Intro
Vena cava ist die lateinische Bezeichnung für die beiden grossen Hohlvenen, die sauerstoffarmes Blut zurück zum Herzen transportieren und damit ein wichtiger Teil unseres Blutkreislaufes. Das Vena cava Syndrom ist eine Form von Kreislaufstörungen, die entstehen, wenn durch Druck auf die Hohlvene das Blut nicht mehr ungehindert zum Herzen befördert werden kann. Häufig sind Schwangere davon betroffen, wenn das heranwachsende Kind auf die untere Hohlvene drückt.
Was ist ein Vena cava inferior und Vena cava superior Syndrom, welche Tests führen zur Diagnose und welche Ursachen und Risikofaktoren gibt es dafür? Welche Symptome treten dabei auf und welche Komplikationen und Folgen kann ein V. cava Syndrom nach sich ziehen? Welche Rolle spielt das V. cava Syndrom in der Schwangerschaft, welche Gefahren bestehen dabei für das Baby und welche entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten gibt es dafür?
Definition: Was ist ein Vena cava Syndrom?
Streng genommen ist das Vena cava Syndrom keine eigenständige Erkrankung, sondern vielmehr ein Komplex von mehreren Symptomen, ausgelöst durch einen verringerten Blutrückfluss sowie einen plötzlichen Blutdruckabfalls bis hin zur Ohnmacht. Beim Vena cava Syndrom kann die untere Hohlvene (Vena cava inferior) oder die obere Hohlvene (Vena cava superior) komprimiert werden.
Der Blutkreislauf
Um das Vena cava Syndrom besser zu verstehen, müssen wir zuerst einen Blick auf unseren Blutkreislauf werfen. Das Blut fliesst in 2 verschiedenen Systemen durch unseren Körper. Das arterielle System, das sauerstoffreiches Blut transportiert und das venöse System, das sauerstoffarmes Blut zurück zum Herzen befördert. Die Vena cava superior ist ein Teil des venösen Systems. Sie sammelt das Blut, das aus dem Kopf, dem Hals, der Brust und den Armen zurück zum Herzen fliesst und befördert dieses zurück in den rechten Teil des Herzens, den so genannten rechten Vorhof, von wo aus es zur Sauerstoffversorgung weiter in die Lunge gelangt. Bei einem Vena cava superior Syndrom kann das Blut dabei nicht mehr optimal zum Herzen fliessen, was problematisch ist, da es dadurch die Sauerstoffversorgung des Herzens verzögert.
Vena cava inferior Syndrom
Beim Vena cava inferior Syndrom, auch Vena cava Kompressionssyndrom genannt, wird die untere Hohlvene zusammengedrückt und bezeichnet Kreislaufprobleme, die hauptsächlich schwangere Frauen gegen Ende der Schwangerschaft (3. Trimenon) betreffen, wenn vor allem im Liegen auf dem Rücken die Gebärmutter auf die untere Hohlvene drückt und dabei den Rückfluss des Blutes aus der unteren Körperhälfte zum Herzen unterbricht. Auf das V. cava Syndrom in der Schwangerschaft gehen wir später im Text noch detaillierter ein.
Ein Vena cava inferior Syndrom kann aber auch durch Schwellungen oder Tumore ausgelöst werden, wo vor allem Lebererkrankungen auf die untere Hohlvene drücken.
Vena Cava superior Syndrom (VCS)
Beim Vena cava superior Syndrom wird die obere Hohlvene komprimiert durch z. B. ein Tumor des Mediastinums, der die obere Hohlvene abdrückt. Die obere Hohlvene, die Vena cava superior, ist eine der zentralen Venen in unserem Körper. Sie transportiert das Blut aus unseren Armen, der Brust, dem Hals sowie dem Kopf zum Herzen. Beim Vena cava superior Syndrom ist diese Vene verstopft oder bis zu einem gewissen Grad komprimiert und ist dabei deutlich weniger lageabhängig als das der unteren Hohlvene.
Tests zur Diagnose eines Vena cava Syndroms
Besteht der Verdacht auf ein Vena cava Syndrom, gibt es eine Reihe von Tests, die zur Sicherung dieser Diagnose eingesetzt werden können, dazu gehören:
- Untersuchung auf gestaute Venen in der Halsregion oder auf ein Pfeifen beim Einatmen (Stridor)
- Herzauskultation
- Blutdruck- und Pulsmessung
- Ultraschall der Blutgefässe von Hals, Brustkorb sowie Bauchraum
- Computertomographie (CT)
- MRT des Herzens (mehr über MRT was anziehen? hier)
Meist wird dabei zunächst im Sitzen oder Stehen und anschliessend in Rückenlage untersucht. Verschlechtern sich dabei im Liegen die Kreislaufwerte kann dies ein Hinweis auf ein Vena cava Syndrom sein.
Ursachen und Risikofaktoren: Wie kommt es zum Vena cava Syndrom?
Eine der Hauptursachen für die Entstehung eines Vena cava superior Syndroms ist Krebs, am häufigsten bei Lungenkrebs, Non-Hodgkin-Lymphom oder einer anderen Krebserkrankung, die sich auf den Brustkorb ausgeweitet hat, einschliesslich Brustkrebs oder Schilddrüsenkrebs. Denn Tumore im Brustkorb können auf die obere Hohlvene drücken oder sogar in diese hineinwachsen. Breitet sich der Krebs auf die Lymphknoten um die obere Hohlvene herum aus, können diese sich vergrössern und dabei auf die Vene drücken oder eine entsprechende Verstopfung verursachen.
Auch ein Blutgerinnsel in der Vene kann eine Ursache für ein Vena cava Syndrom sein, infolge einer Kompression der Vene. Ebenfalls kann es durch ein Herzschrittmacher-Kabel oder einen intravenösen Katheter hervorgerufen werden. Ein weiterer Risikofaktor ist eine Schwangerschaft. Mehr dazu gleich.
Aber auch Schwellungen im Bauchraum können auf die untere Hohlvene drücken. Vor allem fortgeschrittene, bösartige Lebererkrankungen wie Leberkrebs sowie Nierenkrebs. Bei Lebererkrankungen kommt es dabei häufig zu einem Wasserbauch (Aszites), diese Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum kann die Entstehung eines Vena cava Syndroms begünstigen. Zum Wasserbauch Selbsttest geht’s hier.
Symptome: Wie äussert sich ein Vena cava Syndrom?
Symptome bei einem Vena cava Syndrom in der Schwangerschaft treten plötzlich auf und können durch Massnahmen wie z. B. Lageveränderung gut behandelt werden. Im Falle eines Vena cava superior Syndroms entstehen die Symptome hingegen schleichend, sind aber konstant. Werden diese Symptome ignoriert, kann es dabei zu schweren Atemproblemen kommen und zu einem medizinischen Notfall führen.
Beim Vena cava Syndrom der oberen Hohlvene sind vor allem die Halsvenen gestaut und Venen an Armen oder Beinen können hervortreten. Zudem kommt es zu einem Druckgefühl oder Schmerzen im Kopf. Bei Einengung der Speiseröhre kommt es ausserdem zu Schluckbeschwerden, wird die Luftröhre zusammengedrückt zu Atemnot. Die häufigsten Symptome eines Vena cava superior Syndroms sind:
- Husten
- Geschwollene Arme, Rumpf, Hals oder Gesicht
- Atembeschwerden sowie Kurzatmigkeit
Seltenere Symptome eines Vena cava superior Syndroms sind:
- Belegter Rachen (mehr über rote Punkte im Rachen und Rachenentzündung hier)
- Schnelle Atmung
- Brustschmerzen
- Schluckstörungen
- Abhusten von Blut
- Blaufärbung der Haut infolge eines Sauerstoffmangels
- Stimmbandlähmung
- Verwirrung, Benommenheit bis hin zur Ohnmacht (Mehr über Schwindel und Benommenheit hier)
Vena cava Symptome bei Kindern
Die Symptome bei Kindern sind dieselben wie bei Erwachsenen auch. Das Vena cava Syndrom kann für Kinder lebensbedrohlich sein, da ihre Atemwege kleiner und weicher sind als die von Erwachsenen.
Vena cava Symptome während der Schwangerschaft
- Plötzlicher Blutdruckabfall
- Schwindel (Hausmittel gegen Schwindelgefühl hier)
- Schweissausbrüche und kaltschweissige Haut
- Beinödeme
- Übelkeit
- Herzrasen (Tachykardie) gefolgt von verlangsamtem Herzschlag (Bradykardie)
- Atemnot
- Ohnmacht (Synkope)
Komplikationen, Folgen und Auswirkungen des Vena cava Syndroms
Die Auswirkungen eines Vena cava Syndroms hängen davon ab, ob die zugrunde liegende Erkrankung behandelbar ist oder nicht. Einige Ursachen können dabei behoben werden, z. B. durch die Entfernung oder Verlegung eines medizinischen Geräts, eines zentralen Zugangs oder eines implantierten Defibrillators. Andere wiederum erfordern einen chirurgischen Eingriff oder eine Krebstherapie. Mehr über die Behandlung des Vena cava Syndroms gleich.
Vena cava Syndrom Schwangerschaft
Durch ein V. cava Syndrom in der Schwangerschaft kann es auch zur Sauerstoffunterversorgung des ungeborenen Kindes kommen (fetale Hypoxie) ein Kreislaufschock drohen und damit im Extremfall zu einem Notfall für Mutter und Kind werden. 30-40% der Schwangeren erleiden dieses Syndrom im 3. Schwangerschaftstrimenon.
Schwangere mit einem inferioren V. cava Syndrom können Schwindelgefühle sowie einen niedrigen Blutdruck entwickeln, vorallem wenn sie auf dem Rücken liegen. Das Liegen auf der linken Seite hingegen lindert in der Regel die Symptome. Ein CTG, dass sowohl Wehentätigkeit als auch den Herzschlag des ungeborenen Kindes aufzeichnet, kann wichtige Hinweise dazu liefern. Bei der Untersuchung liegt die Mutter auf dem Rücken, kommt es dabei aufgrund des Vena cava Syndroms zu einer mangelhaften Blutversorgung des Fetus ist dies im CTG erkennbar, wo das Herz langsamer schlägt.
Gefahren: Ist das Vena cava Syndrom für Babys gefährlich?
Da Mutter und Kind über den mütterlichen Blutkreislauf miteinander verbunden sind, wirkt sich ein plötzlicher Blutdruckabfall der Mutter auch auf das Baby aus. Liegt die werdende Mutter auf dem Rücken, drückt die Gebärmutter mit dem heranwachsenden Kind dabei auf die untere Hohlvene, wodurch das Blut nicht mehr ungehindert zum rechten Herzen zurückfliessen kann. Infolgedessen verringert sich die Blutmenge, die das linke Herz pumpen kann und der Blutdruck sinkt.
Auch die Gefässe der Gebärmutter ziehen sich zusammen, was dazu führt, dass weniger sauerstoffreiches Blut zum Kind fliesst und es dabei zu einer drohenden Unterversorgung des Fötus kommt, die im schlimmsten Fall für das Kind tödlich enden kann. Um einem V. cava Syndrom vorzubeugen, sollten Schwangere deshalb ab dem 2. Trimenon längeres Flachliegen auf dem Rücken vermeiden und regelmässig ihre Liegeposition wechseln. Vorteilhaft ist hier eher die linke Seitenlage, wodurch die die Gebärmutter weg von der Hohlvene verlagert wird. Auch die rechte Körperseite mit einem Kissen zu unterlegen kann helfen, genauso wie spezielle Schwangerschaftskissen. Die besten Schwangerschaftskissen gibt es hier zu kaufen:
Behandlung: Vena cava Syndrom was tun?
Sich aus der Rückenlage aufrichten ist die erste und gleichzeitig auch wichtigste Massnahme beim V. cava Syndrom. Auch kann sich auf die linke Seite abdrehen Abhilfe schaffen.
Die Behandlung des Vena cava superior Syndroms hängt von der zugrunde liegenden Ursache dafür ab. Führen maligne Tumore dazu, müssen diese meist operativ entfernt werden. Ist Krebs der Grund dafür, besteht die Hauptbehandlung darin, den Krebs mit Chemo- oder Strahlentherapie zu behandeln.
Wird das Vena cava Syndrom durch ein Blutgerinnsel verursacht, kann eine Thrombolyse empfohlen werden zur Auflösung des Gerinnsels in der Vene oder der Einsatz eines Stents, der die blockierte Vene entsprechend offenhält. Ausserdem können Kortikosteroide zur Verringerung der Schwellung oder Diuretika zur Ausscheidung überschüssiger Flüssigkeit durch vermehrtes Wasserlassen verschrieben werden.
Vena cava Syndrom im Schlaf
Da das Vena cava Syndrom vor allem im Liegen auf dem Rücken auftritt sind hier somit hauptsächlich Rückenschläfer davon betroffen. Denn auch während dem Schlafen kann es zum V. cava Syndrom kommen. Um dies zu vermeiden, können Kissen helfen, die entsprechend positioniert werden, um zu verhindern, dass man sich während dem Schlaf auf den Rücken dreht. Ein Drehen auf die linke Seite kann schon helfen, Symptome zu lindern, da so die Vena cava bestmöglich entlastet ist. Gerade für Schwangere in fortgeschrittenen Schwangerschaftsmonaten ist es deshalb auch ratsam, sich beim Schlafen auf die Seite zu legen.
Vena cava Syndrom im Sitzen
Das V. cava Syndrom tritt hauptsächlich im Liegen auf dem Rücken auf, es kann aber auch im Sitzen auftreten.
Fazit
Streng genommen ist das Vena cava Syndrom keine eigenständige Erkrankung, sondern vielmehr ein Komplex von mehreren Symptomen, ausgelöst durch einen verringerten Blutrückfluss sowie plötzlichem Blutdruckabfall.
Beim Vena cava inferior Syndrom, wird die untere Hohlvene zusammengedrückt und bezeichnet Kreislaufprobleme, die hauptsächlich schwangere Frauen gegen Ende der Schwangerschaft (3. Trimenon) betreffen, wenn vor allem im Liegen auf dem Rücken die Gebärmutter auf die untere Hohlvene drückt und dabei den Rückfluss des Blutes aus der unteren Körperhälfte zum Herzen unterbricht. Beim Vena cava superior Syndrom wird die obere Hohlvene komprimiert z. B. durch Schwellungen oder Tumore.
Tests zur Sicherung der entsprechenden Diagnose sind Untersuchung auf gestaute Venen in der Halsregion oder auf ein Pfeifen beim Einatmen, Herzauskultation, Blutdruck- und Pulsmessung, Ultraschall der Blutgefässe von Hals, Brustkorb sowie Bauchraum, Computertomographie (CT) oder Herz-MRT.
Zu den Ursachen und Risikofaktoren eines Vena cava Syndroms gehören Tumore oder Schwellungen im Bauch- bzw. Brustkorbbereich, Blutgerinnsel sowie eine fortgeschrittene Schwangerschaft.
Die häufigsten Symptome eines Vena cava superior Syndroms sind geschwollene Arme, Rumpf, Hals oder Gesicht, Atembeschwerden, Schluckstörungen oder Blaufärbung der Haut. Symptome während der Schwangerschaft sind plötzlicher Blutdruckabfall, Schwindel, Schweissausbrüche und kaltschweissige Haut bis hin zur Ohnmacht, vor allem beim Liegen auf dem Rücken.
Die Auswirkungen eines Vena cava Syndroms hängen weitgehend davon ab, ob die zugrunde liegende Erkrankung behandelbar ist oder nicht.
Durch das Vena cava Syndrom in der Schwangerschaft kann es auch zur Sauerstoffunterversorgung des ungeborenen Kindes kommen (fetale Hypoxie).
Sich aus der Rückenlage aufrichten ist die erste und gleichzeitig auch wichtigste Massnahme beim Vena cava Syndrom. Auch kann sich auf die linke Seite abdrehen bereits Abhilfe schaffen. Weitere Behandlungsmöglichkeiten können operative Eingriffe, Chemo- oder Strahlentherapie, Thrombolyse, Kortikosteroide sowie Diuretika sein.