Parkinson Demenz- Ursache, Symptome, Verlauf & Behandlung

Intro

Parkinson Demenz wird definiert durch Veränderungen im Denken und Verhalten bei Personen mit einer Parkinson-Diagnose. Bis zu 80% der an Morbus Parkinson erkrankten Menschen entwickeln eine Demenz. Welche Ursachen und Risikofaktoren für eine Parkinson Demenz gibt es, wie verläuft sie und welche Symptome treten dabei auf? Wie wird eine Parkinsonsche Demenz getestet und wie behandelt? Wie ist die Lebenserwartung und welche Unterschiede gibt es im Vergleich zu anderen Demenzformen?

Mehr über Demenz findest du hier

Ursache und Risikofaktoren: Wie entsteht eine Parkinson Demenz?

Etwa 40% der Parkinson-Patienten/Patientinnen entwickeln im Verlauf der Erkrankung eine Parkinson Demenz (PDD). Wie hoch das Risiko ist, als Parkinson-Patient/Patientin eine Demenz zu entwickeln, hängt dabei hauptsächlich vom Alter ab. Ab 70 steigt das Risiko dafür stark an. Weitere Risikofaktoren sind das Ausmass der motorischen Symptome, der Erkrankungstyp sowie das Ansprechen auf Therapien

Die wesentlichen Gehirnveränderungen, die mit dieser Demenzform in Verbindung gebracht werden, sind abnorme mikroskopische Ablagerungen, die hauptsächlich aus Alpha-Synuclein bestehen. Man nennt diese Ablagerungen auch Lewy-Körperchen, benannt nach Dr. Frederick H. Lewy, dem Neurologen, der sie während seiner Tätigkeit im Labor von Dr. Alois Alzheimer in den frühen 1900er Jahren entdeckte. Lewy-Körperchen kommen auch bei anderen Demenzarten vor, einschliesslich der Lewy Körperchen Demenz

Studien zufolge sind Lewy-Körperchen deshalb problematisch, weil sie das Alpha-Synuclein-Protein aus dem Kern von Gehirnzellen herausziehen. Diese Proteine erfüllen eine entscheidende Funktion, indem sie Brüche reparieren, die entlang der DNA-Stränge im Kern jeder Zelle des Körpers auftreten. Die Rolle von Alpha-Synuclein bei der DNA-Reparatur dürfte entscheidend sein, um den Zelltod zu verhindern, geht bei Gehirnerkrankungen wie Parkinson oder Parkinson Demenz verloren und führt dabei zu einem weit verbreiteten Absterben von Neuronen.

Mehr über die Lewy Körperchen Demenz gibt es hier

Symptome und Anzeichen: Wie äussert sich eine Parkinson Demenz?

Morbus Parkinson ist eine Erkrankung, die durch fortschreitende Bewegungsstörungen gekennzeichnet ist, die meist mit einer Bewegungsverlangsamung, einem Ruhetremor (Zittern) sowie einer Gangunsicherheit einhergehen und zu Stürzen führen können. Bei Parkinson kommt es zu einem fortschreitenden Untergang der Nervenzellen. In der Folge treten im Krankheitsverlauf neben motorischen Symptomen auch zunehmend kognitive Beeinträchtigungen auf, wie z. B. Aufmerksamkeitsdefizite oder eine kognitive Verlangsamung

Typische Anzeichen bei Parkinson Demenz

Im Gegensatz zur Alzheimer Demenz, die häufigste Demenzform, stehen bei der Parkinsonschen Demenz nicht Merk- und Gedächtnisprobleme, sondern andere kognitive Einschränkungen im Vordergrund. Dazu zählen:

  • Aufmerksamkeitsstörungen 
  • Kognitive Verlangsamung 
  • Verlangsamtes Denken
  • Persönlichkeitsveränderungen 
  • Verhaltensstörungen
  • Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit (Apathie)
  • Reduzierte Reaktionszeit 
  • Visuell-räumliche Störungen 
  • Beeinträchtigungen bei der Planung und Organisation
  • Gestörter Wortfluss (Wortfindungsstörungen)
  • Probleme bei der räumlichen Orientierung
  • Verlust der Multitasking-Fähigkeit 
  • Depression, Angstzustände oder Halluzinationen 
  • Visuelle Halluzinationen
  • Wahnvorstellungen, insbesondere paranoide Gedanken
  • Schlafstörungen, übermässige Tagesmüdigkeit sowie Störungen des REM-Schlafs

Mehr über Demenz Symptome findest du hier

Stadien: Wie verläuft eine Parkinson Demenz? 

Die durchschnittliche Zeitspanne zwischen dem Auftreten von Bewegungsstörungen und der Entwicklung einer Demenz liegt bei etwa 10 Jahren. Von den Personen, die zum Zeitpunkt der Parkinson-Diagnose über normale kognitive Fähigkeiten verfügen, entwickeln etwa 30 % nach 5 Jahren eine kognitive Beeinträchtigung. Da sowohl Morbus Parkinson als auch die Parkinson Demenz Gehirnzellen schädigen und zerstören, verschlimmern sich beide Erkrankungen im Laufe der Zeit. Die Geschwindigkeit des Fortschreitens kann dabei sehr unterschiedlich sein. Die Parkinsonsche Demenz macht sich zu Beginn vor allem bei komplexen Aufgaben bemerkbar, z. B. beim Autofahren, später auch bei weniger komplexen, wie z. B. bei der regelmässigen Medikamenteneinnahme

Die durch die Parkinson verursachten Hirnveränderungen beginnen in einer Hirnregion, die eine Schlüsselrolle bei der Bewegung spielt und führen dabei zu frühen Symptomen wie Zittern (Tremor), Muskelsteifheit, schlurfender Schritt, gebückte Haltung, Schwierigkeiten bei der Bewegungseinleitung sowie fehlendem Gesichtsausdruck. Breiten sich die durch die Parkinson-Krankheit verursachten Hirnveränderungen aus, kann es dabei auch zu Veränderungen der geistigen Funktionen kommen, wie z. B. einer verminderten Gedächtnisleistung sowie Probleme bei der Aufmerksamkeits- und Urteilsfähigkeit

Demente Parkinson-Patienten verlieren immer mehr an sozialer sowie körperlicher Leistungsfähigkeit und benötigen deshalb zunehmend Hilfestellungen. Schwer demente Personen brauchen sogar eine rund um die Uhr Pflege.

Mehr über Demenz Formen und Stadien kannst du hier nachlesen

Parkinson Demenz Endstadium

Parkinson Demenz führt innerhalb weniger Jahrzehnten zur Pflegebedürftigkeit. Geht der Verlauf ins Endstadium über, kommt es dabei auch häufig zu Bettlägerigkeit und die palliative Betreuung rückt immer weiter in den Vordergrund. Bei Parkinson im Endstadium tritt der Tod meist durch Komplikationen der Bettlägerigkeit ein, wie z. B. eine Lungenentzündung

Parkinson Demenz Test

Es gibt keinen einzigen Test, mit dem eindeutig festgestellt werden kann, ob eine Person an einer Parkinson Demenz erkrankt ist. Die Diagnose wird gestellt, wenn jemand entweder vor, gleichzeitig, mit oder innerhalb eines Jahres nach dem Auftreten von Parkinsonsymptomen an Demenz erkrankt.

Die Diagnose einer Parkinsonschen Demenz ist ohne eine vorbestehende Parkinsondiagnose nicht möglich. Zur entsprechenden Diagnose gehört zudem eine umfassende Anamnese, zu welcher bestenfalls auch Angehörige hinzugezogen werden, da es meist sie sind, denen Veränderungen als erstes auffallen. Zusätzlich dazu können spezielle Demenz Tests wie z. B. der Uhrentest oder der Mini Mental Test (MMST) helfen, kognitive Einschränkungen zu beurteilen. Unterstützend können auch laborchemische, neuropsychologische oder elektrophysiologische Untersuchungen sowie bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen. 

PANDA-Test (Parkinson Neuropsychometric Dementia Assessment)

Speziell zur ParkinsonDemenzDiagnostik wurde der PANDA-Test entwickelt. Bei diesem Test wird gezielt in den Bereichen kognitive Flexibilität, Planung, Strategie, Gedächtnis sowie visuell-räumliche Fähigkeiten getestet und ermöglicht dabei schon frühzeitig Hinweise auf Art und Ausmass der Erkrankung.

Zum Parkinson Selbsttest geht’s hier. Mehr über Demenz Test kannst du hier nachlesen

Parkinson Demenz Behandlung 

Die Parkinson Demenz ist ebenso wie Parkinson selbst fortschreitend und nicht heilbar. Es gibt keine Behandlung, die eine verursachte Schädigung der Gehirnzellen verlangsamen oder aufhalten kann. Ziel der Therapie ist es, sowohl die Selbständigkeit als auch die Lebensqualität Betroffener so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.

Spiele für Demenzkranke und 10 Regeln im Umgang mit Demenzkranken findest du hier

Medikamentöse Behandlung von Parkinson Demenz

Es gibt Medikamente, die gezielt die Symptome lindern. Dazu zählen: 

Acetylcholinesterase-Hemmer

Medikamente, die bei der Behandlung kognitiver Veränderungen von Alzheimer eingesetzt werden, können auch bei Demenzsymptomen von Parkinson helfen, etwa bei visuellen Halluzinationen, Schlafstörungen sowie Veränderungen im Denken und Verhalten. Dazu gehören Präparate mit dem Wirkstoff Rivastigmin

Carbidopa-Levodopa

Dieses Medikament kann zur Behandlung von Parkinson-Bewegungssymptomen verschrieben werden. Es kann jedoch gelegentlich Halluzinationen und Verwirrung verschlimmern.

Antidepressiva oder selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)

Sie können zur Behandlung von Depressionen, die hier häufig auftreten, angewendet werden.

Clonazepam und Melatonin 

Diese Arzneimittel können zur Behandlung von REM-Störungen eingesetzt werden.

Cave Antipsychotika

Die meisten Antipsychotika sind bei Parkinson Demenz tabu, da Betroffene ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen aufweisen. Auch verschlechtern solche Wirkstoffe Beweglichkeit und Wachheit bei Parkinson unter Umständen stark. 

Nicht medikamentöse Behandlung bei Parkinson Demenz

Besonders in der Anfangsphase der Demenz ist kognitives Gedächtnistraining (Gehirnjogging) oft hilfreich, genauso wie Krankengymnastik, Bewegung an der frischen Luft sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und ausgewogene Ernährung. Auch psychosoziale Therapien oder künstlerische-expressive Therapieformen wie Malen, Musik oder Tanzen können positiv unterstützen. Spiele für Demenzkranke findest du hier.

Lebenserwartung: Wie lange kann man mit Parkinson Demenz leben?

Wie schnell Menschen mit dieser Demenzform versterben, kann nicht genau vorhergesagt werden. Wie alle neurodegenerativen Erkrankungen nimmt auch diese Demenzform über mehrere Jahre hinweg einen fortschreitenden Verlauf. Die Geschwindigkeit, mit welcher sich die Erkrankung entwickelt, ist individuell unterschiedlich. Eine Parkinson Demenz erhöht die Sterblichkeit, viele Betroffene versterben dabei innerhalb von etwa 5 Jahren.

Unterschied Parkinson und Lewy Körperchen Demenz?

Parkinson hat Ähnlichkeiten mit einer Lewy Körperchen Demenz, die ebenfalls zu Veränderungen im Denken, Verhalten sowie in der Beweglichkeit führt. Bei der Lewy Körperchen Demenz beginnen Bewegungsstörungen jedoch erst im Anschluss an die Denk- und Verhaltenssymptome. Bei beiden Demenzformen treten hingegen begleitend psychotische Symptome wie z. B. Halluzinationen oder Wahnvorstellungen auf. 

Unterschied Parkinson und Demenz 

Im Gegensatz zu anderen Demenzformen stehen bei der Parkinson Demenz nicht vorrangig Merk- und Gedächtnisstörungen im Vordergrund, sondern andere kognitive Einschränkungen. Morbus Parkinson ist die 2. häufigste neurodegenerative Erkrankung direkt nach der Alzheimer Demenz. Nicht alle Menschen mit Parkinson bekommen eine Demenz, das Risiko dafür ist jedoch etwa sechsmal höher als für die Allgemeinbevölkerung. 

Mehr über Demenz: Tipps und Hilfe findest du hier

Fazit 

Morbus Parkinson ist eine Erkrankung, die durch fortschreitende Bewegungsstörungen wie Bewegungsverlangsamung, Ruhetremor (Zittern) sowie einer Gangunsicherheit einhergehen und zu einem fortschreitenden Untergang der Nervenzellen führt. In der Folge treten im Krankheitsverlauf neben motorischen Symptomen auch zunehmend kognitive Beeinträchtigungen auf, wie z. B. Aufmerksamkeitsdefizite oder kognitive Verlangsamung

Etwa 40% der Parkinson-Patienten/Patientinnen entwickeln im Verlauf der Erkrankung eine Parkinson Demenz (PDD). Wie hoch das entsprechende Risiko ist, hängt dabei hauptsächlich vom Alter ab. 

Die wesentlichen Gehirnveränderungen, die mit der Parkinson Demenz in Verbindung gebracht werden, sind abnorme mikroskopische Ablagerungen, die hauptsächlich aus Alpha-Synuclein bestehen und auch als Lewy-Körperchen bekannt sind. Lewy-Körperchen kommen auch bei anderen Demenzarten vor, einschliesslich der Lewy Körperchen Demenz

Die durchschnittliche Zeitspanne zwischen dem Auftreten von Bewegungsstörungen und der Entwicklung einer Demenz liegt bei etwa 10 Jahren.

Die Diagnose einer Parkinsonschen Demenz ist ohne eine vorbestehende Parkinsondiagnose nicht möglich. Speziell zur Diagnostik wurde der PANDA-Test entwickelt. 

Die Parkinson Demenz ist ebenso wie Parkinson selbst fortschreitend und nicht heilbar. Die Geschwindigkeit, mit welcher sich die Erkrankung entwickelt, ist individuell unterschiedlich. Im Gegensatz zu anderen Demenzformen stehen bei der Parkinson Demenz nicht vorrangig Merk- und Gedächtnisstörungen im Vordergrund, sondern andere kognitive Einschränkungen.

Ziel der Therapie ist es, sowohl die Selbständigkeit als auch die Lebensqualität Betroffener so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Zu den Medikamenten, die die Symptome lindern können gehören Acetylcholinesterase-Hemmer, Carbidopa-Levodopa, selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sowie Clonazepam und Melatonin. Aber auch nicht medikamentöse Therapien können positiv unterstützen.