Intro
Unter Magenschmerzen versteht man im engeren Sinne Schmerzen, die von der Magengegend ausgehen. Doch nicht immer verursacht dabei der Magen selber die Schmerzen, auch der Darm sowie benachbarte Organe wie z. B. die Galle oder die Leber können dafür verantwortlich sein. Gerade in der Schwangerschaft verändert sich unser Körper in vielerlei Hinsicht. Dabei führt u.a. das erhöhte Progesteron dazu, dass die Nahrung langsamer verdaut und entsprechend auch die Magenmuskulatur träger wird. Folge davon können Magenschmerzen oder Magenkrämpfe sein. Magenschmerzen in der Schwangerschaft sind in der Regel kein Grund zur Beunruhigung, können aber in seltenen Fällen durchaus besorgniserregend sein, wie z. B. im Falle des gefährlichen HELLP Syndroms.
In diesem Text zeigen wir euch häufige, harmlose sowie auch ernstere Ursachen für Magenschmerzen in der Schwangerschaft und gehen dabei speziell auf das gefürchtete HELLP Syndrom ein. Zudem erklären wir, auf welche Alarmsymptome mach achten sollte, wann man einen Arzt aufsuchen muss und geben gute Tipps, was man gegen Magenschmerzen in der Schwangerschaft tun kann.
Mehr zum Thema Magenschmerzen: Arten, Ursachen, Behandlung und gute Tipps hier
Häufige und harmlose Ursachen für Magenschmerzen in der Schwangerschaft
Da das Baby stetig wächst und entsprechend auch mehr Platz im Bauch in Anspruch nimmt, sind Magenschmerzen in der Schwangerschaft gar nicht so selten. Vor allem zu Beginn der Schwangerschaft steigen die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron stark an, was dazu führen kann, dass die Magenmuskulatur entsprechend träger wird. Welche doch eher harmlosen Ursachen für Magenschmerzen in der Schwangerschaft gibt es?
Hormonelle Umstellung
Im 1. Drittel der Schwangerschaft sind viele Frauen von Übelkeit und Erbrechen geplagt, die auch mit Magenkrämpfen einhergehen. Übeltäter dafür ist hier vor allem der hohe Spiegel des Schwangerschaftshormons Beta-HCG.
Babywachstum
Im letzten Schwangerschaftsdrittel verursacht das wachsende Baby unangenehme Magenschmerzen. Entweder es liegt ungünstig oder fängt an, der werdenden Mamma in den Magen zu treten. Hier kann es helfen, versuchen die Position zu ändern.
Verdauungsbeschwerden
Das heranwachsende Baby übt vor allem im 2. und 3. Trimester grossen Druck auf die Magen- und Darmgegend aus. Verdauungsbeschwerden können hier deshalb von Blähungen bis hin zu Verstopfung führen. Hängen die Beschwerden mit dem Essen zusammen, sollte vor allem darauf geachtet werden, genug zu trinken und sich ballaststoffreich zu ernähren. Mehr über was tun gegen Blähbauch? hier.
Verspannte Muskulatur
Während der Schwangerschaft nimmt eine Frau im Durchschnitt ca. 12-18 Kilo zu. Diese Gewichtszunahme kann sich auch auf die Bauchmuskeln auswirken und entsprechend zu Bauchmuskelzerrungen führen. Heftige, krampfartige Schmerzen im Bauch gehen dabei häufig von den Mutterbändern aus, 2 Muskelbänder, welche die Gebärmutter halten. Durch den wachsenden Uterus werden diese zunehmend gedehnt, was sehr schmerzhaft sein kann. Die Schmerzen können dabei vom Unterleib bis hoch in den Magen ausstrahlen.
Krämpfe
Die Gebärmutter dehnt sich während der Schwangerschaft stark aus, deshalb kommt es besonders im 1. und 2. Semester zu Krämpfen. Diese äussern sich dabei in Form eines schmerzhaften oder stechenden Schmerzes, ähnlich wie bei Menstruationsbeschwerden und können u. a. durch Wärme gelindert werden.
Sodbrennen
Sodbrennen weist ebenfalls auf eine erschlaffte Muskulatur hin und saure Magensäure kann dabei in die Speiseröhre aufsteigen. Das Sodbrennen kann mit fortschreitender Schwangerschaft zunehmen.
Ernste und gefährliche Ursachen für Magenschmerzen in der Schwangerschaft
Die meisten Ursachen für Bauchschmerzen während der Schwangerschaft sind unbedenklich, es gibt jedoch einige Ursachen, die gefährlich werden können und entsprechend ärztliche Hilfe erfordern.
Gallensteine
Heftige, stechende und kolikartige Schmerzen im rechten Oberbauch können in Begleitung von Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Fieber auf das Vorliegen von Gallensteinen hindeuten. Gallensteine können von allein wieder abklingen, falls nicht, erfordern sie eine medizinische Behandlung. Zum Gallensteine Selbsttest geht es hier.
Präeklampsie
Die Präeklampsie gehört zur Gruppe der hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen und ist eine Vorstufe der Eklampsie. Eine plötzlich auftretende und schwere Erkrankung, die mit Krampfanfällen einhergeht. Als Präeklampsie wird das Auftreten von hohem Blutdruck zusammen mit mindestens einer weiteren Organmanifestation während der Schwangerschaft bezeichnet. Frauen mit Präeklampsie haben zudem Eiweiss im Urin und Wasseransammlungen (Ödeme). Eine Präeklampsie kann Leber sowie Nieren schädigen und erfordert eine sofortige medizinische Behandlung. Die europaweite Inzidenz der Präeklampsie wird mit ca. 2% aller Schwangerschaften angegeben.
Anzeichen einer Präeklampsie
- Rechtsseitige Oberbauchschmerzen
- Verschwommenes Sehen
- Starke Kopfschmerzen
- Kurzatmigkeit
- Übelkeit
- Verminderter Harndrang
Das HELLP Syndrom
Das HELLP Syndrom ist eine schwerwiegende Komplikation der Präeklampsie und gekennzeichnet durch eine Kombination aus Hämolyse (H), Erhöhung der Leberenzyme (EL/elevated liver enzymes) und Thrombozytopenie (LP/low platet count). Ebenso kommt es neben diesen Symptomen hier zu rechtsseitigen Oberbauchschmerzen, starker Übelkeit sowie auch neurologischen Symptomen wie z. B. Augenflimmern, Lichtempfindlichkeit oder Doppelbildern. Die Inzidenz des HELLP Syndroms beträgt ca. 0.1-0.2% aller Schwangerschaften. Mögliche schwerwiegende Komplikationen hier sind: Leberruptur, Gehirnblutung, akutes Nierenversagen sowie vorzeitige Plazentalösung und Lungenödem.
Therapie HELLP Syndrom
Als kausale Therapie steht die Beendigung der Schwangerschaft durch einen Kaiserschnitt im Vordergrund. Bis dahin gilt es die arterielle Hypertonie mit Betablockern und Alpha-Methyldopa zu therapieren sowie die Magnesiumgabe zur Vorbeugung von maternalen Krämpfen und zur Neuroprotektion des Fetus.
Fehlgeburt
Starke Bauchschmerzen in Verbindung mit Schmierblutungen können auch auf eine Fehlgeburt hindeuten. Zwischen 10-20 % der schwangeren Frauen sind davon betroffen.
Gute Tipps: Was hilft gegen Magenschmerzen in der Schwangerschaft?
Viel trinken sowie kleinere, dafür aber häufigere Essensportionen über den Tag verteilt zu sich nehmen kann helfen, die meisten Magenschmerzen in der Schwangerschaft zu verbessern. Ebenfalls sollte auf ballaststoffreiche Nahrung geachtet werden. Auch kann es helfen, in der Schwangerschaft fettige, scharfe oder stark gewürzte Mahlzeiten zu meiden. Mehr Magenschmerzen Hausmittel hier.
Alarmzeichen: Wann zum Arzt?
Folgende Beschwerden erfordern eine sofortige medizinische Behandlung
- Anhaltende und starke Schmerzen im Bauch oder im Rücken
- Schmerzen, die nachts oder im Liegen schlimmer werden
- Schmerzhaftes Wasserlassen
- Wehen vor der 37. Schwangerschaftswoche, die im 10 Minuten Takt einsetzen
- Spürbare Abnahme der Bewegungen des Babys nach der 28. Schwangerschaftswoche
- Anhaltendes Erbrechen, Übelkeit oder Durchfall
- Extreme bzw. andauernde Kopfschmerzen
- Vaginale Blutungen
- Fieber
- Verschwommenes Sehen
Plagen dich wegen Magenschmerzen Sorgen um das Wohl deines Kindes, dann nimm Kontakt mit deinem behandelnden Gynäkologen auf.
Mehr über Magenschmerzen? Alles weitere zum Thema Magenschmerzen hier
Fazit
Da das Baby im Mutterbauch stetig wächst und entsprechend auch mehr Platz in Anspruch nimmt, sind Magenschmerzen in der Schwangerschaft gar nicht so selten. Auch die hormonelle Umstellung, Verdauungsbeschwerden sowie eine verspannte Muskulatur, Krämpfe und Sodbrennen können alle zu Magenschmerzen in der Schwangerschaft führen. Ernsthafte und gefährliche Ursachen für Magenschmerzen in der Schwangerschaft sind neben Gallensteinen und Fehlgeburten auch eine Präeklampsie sowie das HELLP Syndrom.
Anhaltende Schmerzen, Schmerzen, die sich im Liegen verschlimmern oder in Verbindung mit Erbrechen, schmerzhaftem Wasserlassen, vaginalen Blutungen oder extremen Kopfschmerzen sowie Fieber auftreten, gehören immer in ärztliche Behandlung. Genauso wie einsetzende Wehen vor der 37. Schwangerschaftswoche und eine Abnahme der Kindsbewegungen nach der 28. Schwangerschaftswoche.