RS-Virus (RSV): Infektion, Symptome, Ansteckung & Behandlung

Intro

Das Respiratory-Synzytial-Virus (RS-Virus oder RSV) verursacht Infektionen der Lunge und der Atemwege. RSV verursacht vor allem im Herbst und Winter viele Erkältungen sowie Fälle von akuter Bronchitis bei Säuglingen und Kleinkindern. Das Virus kann aber auch Erwachsene treffen. Was ist das RS-Virus, wie wird es diagnostiziert und was sind Ursachen, Risikofaktoren, Symptome, Verlauf sowie Gefahren? Wie wirkt sich RSV auf Erwachsene, Kinder und Baby aus, was gibt es Wichtiges über Ansteckung und Inkubationszeit zu beachten, welche Behandlungsmöglichkeiten und Vorbeugungsmassnahmen existieren und wann sollte man damit zum Arzt?  

Keypoints

  • RSV steht als Abkürzung für das menschliche Respiratorische-Synzytial-Virus
  • Nahezu alle Kinder haben bis zu ihrem 2. Geburtstag eine RSV-Infektion durchgemacht
  • Das RS-Virus ist ein weit verbreitetes Virus der Atemwege und verursacht dabei in der Regel leichte, grippeähnliche Symptome, kann jedoch auch schwerwiegende Lungeninfekte hervorrufen, insbesondere bei Säuglingen, älteren Personen sowie Menschen mit vorbestehenden gesundheitlichen Problemen oder geschwächtem Immunsystem
  • RSV ist ansteckend und wird dabei durch Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen
  • Zum Nachweis sind RSV-Schnelltests oder eine serologische Bestimmung der RSV-Antikörper durchführbar
  • Die Inkubationszeit beträgt bei RSV durchschnittlich 5 Tage
  • Bei Erwachsenen und gesunden Kindern sind RSV-Symptome mild und ähneln dabei typischerweise denen einer Erkältung
  • RSV die häufigste Ursache für Entzündung der Atemwege und Lungenentzündung bei Kindern unter einem Jahr
  • Das RS-Virus wird symptomatisch behandelt, bei einer respiratorischen Insuffizienz kann auch eine Sauerstoffgabe erfolgen
  • 2023 wurden in der Europäischen Union erstmals zwei RSV-Impfstoffe zugelassen (Arxvy und Abrysvo). Bisher sind vor der Ständigen Imfkommission (STIKO) keine diesbezüglichen Empfehlungen publiziert

Was ist das RS-Virus (RSV)?

RSV steht als Abkürzung für das menschliche Respiratorische-Synzytial-Virus. Der verantwortliche Erreger ist ein RNA-Virus aus der Gruppe der Paramyxoviren. Das RS-Virus ist ein weit verbreitetes Virus der Atemwege und verursacht in der Regel leichte, grippeähnliche Symptome, kann jedoch auch schwerwiegende Lungeninfekte hervorrufen, insbesondere bei Säuglingen, älteren Personen sowie Menschen mit vorbestehenden gesundheitlichen Problemen oder geschwächtem Immunsystem.

Diagnose: Wie erkennt man das RS-Virus?

Ein Erregernachweis auf das RS Virus wird nicht routinemässig durchgeführt, sondern erfolgt im Zusammenhang mit Epidemien oder bei schweren Verläufen, wenn eine antivirale Therapie oder Prophylaxe erwogen wird.

Für rasche Gewissheit sind RSV-Schnelltests verfügbar, der Erregernachweis erfolgt hier in der Regel mittels ELISA oder PCR aus Nasensekret, Sputum oder Rachenabstrich. Auch ist eine serologische Bestimmung der RSV-Antikörper möglich. 

Ursachen und Risikofaktoren: Wie kommt es zu einer Ansteckung mit RSV?

Das RS Virus gelangt durch Augen, Nase oder Mund in den Körper und verbreitet sich dabei leicht über infizierte Atemtröpfchen in der Luft durch Husten und Niesen aber auch durch direkten Kontakt, wie z. B. durch Händeschütteln, auf andere.

Kinder, die Kindertagesstätten besuchen oder Geschwister haben, die zur Schule gehen, haben dabei ein erhöhtes Expositions- und Reinfektionsrisiko. Ein erhöhtes Risiko für schwere und manchmal auch lebensbedrohliche RSV-Infektionen besteht bei:

  • Säuglingen, insbesondere Frühchen oder Säuglinge die jünger als 6 Monate sind
  • Kinder mit angeborener Herz- oder chronischen Lungenerkrankung
  • Kinder oder Erwachsene mit geschwächtem Immunsystem aufgrund von Krankheiten wie z. B. Krebs oder Chemotherapie
  • Kinder mit neuromuskulären Störungen, wie z. B. Muskeldystrophie
  • Erwachsene mit Herz- oder Lungenkrankheiten
  • Ältere Erwachsene, insbesondere 65 Jahre und älter

Wie ansteckend ist das RS-Virus?

Wie wird das RS-Virus übertragen?

RSV wird durch Tröpfchen- und Schmierinfektion von Mensch zu Mensch im direkten Kontakt über die Luft durch Husten oder Niesen sowie durch das Berühren von Gegenständen oder Oberflächen auf welchen sich das Virus befindet und anschliessendes Anfassen von Mund, Nase oder Augen übertragen. Mehr über Symptome, Ansteckung und entsprechende Behandlung gleich.

Das RS-Virus hält sich stundenlang auf harten Gegenständen und Oberflächen wie z. B. Arbeitsplatten oder Spielzeug. Berührt man nach dem Kontakt mit kontaminierten Gegenständen den Mund, die Nase oder die Augen, besteht dabei die Gefahr, dass man sich mit dem Virus ansteckt.

RSV Inkubationszeit

Die Inkubationszeit von der Ansteckung bis zur Erkrankung beträgt bei RSV 2-8 Tage, durchschnittlich 5 und man kann sich mehrmals damit anstecken. Die RSV-Saison, in der es in der Regel zu den meisten Ausbrüchen kommt, erstreckt sich jeweils von Herbst bis zum Ende des Frühjahrs.

Wie lange ist man bei RSV ansteckend?

Menschen, die eine RSV-Infektion haben, sind in der Regel 3-8 Tage lang ansteckend. Bei Säuglingen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann sich das Virus jedoch auch noch nach Abklingen der Symptome bis zu 4 Wochen lang weiter ausbreiten.

Welche Symptome löst das RS-Virus aus?

Bei Erwachsenen und gesunden Kindern sind RSV Symptome mild und ähneln dabei typischerweise denen einer Erkältung. Infizierte zeigen hier normalerweise innerhalb von 4-6 Tagen nach Kontakt mit dem Virus Symptome. Zu diesen gehören:

  • Verminderter Appetit
  • Trockener Husten
  • Niesen und laufende Nase
  • Leichtes Fieber
  • Halsschmerzen 
  • Kopfschmerzen

Eine RSV-Infektion kann sich auf die unteren Atemwege ausbreiten und dabei eine Lungenentzündung oder eine Bronchiolitis verursachen, eine Entzündung der kleinen Atemwegsverbindungen zur Lunge. Zu den Anzeichen und Symptomen hier gehören:

  • Fieber
  • Starker Husten
  • Ein keuchendes bzw. pfeifendes Atemgeräusch beim Ausatmen
  • Schnelle oder erschwerte Atmung
  • Bläuliche Verfärbung der Haut aufgrund eines Sauerstoffmangels (Zyanose)

Symptome für einen schweren RSV-Verlauf bei Erwachsenen

Warnsymptome für einen schweren RSV-Verlauf sind:

  • Anhaltender Husten 
  • Atemnot und pfeifende Atemgeräusche 
  • Schnelle Atmung 
  • Bauchatmung (einziehen der Haut zwischen den Rippen und/oder der unteren Halsregion)
  • Starke Brust- oder Ohrenschmerzen 
  • Geblähte Nasenlöcher beim Atmen
  • Zyanose: Blaue Lippen oder Zunge
  • Fatigue (ausserordentliche Müdigkeit)  
  • Oligurie (Unterschreitung der altersüblichen physiologischen Urinmenge) 

Symptome einer schweren RSV-Infektion bei Säuglingen und Kindern

Anzeichen und Symptome bei einem schweren RSV-Verlauf bei Säuglingen und Kindern sind:

  • Schnelle und flache Atmung
  • Schwierigkeiten beim Atmen: Erkennbar daran, dass sich Brustmuskeln um die Haut bei jedem Atemzug nach innen ziehen
  • Husten
  • Unzureichende Nahrungsaufnahme
  • Aussergewöhnliche Müdigkeit (Lethargie)
  • Gereiztheit

Unterschied RSV und Corona

Ob ein Befall der Atemwege durch das RS-Virus oder durch Corona ausgelöst wird ist nicht einfach festzustellen. Denn beide Virentypen lösen Atemwegsbeschwerden aus. Der wichtigste Unterschied: Der Altersgipfel, d. h. der Krankheitsbefall innerhalb einer Altersgruppe die am stärksten betroffen ist.

Für Corona gilt: Je jünger Betroffene sind, desto seltener erkranken sie symptomatisch an Covid. Bei Erwachsenen ist es dabei umgekehrt. Erwachsene erwischt es mit mit zunehmendedm Alter und Vorhandensein von Vorerkrankungen häufiger.

Beim RS-Virus ist es hingegen genau andersrum. Je jünger die Kinder sind, desto symptomatischer verläuft auch die Erkrankung. Erwachsene hingegen überstehen eine RS-Infektion in der Regel meist ohne oder nur mit leichten Beschwerden. Gewissheit bringt allerdings nur ein entsprechender Test.

Verlauf und Prognose: Wie lange dauert eine RSV-Infektion?

Die meisten Kinder und Erwachsenen erholen sich innerhalb von 1-2 Wochen von einer RSV-Infektion. Schwere oder lebensbedrohliche Infektionen, die einen Krankenhausaufenthalt erfordern, können bei Frühchen oder bei Personen mit chronischen Herz- oder Lungenproblemen auftreten.

Gefahren und Spätfolgen: Wie gefährlich ist das RS-Virus?

RSV ist die häufigste Ursache für Bronchiolitis (Entzündung der unteren Atemwege) und Lungenentzündung bei Kindern unter einem Jahr. Gesunde Erwachsene und Kleinkinder, die mit dem RS-Virus infiziert sind, müssen dabei in der Regel nicht stationär behandelt werden.

Bei älteren Erwachsenen sowie Säuglingen unter 6 Monaten kann es möglicherweise zu einer Hospitalisation aufgrund einer Dehydrierung kommen. In schwerwiegenden Fällen kann auch eine zusätzliche Sauerstoffzufuhr, intravenöse Flüssigkeitszufuhr oder Intubation mit mechanischer Beatmung erforderlich sein. 

Gelangen Keime in den Raum hinter dem Trommelfell, können sie zu einer Mittelohrentzündung (Otitis Media) führen. Dies kommt am häufigsten bei Säuglingen und Kleinkindern vor. Es besteht wahrscheinlich auch ein Zusammenhang zwischen einer schweren RSV-Erkrankung bei Kindern und dem Risiko, später im Leben an Asthma zu erkranken.

Wann zum Arzt?

Zum Arzt gehören Kinder, die unter Atembeschwerden, hohem Fieber oder einer Blaufärbung der Haut, insbesondere der Lippen und Nagelbetten leiden, sowie alle Personen, bei denen das Risiko einer schweren RSV-Infektion besteht.

Welche Behandlung hilft bei RSV?

Die meisten RSV-Infektionen verschwinden innerhalb von 1-2 Wochen von allein wieder. Es gibt keine spezifische Behandlung für das RS-Virus und in der Regel genügen dabei Massnahmen zur Selbstbehandlung die symptomatisch zur Beschwerdelinderung erfolgen. Zudem hilft es, viel zu trinken, um eine Dehydrierung zu verhindern.

Medikamente gegen RSV

Fieber und Schmerzen im Zusammenhang mit dem RS Virus können dabei mit frei verkäuflichen fiebersenkenden und schmerzlindernden Arzneimitteln wie z. B. Paracetamol oder Ibuprofen gelindert werden.

Bei einer respiratorischen Insuffizienz kann eine Sauerstoffgabe erfolgen. Beta-2-Sympathomimetika sowie Anticholinergika oder Adrenalin helfen zudem inhalativ bei Obstruktion. Eine Therapie mit Ribavirin erfolgt bei schweren therapieresistenten Verläufen. Bei bakteriellen Co-Infektionen bzw. Superinfektionen ist eine Antibiotikabehandlung indiziert.

Prophylaxe: Wie kann man dem RS-Virus vorbeugen?

Verhaltensweisen zur Verhinderung der RSV-Verbreitung

Die folgenden Verhaltensweisen können dazu beitragen, die Verbreitung dieser Infektion bestmöglich zu verhindern:

  • Händewaschen: Bring auch deinen Kindern die Bedeutung des Händewaschens bei
  • Vermeide den Kontakt mit dem Virus und begrenze den Kontakt mit Menschen, die Fieber oder Erkältungen haben
  • Bedecke Mund und Nase beim Husten oder Niesen 
  • Sorge für Sauberkeit: Achten darauf, dass Arbeitsflächen in Küche und Bad sowie Türklinken und Griffe sauber sind
  • Teile keine Trinkgläser mit anderen und benutze dein eigenes Glas oder Einwegbecher, wenn jemand krank ist
  • Reinige Spielzeug regelmässig, besonders wenn ein Kind krank ist

Medikamentöse RSV-Prophylaxe

Eine Prophylaxe mit monoklonalen Antikörpern (Palivizumab oder Nirsevimab) ist möglich. Empfohlen wird diese für Kinder, die vor der 35. SSW geboren wurden und zu Beginn der RSV-Saison jünger als 6 Monate sind, bei Kindern unter 2 Jahren, die wegen bronchopulmonaler Dysplasie behandelt werden oder wurden sowie bei Kindern mit Herzfehlern die den Lungenkreislauf belasten. 

RSV-Impfung

2023 wurden in der Europäischen Union erstmals zwei RSV-Impfstoffe zugelassen (Arxvy und Abrysvo). Arxvy ist zum Schutz vor RSV bei Personen ab 60 Jahren und Abrysvo zum Schutz vor RSV für die Wnwendung von Personen ab 60 Jahren sowie Schwangere zugelassen. Bisher sind vor der Ständigen Imfkommission (STIKO) keine diesbezüglichen Empfehlungen publiziert.

RS-Virus bei Erwachsenen

Vor allem bei Erwachsenen kann eine RSV-Infektion ganz ohne Krankheitszeichen verlaufen oder aber zu Ateminfekten führen. Erwachsene mit chronischen Herz- oder Lungenkrankheiten, einem geschwächtem Immunsystem oder Personen ab 65 Jahren erkranken dabei oft an einer Lungenentzündung

RS-Virus bei Kindern und Säuglingen

Nahezu alle Kinder haben bis zu ihrem 2. Geburtstag eine RSV-Infektion durchgemacht. Bei sehr jungen Säuglingen können die einzigen auftretenden Symptome auch Reizbarkeit, verminderte Aktivität sowie Atembeschwerden sein. Kontaktiere einen Arzt oder Ärztin, wenn das Kind Schwierigkeiten beim Atmen hat, nicht genug Flüssigkeit trinkt oder wenn sich die Symptome entsprechend verschlimmern.

In den ersten 6 Lebensmonaten manifestiert sich eine RSV-Infektion meist als Bronchiolitis oder Pneumonie. Ab dem 6. Lebensmonat überwiegt dabei die Verlaufsform der obstruktiven Bronchitis.

Fazit

RSV steht als Abkürzung für das menschliche Respiratorische-Synzytial-Virus, ein weit verbreitetes Virus der Atemwege, dass in der Regel leichte, grippeähnliche Symptome verursacht. Das Virus kann jedoch auch schwerwiegende Lungeninfekte hervorrufen, insbesondere bei Säuglingen, älteren Personen, Menschen mit vorbestehenden gesundheitlichen Problemen sowie geschwächtem Immunsystem.

Das RS-Virus wird durch Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen. Der Erregernachweis lässt sich anhand von RSV-Schnelltests aus Nasensekret, Sputum oder Rachenabstrich nachweisen.

Die RSV-Saison erstreckt sich jeweils von Herbst bis zum Ende des Frühjahrs.

Es gibt keine spezifische Behandlung für das RS Virus ausser der Symptombehandlung.

Das Einhalten von Hygienemassnahmen kann helfen, einer Infektion vorzubeugen und der Verbreitung des Virus entgegenzuwirken.