Intro
Knochen geben dem menschlichen Körper nicht nur seine Form, sondern ermöglichen auch Fortbewegung und motorische Fähigkeiten, schützen lebenswichtige Organe, erleichtern die Atmung, spielen eine Rolle bei der Körperhaltung und produzieren im Knochenmark eine Vielzahl von Zellen, die zum Leben wichtig sind. Sie unterliegen dabei einem ständigen strukturellen und biologischen Wandel, der sich über unser gesamtes Leben hinweg fortsetzt. Sie können sich vergrössern oder verkleinern, stärker oder schwächer werden und auch brechen, wenn sie übermässigen Belastungen ausgesetzt sind. Die Knochenanzahl, die ein Mensch hat, ist altersabhängig.
In diesem Text gehen wir auf Knochenstruktur und Funktion ein, zeigen interessante Knochenfakten, beantworten die Frage wie viele Knochen ein menschliches Skelett hat, wie diese in unserem Körper verteilt sind und geben ausserdem gute Tipps für gesunde und starke Knochen.
Knochen: Struktur und Funktion
Knochenauf und Knochenabbau
Knochen sind ein hochspezialisiertes Bindegewebe mit der Fähigkeit, sich je nach den Anforderungen, die an sie gestellt werden, umzubauen. Die für den Knochenaufbau verantwortliche Zelle ist in erster Linie der Osteoblast. Osteoblasten scheiden eine Flüssigkeit aus, die reich an einem körpereigenen Protein, dem Kollagen Typ I, ist. Ein weiterer Knochenbestandteil ist die Grundsubstanz, die hauptsächlich aus Osteocalcin und Chondroitinsulfat besteht. Damit der Knochen hart wird, muss dieser durch anorganische Bestandteile wie Kalzium und Phosphat verfestigt werden. Diese Mineralstoffe werden in der Regel über die Nahrung aufgenommen, bekannte Quellen dafür sind Milchprodukte. Skelettknochen sind ein wichtiges Reservoir für diese Mineralstoffe, worauf der Körper bei Bedarf zurückgreifen kann, wenn er diese benötigt. Damit sie je nach funktionellem Bedarf angemessen umgestaltet werden können, müssen auch Zellen vorhanden sein, die reife Knochen abbauen. Die für diese Aufgabe verantwortlichen Zellen sind die Osteoblasten.
Wie sind Knochen aufgebaut?
Anatomisch gesehen haben die meisten Knochen eine dicke äussere Hülle, die sogenannte Kortikalis. Der innere Knochenteil wird manchmal auch als Spongiosa bezeichnet. Dessen netzartige Struktur ermöglicht die Einlagerung von Knochenmark, das mit mineralisiertem Knochengewebe durchsetzt ist, so dass der Raum im Inneren des Knochens für die wichtige Aufgabe der Blutbildung genutzt werden kann. Umgeben sind sie von der Knochenhaut (Periost), die auch eine wichtige Funktion bei der Durchblutung und der Nährstoffversorgung des äusseren Knochendrittels besitzen.
Einteilung
Knochen lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen: Flache, kurze, lange und unregelmässige.
Lange Knochen
In diese Knochenkategorie gehört z. B. der Oberarmknochen, das Wadenbein oder das Schienbein. Sie ermöglichen Beweglichkeit und tragen das Gewicht des Körpers. Sie sind in der Regel rohrförmig, länger als breit und weisen dabei mehrere unterschiedliche Zonen auf: Die Diaphyse (der Schaft), die Epiphyse (die Enden) und die Metaphyse, der Bereich zwischen diesen beiden. Die Diaphyse enthält das Knochenmark. Dieses ist für die Produktion von Erythrozyten (roten Blutkörperchen), Leukozyten (weissen Blutkörperchen) und Blutplättchen verantwortlich. Die Epiphyse ist das Endstück des Röhrenknochens, das in der Regel für die Gelenkbildung verantwortlich ist. Die Metaphyse ist der Bereich des Knochens, der bei Kindern die Epiphysenplatte enthält und für das Wachstum verantwortlich ist.
Kurze Knochen
Zu dieser Kategorie gehören z. B. die Hand- und Fusswurzelknochen. Sie verbessern die Beweglichkeit und stabilisieren.
Flache Knochen
Diese Knochenarten neigen dazu, eine plattenartige Form zu haben, wie z. B. das Brustbein oder die verschmolzenen Schädelknochen.
Unregelmässige Knochen
In dieser Kategorie finden wir Knochen ohne konforme Form, wie z. B. die Wirbel der Wirbelsäule.
Knochenleiden und Knochenerkrankungen
Knochenbrüche reichen von einfachen Brüchen, bei denen unterstützende Massnahmen wie z. B. Reposition, Schienung oder Gips angezeigt sind, bis hin zu komplizierten Brüchen, die zu einem chirurgischen Notfall werden können. Andere Probleme, die im Knochenapparat entstehen können, sind bösartige Neubildungen wie Osteosarkome, Chondrosarkome, multiple Myelome, Fibrosarkome, bösartige Riesenzelltumore, Osteomyelitis oder Nekrosen.
Ein Mangel an Vitamin-D in der Ernährung kann bei Kindern zu Rachitis und bei Erwachsenen zu Osteomalazie führen. Ist Vitamin-D nicht in ausreichender Menge vorhanden, wird das von den Osteoblasten ausgeschiedene Osteoid nicht mineralisiert und es kommt dabei zu schwachen, weichen sowie brüchigen Knochen.
10 interessante Knochenfakten
- Knochen sind lebendes Gewebe
- Unsere Knochen habe die Fähigkeit sich nach Brüchen selbst zu reparieren
- Knochen bauen sich ständig ab und wieder auf, ein zellulärer Prozess, den man auch als Remodelling bezeichnet
- Babys werden mit etwa 270 Knochen geboren, die ursprünglich aus Knorpel bestehen, in den ersten Lebensjahren mineralisiert werden und miteinander verschmelzen
- Manche Menschen werden mit zusätzlichen Skelettknochen geboren, manche entwickeln sogar im Laufe ihres Lebens zusätzlich weitere
- Knochen verkürzen sich beim Aufprall. Das Schienbein z. B. kann sich bei einem Aufprall vorübergehend um einen Millimeter verkürzen
- Nicht alle Knochen des menschlichen Skeletts sind miteinander verbunden. Ausnahme ist das Zungenbein
- Lange Zeit dachte man, dass die Fettzellen im Knochenmark nichts weiter als ein Raumfüller seien. Heute weiss man, dass das Knochenfett wichtige metabolische und endokrine Funktionen hat, die sich auf unseren gesamten Körper auswirken
- Die kleinsten Knochen befinden sich im Ohr. Mehr dazu, wie viele und welche später im Text
- Wissenschaftler fanden erhöhte Osteocalcinwerte im Blut und Urin, nachdem Testpersonen einer Stresssituation ausgesetzt wurden
Wie viele Knochen hat das menschliche Skelett?
Das menschliche Skelett besteht ab einem Alter von 25 Jahren aus etwa 206 Knochen. Geboren werden wir allerdings mit knapp 300. Schwankungen dieser Zahl sind möglich und liegen daran, dass Zählarten variieren und manche Knorpel erst im Laufe der Jahre verknöchern. Zudem können manche im Laufe des Lebens auch zusammenwachsen.
Unsere Knochen variieren in Grösse, Form sowie auch Festigkeit, um den Anforderungen der Fein- und Grobmotorik stets gerecht zu werden. Die Hälfte davon befindet sich dabei in den Händen und Füssen. Der längste und schwerste Knochen im menschlichen Körper ist der Oberschenkelknochen, den kleinsten finden wir im Ohr, genauer gesagt der Steigbügel im Innenohr. Mehr zur Frage, wie viele Knochen wir genau in Händen, Füssen und im Ohr haben, später im Text detaillierter.
Verteilung
Auf der Ebene der Wirbelsäule gibt es rund 26 Knochen, 25 im Bereich des Brustbeins und der Rippen, auf der Schädelebene sind es 8, 17 Schädelknochen, 4 im Gesicht, 64 in den oberen Gliedmassen und 62 in den unteren.
Wie viele Knochen hat ein Kind / ein Baby?
Ein Säugling hat in der Regel etwa 270-300 Knochen, die im Erwachsenenalter nicht einfach verschwinden, sondern auf ca. 206 zusammenwachsen und so stabilere Knochen bilden, vor allem in den Händen, im Wirbelsäulenbereich sowie am Schädel.
Wie viele Knochen hat ein Mensch im Gesicht?
Der menschliche Schädel setzt sich insgesamt aus 22-30 einzelnen Knochen zusammen. Im Gesicht befinden sich dabei 15 Gesichtsknochen für den Gesichtsschädel und 7 für den Hirnschädel. Als Gesichtsschädel bezeichnet man alle Schädelknochen, die sich fronto-kaudal an das Neurocranium anschliessen, die Strukturen des Gesichts schützen und stützen und das Gehirn sowie Mittel- und Innenohr beherbergen. Dazu gehören u. a. die Maxilla (Oberkiefer), Mandibula (Unterkiefer), Jochbein, Nasenbein, Gaumenbein, Tränenbein, Pflugscharbein und die untere Nasenmuschel. Der Hirnschädel besteht aus dem Schädeldach (Scheitelbein, Stirnbein und Hinterhauptbein) und der Schädelbasis (Stirnbein, Siebbein, Hinterhauptbein, Keilbein und Schläfenbein).
Wie viele Knochen hat ein Mensch in der Hand?
Jeder Finger der Hand besteht aus jeweils 3 Knochen, mit Ausnahme des Daumens, der nur 2 davon hat, macht 14 Fingerknochen. Weiter besitzt die Hand 8 Handwurzelknochen und 5 Mittelhandknochen. Insgesamt besteht unsere Hand somit also aus 27 Knochen, die es ihr ermöglichen, zu funktionieren und zu greifen.
Wie viele Knochen hat ein Mensch im Fuss?
Unser Fuss besteht aus insgesamt 26 Knochen. Zusammen befinden sich somit in beiden Füssen also rund ein Viertel all unserer Skelettknochen und sorgen damit für Stütze, Gleichgewicht und Beweglichkeit. Einteilen lassen sie sich in 7 Fusswurzelknochen, 5 Mittelfussknochen und 14 Zehenknochen. Ihr Aufbau ähnelt dabei dem der Handwurzelknochen. Zur proximalen Reihe gehören das Sprungbein (Talus) und das Fersenbein (Calcaneus). Zur distalen Reihe gehören das Kahnbein (Os naviculare), Würfelbein (Os cuboideum) sowie die 3 Keilbeine (ossa cuneiformia). Das Fersenbein bildet dabei der grösste Fusswurzelknochen und Ansatz für die Achillessehne, die stärkste Sehne im menschlichen Körper. Die Zehenknochen der lateralen 4 Zehen bestehen, wie das Skelett der Finger auch, aus 3 Zehenknochen, die Grosszehe, genau wie der Daumen auch, nur aus 2.
Wie viele Knochen hat ein Mensch im Ohr?
Die 3 Knochen des Mittelohrs haben nur eine geringe Widerstandsfähigkeit, spielen aber eine wichtige Rolle bei der Übertragung von Schallwellen zu den Hörorganen des Innenohrs. Im Mittelohr befinden sich die kleinsten Knochen im menschlichen Körper und sind Hammer, Amboss und der allerkleinste, der Steigbügel im Innenohr. Er ist ca. 3 mm lang und wiegt etwa 4.3 mg. Zusammen werden diese auch als Gehörknöchelchen bezeichnet und haben dabei die Aufgabe, Schallschwingungen aus der Umgebung an die Flüssigkeit im Innenohr weiterzuleiten. Sie sind nicht nur die kleinsten, sondern auch die einzigen, die sich nach dem ersten Lebensjahr nicht mehr umformen.
Wie viele Knochen hat eine Frau?
Die Knochenanzahl bei einem Erwachsenen lässt sich auf ca. 206 benennen. Frauen sind leichter als Männer, die Gründe dafür liegen nicht nur in der geringeren Muskelmasse der Frau, sondern auch, weil Frauenknochen weniger dicht und damit auch leichter sind. Der Grund für die stärkere Knochenmassenabnahme bei Frauen ist die Abnahme der Produktion des Hormons Östrogen nach der Menopause, was auch Osteoporose begünstigt.
Wie viele Knochen hat ein Mann?
Auch bei erwachsenen Männern beläuft sich die Knochenzahl auf ca. 206, die gleiche Anzahl wie Frauen auch. Männer haben allerdings ca. ein Drittel mehr Knochenfläche als Frauen, allein schon aufgrund ihrer Körpergrösse. Ihre Knochen sind ebenfalls stärker und die Stellen, an denen Muskeln sitzen, werden auch kräftiger ausgebildet. Die Knochenmasse beträgt dabei ohne das Knochenmark bei Männern zwischen 4-6 kg und bei Frauen zwischen 3-4 kg.
5 Tipps für gesunde und starke Knochen
- Schütze deine Knochen beim Sport, z. B. mit Ellenbogen- und Knieschoner sowie Helm
- Achte auf deinen Vitamin-D–und Kalzium–Spiegel (Mehr zu Vitamin-D und Kalzium: Bedarf und Vorkommen gibt es hier)
- Tanke genügend Sonne
- Konsumiere Milchprodukte oder andere kalziumreiche Lebensmittel, denn Kalzium beiträgt dazu bei, dass Knochen hart und widerstandsfähig werden und es auch bleiben
- Sei aktiv und bleib in Bewegung
Fazit
Knochen sind ein hochspezialisiertes Bindegewebe und bauen sich ständig ab und wieder auf, ein zellulärer Prozess, den man auch als Remodelling bezeichnet. Sie sind ein wichtiges Reservoir für Mineralstoffe wie Kalzium und Phosphat, auf die der Körper bei Bedarf zurückgreifen kann.
Das menschliche Skelett besteht ab einem Alter von 25 Jahren aus etwa 206 Knochen. Auf der Ebene der Wirbelsäule 26, 25 im Bereich des Brustbeins und der Rippen, 8 auf der Schädelebene, 17 Schädelknochen, 4 im Gesicht, 64 in den oberen Gliedmassen und 62 in den unteren. Die 3 Mittelohrknochen sind dabei nicht nur die kleinsten, sondern auch die einzigen, die sich nach dem ersten Lebensjahr nicht mehr umformen. Babys werden mit etwa 270-300 Knochen geboren, die ursprünglich aus Knorpel bestehen, in den ersten Lebensjahren mineralisiert werden und dabei miteinander verschmelzen.
Die verschiedenen Knochenkategorien sind: Flache, kurze, lange und unregelmässige Knochen. Ist Vitamin-D nicht in ausreichender Menge vorhanden, wird das von den Osteoblasten ausgeschiedene Osteoid nicht mineralisiert und es kommt dabei zu schwachen, weichen sowie brüchigen Knochen.
Knochen variieren in Grösse, Form und Festigkeit, um den Anforderungen der Fein- und Grobmotorik gerecht zu werden. Die Hälfte aller Skelettknochen eines Erwachsenen finden sich dabei in den Händen und Füssen. Allein unsere Hand besteht aus 27, die es ihr ermöglichen, zu funktionieren und zu greifen. Unser Fuss besteht aus insgesamt 26.
Männer haben ca. ein Drittel mehr Knochenfläche als Frauen, alleine schon aufgrund ihrer Körpergrösse. Der Grund für die stärkere Knochenmassenabnahme bei Frauen ist die Abnahme der Produktion des Hormons Östrogen nach der Menopause, was auch Osteoporose begünstigt.