Es gibt verschiedene alternative, nicht medikamentöse Ansätze um eine vaskuläre Demenz ohne Medikamente zu behandeln und damit die Lebensqualität von Betroffenen zu verbessern, dazu gehören:

  • Physiotherapie
  • Logopädie
  • Ergotherapie
  • Körperliche Betätigung
  • Gehtraining
  • Musik- oder Maltherapie

Eine vaskuläre Demenz ist nicht heilbar und die im Gehirn entstandenen Schäden entsprechend auch nicht reversibel.

Die 10 Regeln im Umgang mit Demenzkranken sowie Spiele für Demenzkranke gibt es hier

Kann man einer vaskulären Demenz vorbeugen?

Die Gesundheit der Hirnblutgefässe ist eng mit der generellen Gesundheit unseres Herzens verbunden. Massnahmen zur Förderung der Herzgesundheit und zur entsprechenden Senkung des Risikos einer vaskulären Demenz sind:

  • Sorge für einen stabilen Blutdruck
  • Beuge Diabetes Typ 2 vor oder halte diesen gut unter Kontrolle 
  • Gib das Rauchen auf
  • Bewege dich regelmässig
  • Ernähr dich gesund und ausgewogen
  • Halte deinen Cholesterinspiegel in Schach
  • Halte ein gesundes Gewicht 
  • Beschränke deinen Alkoholkonsum

Mehr zum Thema Demenz vorbeugen findest du hier

Unterschied vaskuläre Demenz und Alzheimer Demenz

  • Im Gegensatz zur Alzheimer Demenz betreffen die wichtigsten Symptome der vaskulären Demenz hier eher die Denk- und Problemlösungsgeschwindigkeit als den Gedächtnisverlust an sich
  • Veränderungen der Denkprozesse treten im Gegensatz zum allmählichen und stetigen Rückgang, der typischerweise bei der Alzheimer Demenz auftritt, in auffälligen Schritten gegenüber dem früheren Stand der Leistungsfähigkeit auf
  • Die vaskuläre Demenz kann sich genau wie die Alzheimer Demenz auch schleichend entwickeln. Zudem treten vaskuläre Erkrankungen und Alzheimer oft gemeinsam auf

Mehr über die Alzheimer Demenz und den Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz kannst du hier nachlesen

Lebenserwartung 

Wie andere Demenzformen verkürzt auch die vaskuläre Demenz die Lebenserwartung. 6 von 10 Betroffenen sterben dabei innerhalb von 5 Jahren nach Einsetzen der Symptome. 

Mehr zum Thema Demenz: Arten, Behandlung und Tipps findest du hier

FAQ: Die wichtigsten Fragen und Antworten zu vaskuläre Demenz

Welches sind die Ursachen für eine vaskuläre Demenz?

Die häufigste Ursache dafür ist eine Schädigung der Blutgefässe durch Arterienverkalkung.

Was sind die Risikofaktoren für eine vaskuläre Demenz?

Diese Demenzform kann nach einem Schlaganfall entstehen. Das Risiko dafür steigt durch Beeinträchtigungen des Herz-Kreislauf-Systems, wie z. B. Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen oder Diabetes.

Was passiert bei einer vaskulären Demenz im Gehirn?

Eine vaskuläre Demenz ist die Folge von Durchblutungsstörungen des Gehirns, wodurch Gehirnzellen entsprechend geschädigt werden.

Wie macht sich eine vaskuläre Demenz bemerkbar?

Betroffene haben Probleme mit Aufmerksamkeit und Konzentration. Dabei kann es auch zu Teilnahmslosigkeit, Verwirrung sowie Stimmungsschwankungen kommen.

Wie schnell verschlechtert sich eine vaskuläre Demenz?

In vielen Fällen kommt es zu einem schleichenden Entstehungsprozess, der mehrere Jahre andauern kann.

Ist eine vaskuläre Demenz heilbar?

Eine vaskuläre Demenz ist nicht heilbar und die im Gehirn entstandenen Schäden entsprechend auch nicht reversibel.

Fazit 

Eine vaskuläre Demenz betrifft Probleme mit Denkprozessen, Urteilsvermögen sowie Gedächtnis, die durch eine Beeinträchtigung des Blutflusses im Gehirn verursacht werden. Faktoren, die das Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfälle erhöhen, wie z. B. Diabetes, Bluthochdruck, erhöhter Cholesterinspiegel und Rauchen erhöhen ebenfalls das Risiko für eine vaskuläre Demenz. 

Die Symptome der vaskulären Demenz sind unterschiedlich, je nachdem, welcher Teil des Gehirns von der Durchblutungsstörung betroffen ist.

Diese Demenzform ist nicht heilbar und die im Gehirn entstandenen Schäden sind auch nicht reversibel. Die Behebung von Risikofaktoren, medikamentöse sowie auch nicht-medikamentöse Therapieansätze sind eine entscheidende Behandlungsstrategie und können dazu beitragen, einen weiteren Abbau zu verzögern.