Melatonin Wirkung auf Schilddrüse- Indikation & Kontraindikation

Intro

Melatonin ist ein Hormon, welches auch als Schlafhormon bezeichnet wird und normalerweise nachts produziert wird. Seine Hauptfunktion besteht darin, Informationen über Tag- und Nachtzyklen auf Zellen und Organe zu übertragen. Was ist Melatonin, wie wirkt es und wie kommt es zu entsprechenden Störungen? Wie ist die Wirkung von Melatonin auf die Schilddrüse und was bewirkt Melatonin speziell bei einer Schilddrüsenunterfunktion und bei Autoimmunerkrankungen? Wer sollte Melatonin einnehmen, wer sollte lieber darauf verzichten und welche Neben- und Wechselwirkungen gibt es bei der Einnahme?

Keypoints

  • Schilddrüsenerkrankungen können den zirkadianen Rhythmus stören
  • Melatonin kann die Zellvermehrung der Schilddrüse verhindern sowie die Synthese von Schilddrüsenhormonen beeinträchtigen, was für Menschen mit Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) von Nutzen sein kann
  • Eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) kann die Melatoninfreisetzung verändern
  • Menschen, die regelmässig Melatonin einnehmen, sollten ihre Schilddrüsenwerte immer im Auge behalten
  • Da Melatonin die Produktion von Schilddrüsenhormonen unterdrücken und gleichzeitig die Entzündung der Schilddrüse bei Hashimoto hemmen kann, ist es wichtig, den Arzt über die Einnahme von Melatoninpräparaten zu informieren
  • Die Schilddrüse ist die grösste Hormondrüse des menschlichen Körpers und hat eine entscheidende Bedeutung, wenn es um den Stoffwechsel geht
  • Melatonin, das Schlafhormon, ist ein Hormon, das hauptsächlich nachts von der Zirbeldrüse im Gehirn ausgeschüttet wird und einer der wichtigsten Regulatoren für unseren Schlaf-Wach-Zyklus
  • Melatonin kann bei Schlafstörungen eingesetzt werden
  • Es gibt keine bekannten Wechselwirkungen zwischen Levothyroxin und Melatonin

Wirkung von Melatonin auf die Schilddrüse: Hat Melatonin Auswirkungen auf die Schilddrüse?

Unsere innere Uhr und die Schilddrüse sind eng miteinander verknüpft. Dabei verhält sich der Blutspiegel von Melatonin gegensätzlich zu den Schilddrüsenhormonen. Ist der Melatoninspiegel in der Nacht hoch, sind weniger Schilddrüsenhormone unterwegs, was eine Verlangsamung des Stoffwechsels sowie eine Senkung der Körpertemperatur zur Folge hat. Schilddrüsenerkrankungen können den zirkadianen Rhythmus stören.

Was bewirkt Melatonin bei einer Schilddrüsenunterfunktion?

Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Schilddrüse und der Zirbeldrüse, was darauf hindeutet, dass eine Unterfunktion der Schilddrüse die Melatoninfreisetzung verändern kann. 

Studien zeigen, dass Melatonin als Antioxidans wirken kann, überschüssige freie Radikale abfängt und damit Zellschäden entgegenwirkt. Melatonin kann ebenfalls die Zellvermehrung der Schilddrüse verhindern sowie die Synthese von Schilddrüsenhormonen beeinträchtigen, was für Menschen mit Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) von Nutzen sein kann.

Für Menschen mit einer normalen Schilddrüsenfunktion oder sogar einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann dies jedoch problematisch sein. Deshalb sollten Menschen, die regelmässig Melatonin einnehmen, ihre Schilddrüsenwerte immer im Auge behalten und in regelmässigen Abständen entsprechend überprüfen lassen.

Mehr über die Schilddrüsenunterfunktion findest du hier

Melatonin bei Autoimmunkrankheiten wie Hashimoto Thyreoiditis

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung, die sich gegen die Schilddrüse richtet und gleichzeitig die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion.

Melatonin hat einen erheblichen Einfluss auf das Immunsystem, da es bestimmte Immunfunktionen anregt und unterdrückt. Untersuchungen zeigen auch, dass Melatonin zur Regulierung der Immunfunktion im Darm beiträgt, wo sich übrigens ein Grossteil unseres Immunsystems befindet.

Es besteht ein empfindliches Gleichgewicht zwischen Melatonin und der Produktion von Schilddrüsenhormonen. Da Melatonin die Produktion von Schilddrüsenhormonen unterdrücken und gleichzeitig die Entzündung der Schilddrüse bei Hashimoto hemmen kann, ist es wichtig, den Arzt über die Einnahme von Melatoninpräparaten zu informieren.

Mehr über die Hashimoto Thyreoiditis gibt es hier nachzulesen

Schilddrüse

Die Schilddrüse ist die grösste Hormondrüse des menschlichen Körpers und hat eine entscheidende Bedeutung, wenn es um unseren Stoffwechsel geht. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit etwa 740 Millionen Menschen von Schilddrüsenerkrankungen aufgrund von Jodmangel betroffen. Zu den häufigsten Erkrankungen der Schilddrüse gehören eine vergrösserte Schilddrüse (Kropf/Struma), Schilddrüsenüberfunktion, Schilddrüsenunterfunktion, Schilddrüsenknoten, Schilddrüsenentzündung oder Schilddrüsenkrebs.

Mehr über die Schilddrüse und Schilddrüsenerkrankungen gibt es hier nachzulesen

Was ist Melatonin?

Melatonin, auch als N-Acetyl-5-Methoxytryptamin bekannt, leitet sich vom Serotonin ab, dessen Vorstufe Tryptophan ist. Melatonin ist ein Hormon, das hauptsächlich nachts von der Zirbeldrüse in unserem Gehirn ausgeschüttet wird und einer der wichtigsten Regulatoren für unseren Schlaf-Wach-Zyklus. Ein optimaler Melatoninspiegel kann nicht nur unsere nächtliche Erholung verbessern, Melatonin kann auch eine Wirkung auf die Schilddrüse haben und damit die Schilddrüsengesundheit fördern. 

Licht beeinflusst die Bildung und Freisetzung von Melatonin. Sind wir dem Sonnenlicht ausgesetzt, wird die Melatoninproduktion unterdrückt, damit wir wach und aufmerksam sind. Lässt das Tageslicht jedoch nach und wird es dunkel, steigt der Melatoninspiegel an, so dass wir uns müde und schläfrig fühlen. Forschungen zeigen, dass der Melatoninspiegel am Abend ansteigt, zwischen 2 und 4 Uhr morgens seinen Höhepunkt erreicht hat und bis zum Tagesanbruch wieder entsprechend abnimmt. 

Wirkung von Melatonin auf den zirkadianen Rhythmus

Melatonin ist Teil des zirkadianen Rhythmus. Dieser funktioniert wie unsere innere Uhr, in einem 24-Stunden-Zyklus und beeinflusst dabei zahlreiche Bereiche wie z. B. Hormonregulierung und -ausschüttung, Essgewohnheiten, Verdauung, Blutzuckerkontrolle sowie Körpertemperatur.

Stimmt der zirkadiane Rhythmus, haben wir einen beständigen und erholsamen Schlaf, gerät dieses System jedoch aus dem Gleichgewicht, kann dies sowohl zu Schlafproblemen wie auch anderen gesundheitlichen Problemen führen.

Störungen des Melatoninspiegels

Der zirkadiane Rhythmus und die zyklische Melatoninausschüttung sind ein sehr anfälliges System. Die häufigste Ursache für eine Störung des Melatoninspiegels ist eine Veränderung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Die wohl bekannteste hier ist der Jetlag, der entsteht, wenn mehrere Zeitzonen durchquert werden.

Aber auch Schichtarbeit wirkt sich auf den zirkadianen Rhythmus aus. Was Gesundheits- und Sicherheitspersonal sowie andere Nachtarbeiter zu Berufsgruppen macht, die häufig von diesem Problem betroffen sind.

Zu den Erkrankungen, die den Melatoninspiegel stören können, gehören Schlafstörungen sowie die obstruktive Schlafapnoe, genauso wie Demenz, Alzheimer und Schilddrüsenerkrankungen.

Mehr zum Thema erholsamer und gesunder Schlaf gibt es hier nachzulesen

Melatonin Indikation und Kontraindikation

Wer sollte Melatonin einnehmen?

Melatonin wird zur kurzzeitigen Behandlung von Insomnie angewendet und vor allem bei Schlafstörungen eingesetzt.

Wer darf kein Melatonin einnehmen?

Melatonin darf nicht angewendet werden bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder sonstigen Bestandteilen. Aufgrund von fehlenden Daten wird eine Anwendung von Melatonin in der Schwangerschaft nicht empfohlen. Da endogenes Melatonin in der Muttermilch nachgewiesen wurde, sollten auch Frauen, die stillen, ebenfalls kein Melatonin einnehmen.

Melatonin Wechselwirkungen

Wechselwirkungen zwischen Melatonin und folgenden Medikamenten sind möglich:

  • Fluvoxamin (Antidepressiva) 
  • Cimetidin (gegen Sodbrennen)
  • Östrogene z. B. in hormonellen Verhütungsmitteln sowie Hormonersatzpräparaten
  • Chinolon-Antibiotika wie z. B. Ciprofloxacin
  • Carbamazepin (gegen Epilepsie)
  • Rifampicin (Antibiotikum)
  • Benzodiazepine wie z. B. Diazepam, Lorazepam oder Zolpidem (Schlafmittel)
  • Methoxypsoralen (Phototherapie bei Psoriasis)

Wichtig: Informiere immer deinen Arzt über die Einnahme von Melatoninpräparaten.

Können Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion Melatonin einnehmen?

Eine Studie aus dem Jahr 2001 untersuchte die Wirkung von Melatonin auf Frauen mit Schilddrüsenunterfunktion und stellten dabei fest, dass die Gruppe, die Melatonin einnahm, im Vergleich zur Placebogruppe nach 3-6 Monaten deutlich höhere Schilddrüsenhormonwerte aufwies.

Daraus lässt sich schliessen, dass ein altersbedingt niedriger Melatoninspiegel mit einem niedrigen Spiegel an Schilddrüsenhormonen zusammenhängt, was auch erklären würde, warum die Einnahme eines Melatoninpräparats den TSH-Spiegel verbessert.

Melatonin und L-Thyroxin

Es gibt keine bekannten Wechselwirkungen zwischen Levothyroxin und Melatonin. Informiere deinen Arzt über die Einnahme von Melatonin wenn du unter einer Schilddrüsenerkrankung leidest.

Mehr über Schilddrüsenerkrankungen und Schilddrüsentabletten gibt es hier

Melatonin zur Gewichtsabnahme

Kann man mit Melatonin abnehmen?

Das Hormon Melatonin wird vor allem im Zusammenhang mit Schlafstörungen verwendet. Jüngste Studien legen jetzt zudem nahe, dass sich Melatonin auch auf die Gewichtsabnahme auswirken könnte. 

Fakt ist, Melatonin hat definitiv Einfluss auf Stoffwechselvorgänge, die u. a. auch für die Fettablagerung verantwortlich sind. Fakt ist auch, dass unzureichender Schlaf Übergewicht fördern kann. Wie genau sich das Hormon jedoch auf eine Gewichtsabnahme auswirkt und ob Melatonin wirklich eine Diät unterstützen kann, ist Gegenstand weiterer Forschungen.

Melatonin Nebenwirkungen

Wird Melatonin in der richtigen und angemessenen Dosierung eingenommen, gilt es im Allgemeinen als sicher. Nebenwirkungen, die durch die Einnahme von Melatonin entstehen können, sind u. a:

  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit 
  • Schwindel
  • Benommenheit
  • Hautausschläge
  • Trockene Haut 
  • Reizbarkeit
  • Verdauungsbeschwerden

In seltenen Fällen kann Melatonin Depressionen, leichtes Zittern, verminderte Aufmerksamkeit oder auch verschwommenes Sehen verursachen.

Fazit

Melatonin ist ein Hormon, das hauptsächlich nachts von der Zirbeldrüse in unserem Gehirn ausgeschüttet wird und Teil des zirkadianen Rhythmus.

Die häufigste Ursache für eine Störung des Melatoninspiegels ist eine Veränderung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Zu den Erkrankungen, die den Melatoninspiegel stören können, gehören neben Schlafstörungen, obstruktive Schlafapnoe, Demenz und Alzheimer auch Schilddrüsenerkrankungen

Melatonin kann die Zellvermehrung der Schilddrüse verhindern sowie die Synthese von Schilddrüsenhormonen beeinträchtigen, was für Menschen mit Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) von Nutzen sein kann.

Wer regelmässig Melatonin einnimmt, sollte seine Schilddrüsenwerte in regelmässigen Abständen überprüfen lassen. 

Da Melatonin die Produktion von Schilddrüsenhormonen unterdrücken und gleichzeitig die Entzündung der Schilddrüse bei Hashimoto hemmen kann, ist es wichtig, den Arzt immer über die Einnahme von Melatoninpräparaten zu informieren.