Wortfindungsstörung-Aphasie Arten, Ursachen & Symptome

Intro

Spätestens seit der Aphasie-Diagnose des Schauspielers Bruce Willis ist die Aufmerksamkeit auf eine Krankheit gerichtet, von der viele Menschen vorher noch nie zuvor gehört haben. Wer kennt das nicht … wir sind mitten im Gespräch und plötzlich fällt uns ein Wort einfach nicht ein und dass, obwohl es uns doch auf der Zunge zu liegen scheint. Eine Wortfindungsstörung (Aphasie) ist eine Sprachstörung, keine Sprechstörungen. D. h. nicht der Prozess der Wortbildung ist gestört, sondern die zugrundeliegenden Fähigkeiten Sprache zu codieren und decodieren. 

In diesem Text gehen wir auf die Definition Wortfindungsstörung ein und nehmen dabei Arten, Ursachen, Symptome sowie Behandlungsmöglichkeiten genauer unter die Lupe. Zudem geben wir Tipps für Angehörige von Betroffenen und lernen einiges über den Zusammenhang von Wortfindungsstörungen und Stress, Demenz und Vitaminmangel.

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Definition: Was ist eine Wortfindungsstörung?

Der medizinische Fachbegriff für Wortfindungsstörung lautet Aphasie, stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Sprachlosigkeit. Eine Aphasie beschreibt eine erworbene Sprachstörung und entsteht durch eine Schädigung der Sprachzentren in der dominanten, meist linken, Hirnhälfte

Eine Wortfindungsstörung ist ein neurologisches Symptom, das die Fähigkeit einer Person beeinträchtigt Sprache zu verstehen und sich selbst verbal zu äussern. Ärzte bezeichnen diese auch als expressive oder rezeptive Sprachfähigkeiten, je nachdem, welche Bereiche des Gehirns davon betroffen sind.

Aphasie Formen

Wernicke-Aphasie (sensorische Aphasie)

Patienten mit dieser Form von Aphasie verwechseln oft beim Reden die Worte und bilden lange und komplizierte Sätze, die oft keinen Sinn machen.

Broca-Aphasie (motorische Aphasie)

Betroffene können den Gesprächspartner zwar gut verstehen, selbst Gesprochenes jedoch nur mühsam formulieren. Oft wird dabei in unvollständigen Sätzen und stockend gesprochen, häufig werden auch Laute verwechselt.  

Amnestische Aphasie 

Bei dieser Aphasieart leiden Betroffene selbst besonders unter typischen Wortfindungsstörungen, können das Gegenüber aber gut verstehen. Viele Patienten sprechen dabei in Platzhaltern und beschreiben Begriffe, anstatt sie beim Namen zu nennen. Der Sprachfluss gerät dadurch immer wieder ins Stocken

Globale Aphasie

Die globale Aphasie ist die schwerste Form der Wortfindungsstörung und wirkt sich sowohl auf das Sprachverständnis wie auch auf das Sprachvermögen aus und macht eine verbale Kommunikation damit praktisch unmöglich. Hauptsymptome hier sind Sprachautomatismen, sich wiederholende Sätze und Silben sowie Bruchstücke von Wörtern.

Diagnose Wortfindungsstörung

Neuropsychologische Tests können Aufschluss darüber geben, ob es sich um normale Alterserscheinungen, Angstzustände, Depressionen sowie andere reversible Ursachen von Sprachveränderungen handelt oder ob es bei den Auffälligkeiten tatsächlich um eine Aphasie geht. Die Diagnoseerhebung erfolgt dabei durch den Logopäden und anhand von speziellen Tests, meist der Aachener Aphasie Test, AAT. Zudem wird die Sprache auf Auffälligkeiten wie z. B. Wort- und Lautverdrehung, Wortfindungsstörung oder Wiederholungen analysiert. Darüber hinaus werden ebenso die Fähigkeit, Silben, Worte und Sätze nachzusprechen beurteilt, das Sprachverständnis und Konzentrationsfähigkeit überprüft, wie auch die Lese- und Schreibfähigkeit unter die Lupe genommen.

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Fallen dir bei dir selber oder anderen Menschen in deiner Umgebung Wortfindungsstörungen auf, kontaktiere einen Arzt, um entsprechende Untersuchungen und Abklärungen einzuleiten. Plötzlich auftretende Sprachstörungen sind immer ein Alarmsignal und erfordern entsprechend sofortige ärztliche Hilfe

Ist Wortfindungsstörung eine Krankheit? 

Die Suche nach dem richtigen Wort ist bis zu einem gewissen Grad ganz normal und wird mit zunehmendem Alter dabei immer ausgeprägter. Verschlimmern kann sich das Ganze, wenn Menschen ängstlich, aufgeregt oder deprimiert sind oder unter Schlafmangel leiden. Solche Fälle von Wortfindungsstörung werden nicht als Aphasie eingestuft. Eine Unterscheidung ist hier wichtig, da Menschen Wortfindungsschwierigkeiten oft fehlinterpretieren, in dem Glauben, diese seien durch eine körperliche oder geistige Krankheit verursacht. Während sie in Wirklichkeit als ganz normal eingestuft werden und bei jedem von uns auftreten können. Mehr zum Thema Schlaf und Schlafmangel hier.

Ursachen

Die häufigsten Ursachen für das Auftreten von Sprachstörungen sind neben Schlaganfall und Schädel-Hirn-Trauma auch neurodegenerative entzündliche Erkrankungen des Gehirns, Hirntumore sowie Epilepsie, Demenz oder Vergiftungen. Zum Thema Wortfindungsstörung und Demenz später mehr.

Eine langsam fortschreitende Aphasie kann auf eine Klasse von neurodegenerativen Erkrankungen zurückzuführen sein, die als primär progrediente Aphasien (PPA) bekannt sind und meist in die Kategorie der frontotemporalen Demenzen fallen.

Mehr zum Thema Demenz hier

Symptome: Wie äussert sich eine Wortfindungsstörung?

Menschen mit einer Wortfindungsstörung haben Schwierigkeiten, das passende Wort zu finden und es dabei auch noch in einen sinnvollen Zusammenhang zu setzen und suchen deshalb entsprechend nach passenden Wörtern, häufig begleitet von vielen Umschreibungen. Dadurch kann es im Gespräch mit Betroffenen immer wieder zu längeren Pausen kommen. Aphasiker haben oft ebenso Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben, sind jedoch geistig nicht beeinträchtigt.

Behandlung: Was kann man gegen Wortfindungsstörung tun? 

Die Behandlung einer Aphasie hängt weitgehend von der zugrunde liegenden neurologischen Ursache dafür ab. Es gibt keine bekannten Medikamente, die das Fortschreiten der Krankheit verhindern können. Aber es gibt einige Möglichkeiten, die Geschwindigkeit des Fortschreitens zu verlangsamen.

Ziel der Aphasie-Therapie

  • Erkrankte Hirnareale reaktivieren 
  • Andere Hirnbereiche anzuregen, die Aufgaben der gestörten Areale zu übernehmen
  • Zum Sprechen animieren 
  • Die Angst nicht verstanden zu werden und Fehler zu machen abzubauen 

Wortfindungsstörung aufgrund von Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma

Handelt es sich um eine Störung, die durch einen Schlaganfall oder ein Schädel-Hirn-Trauma ausgelöst wurde, kann die Aphasie sehr ausgeprägt sein und sich im Laufe der Zeit nur mit Hilfe einer Sprachtherapie (Logopädie) verbessern.

Wortfindungsstörung aufgrund von Epilepsie

Die Auswirkungen einer epilepsiebedingten Aphasie lassen sich mit Epilepsie-Medikamenten und Änderungen der Lebensweise besser in den Griff kriegen. 

Wortfindungsstörung aufgrund einer Erkrankung im Gehirn

Bei Krebspatienten kann die Aphasie auch direkt durch das Tumorwachstum in den Sprachbereichen des Gehirns ausgelöst werden oder durch ein Hirnödem (Schwellung) oder eine Strukturverschiebung aufgrund des Tumorwachstums direkt auf die Sprache einwirken. Ist die Aphasie ödembedingt, kann eine Therapie des Hirnödems zu einer Verbesserung der Sprachfunktion führen. Auch ein neurochirurgischer Eingriff zur Entfernung des Tumors kann die Sprachfähigkeit hier verbessern.

In Bezug auf Aphasie kann eine MRT (Magnetresonanztomographie) wertvolle Informationen liefern, um die Sprachbereiche des Gehirns während einer Biopsie oder einer Tumorentfernung zu schonen und so das Risiko einer Verschlimmerung nach der Operation zu verringern. Mehr zum Thema MRT im Text MRT was anziehen?

Nützliche und hilfreiche Tipps für Angehörige

Das Sprachvermögen zu verlieren, frustriert und verstört Betroffene und kann nicht allzu selten sogar in einer Erschöpfung oder Depression enden. Betroffene möchten weder als geistig behindert betrachtet noch bevormundet werden. 

Folgende Tipps können im Umgang mit Aphasikern helfen: 

  • Bleib ruhig und geduldig und lass dem Betroffenen Zeit beim Reden
  • Sprich langsam, lege Pausen ein und benutze dabei einfache Sätze und Wörter
  • Nimm Aphasikern nicht das Wort aus dem Mund oder unterbrich sie während dem Reden. Warte lieber ab, ob das richtige Wort nicht doch noch kommt und antworte nicht für sie
  • Unterstreiche deine Sätze mit viel Mimik und Gestik 
  • Stelle einfache Ja/Nein Fragen zur besseren Verständigung
  • Korrigiere Aphasiker nicht zu viel, denn andauerndes Korrigieren verstärkt nur die Angst vor Fehlern
  • Kein Durcheinanderreden und keine ablenkende Geräusche wie z. B. Radio oder  TV

Wortfindungsstörung und Demenz

Menschen mit den häufigsten Demenzformen Alzheimer-Krankheit und vaskuläre Demenz, weisen meist eine leichte Form der Aphasie auf. Häufig haben sie Probleme, Wörter zu finden und können sogar die Namen von Personen, die sie gut kennen, nicht mehr richtig aussprechen.

Bei der Alzheimer-Krankheit handelt es sich um eine fortschreitende Demenz, die zu einer Beeinträchtigung des Gedächtnisses, des Urteilsvermögens sowie auch der allgemeinen kognitiven Fähigkeiten führt. Zu einer Aphasie, die mit Demenz einhergeht, gehören vor allem Wortfindungsprobleme und kann dazu führen, dass eine Person lange zögert und dabei im Geiste nach dem richtigen Wort sucht, bevor es ausgesprochen werden kann. 

Zusammen mit der Aphasie können auch andere frühe Anzeichen der Alzheimer Demenz auftreten. Zu diesen gehören u. a. Vergesslichkeit, Verwirrung, emotionale Ausbrüche, Persönlichkeitsveränderungen sowie der Verlust von Hemmungen.

Mehr zu Arten, Behandlung und Tipps bei Demenz hier

Wortfindungsstörung und Stress

Wortfindungsstörungen können als Symptom eines erhöhten Stresslevels auftreten, wie z. B. eine Präsentation oder eine Prüfungssituation, wo uns plötzlich wortwörtlich die Worte fehlen oder ausgehen.

Chronischer Stress kann sowohl unsere Konzentrationsfähigkeit schwächen wie auch zu Gedächtnisproblemen führen und damit auch Wortfindungsstörungen hervorrufen. Bei Menschen, die dauernd unter Strom stehen, wenig Schlafen und sich keine Pausen und Erholung gönnen, läuft der Körper kontinuierlich auf Hochtouren. Dadurch kann sich auch unser Gehirn verändern und sich auf unsere Sprache auswirken. Paradox: Auch Stress davor, nicht verstanden zu werden, ist eine enorme Stressquelle und kann die Symptome von Wortfindungsstörungen dadurch noch zusätzlich verschlimmern.

Wortfindungsstörung und Vitaminmangel 

Zu den Folgen eines Vitamin-B12 Mangels zählen neben neurologischen Symptomen wie Sehstörungen, Gedächtnisverlust, Kribbeln in den Extremitäten, Schwierigkeiten beim Gehen oder Sprechen und Nervenschädigungen auch Sprachstörungen.

Mehr zu Vitamin-B12 hier

Fazit

Der medizinische Fachbegriff für Wortfindungsstörung lautet Aphasie und bedeutet so viel wie Sprachlosigkeit. Eine Wortfindungsstörung ist ein neurologisches Symptom, das die Fähigkeit einer Person beeinträchtigt Sprache zu verstehen und sich selbst verbal zu äussern. Menschen mit einer Wortfindungsstörung haben Schwierigkeiten, das passende Wort zu finden und es dabei auch noch in einen sinnvollen Zusammenhang zu setzen und suchen deshalb entsprechend nach passenden Wörtern, häufig mit vielen Umschreibungen. Plötzlich auftretende Sprachstörungen sind immer ein Alarmsignal und erfordern sofortige ärztliche Hilfe

Neuropsychologische Tests können Aufschluss darüber geben, ob es sich um eine Aphasie handelt. Die Diagnoseerhebung erfolgt durch einen Logopäden und anhand von speziellen Tests.

Die häufigsten Ursachen für das Auftreten von Sprachstörungen sind neben Schlaganfall und Schädel-Hirn-Trauma auch neurodegenerative entzündliche Erkrankungen des Gehirns, Hirntumore sowie Epilepsie, Demenz oder Vergiftungen. Wortfindungsstörungen können aber auch als Symptom eines erhöhten Stresslevels auftreten.

Die Behandlung der Aphasie hängt weitgehend von der zugrunde liegenden neurologischen Ursache ab.

Aphasiker haben oft ebenso Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben, sind jedoch geistig nicht beeinträchtigt. Tipps für den richtigen Umgang mit Aphasikern können hier helfen.