Melatonin Wirkung auf Schilddrüse- Indikation & Kontraindikation

Intro

Melatonin, ein Hormon, welches auch als Schlafhormon bezeichnet wird, wird von unserer Zirbeldrüse im Gehirn produziert und hemmt u. a. die Schilddrüsenhormone, was dazu führt, dass sich der Stoffwechsel verlangsamt und sich die Körpertemperatur senkt. Melatonin hilft dem Körper, seinen Tagesrhythmus aufrechtzuerhalten und wird normalerweise nachts produziert. Seine Hauptfunktion besteht darin, Informationen über Tag- und Nachtzyklen auf Zellen und Organe zu übertragen. Doch welche Wirkung hat Melatonin auf unsere Schilddrüse?

Was ist Melatonin, wie wirkt es und wie kommt es zu Melatoninspiegelstörungen? Wie ist die Wirkung von Melatonin auf die Schilddrüse und was bewirkt Melatonin speziell bei einer Schilddrüsenunterfunktion und bei Autoimmunerkrankungen? Wer sollte Melatonin nehmen und wer sollte lieber darauf verzichten? Welche Neben- und Wechselwirkungen gibt es und wie wirkt sich Melatonin speziell auf unser Gewicht aus? 

Alles wichtige über unsere Schilddrüse gibt es hier

Über Schilddrüse

Die Schilddrüse ist die grösste Hormondrüse des menschlichen Körpers und hat eine entscheidende Bedeutung, wenn es um unseren Stoffwechsel geht. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit etwa 740 Millionen Menschen von Schilddrüsenerkrankungen aufgrund von Jodmangel betroffen. Zu den häufigsten Erkrankungen der Schilddrüse gehören eine vergrösserte Schilddrüse (Kropf/Struma), Schilddrüsenüberfunktion, Schilddrüsenunterfunktion, Schilddrüsenknoten, Schilddrüsenentzündung oder Schilddrüsenkrebs. Mehr über die Schilddrüse und ihre Erkrankungen gibt es hier nachzulesen.

Über Melatonin

Was ist Melatonin?

Melatonin, auch als N-Acetyl-5-Methoxytryptamin bekannt, leitet sich vom Serotonin ab, dessen Vorstufe Tryptophan ist. Melatonin ist ein Hormon, das hauptsächlich nachts von der Zirbeldrüse in unserem Gehirn ausgeschüttet wird und einer der wichtigsten Regulatoren für unseren Schlaf-Wach-Zyklus. Auch die Netzhäute unserer Augen produzieren kleine Mengen davon. Ein optimaler Melatoninspiegel kann nicht nur unsere nächtliche Erholung verbessern, Melatonin kann auch eine Wirkung auf die Schilddrüse haben und damit die Schilddrüsengesundheit fördern. 

Licht beeinflusst die Bildung und Freisetzung von Melatonin. Lichtveränderungen werden über die Netzhaut unserer Augen erkannt und entsprechend an die Zirbeldrüse im Gehirn weitergeleitet. Sind wir dem Sonnenlicht ausgesetzt, wird die Melatoninproduktion unterdrückt, damit wir wach und aufmerksam sind. Lässt das Tageslicht jedoch nach und wird es dunkel, steigt der Melatoninspiegel an, so dass wir uns müde und schläfrig fühlen. Forschungen zeigen, dass der Melatoninspiegel am Abend ansteigt, zwischen 2 und 4 Uhr morgens seinen Höhepunkt erreicht hat und bis zum Tagesanbruch wieder abnimmt. 

Wirkung von Melatonin

Der zirkadiane Rhythmus

Melatonin ist Teil des zirkadianen Rhythmus. Dieser funktioniert wie unsere innere Uhr, in einem 24-Stunden-Zyklus und beeinflusst dabei zahlreiche Bereiche wie z. B. Hormonregulierung und -ausschüttung, Essgewohnheiten, Verdauung, Blutzuckerkontrolle sowie Körpertemperatur. Stimmt der zirkadiane Rhythmus, haben wir einen beständigen und erholsamen Schlaf, gerät dieses System jedoch aus dem Gleichgewicht, kann dies sowohl zu Schlafproblemen wie auch anderen gesundheitlichen Problemen führen.

Störungen des Melatoninspiegels

Der zirkadiane Rhythmus und die zyklische Melatoninausschüttung sind ein sehr anfälliges System. Die häufigste Ursache für eine Störung des Melatoninspiegels ist eine Veränderung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Die wohl bekannteste hier ist der Jetlag, der entsteht, wenn mehrere Zeitzonen durchquert werden. Aber auch Schichtarbeit wirkt sich auf den zirkadianen Rhythmus aus. Was Gesundheits- und Sicherheitspersonal sowie andere Nachtarbeiter zu Berufsgruppen macht, die häufig von diesem Problem betroffen sind. Zu den Erkrankungen, die den Melatoninspiegel stören können, gehören Schlafstörungen sowie die obstruktive Schlafapnoe, genauso wie Demenz, Alzheimer und Schilddrüsenerkrankungen. Mehr über die Wirkung von Melatonin auf die Schilddrüse gleich. 

Mehr zum Thema erholsamer und gesunder Schlaf gibt es hier nachzulesen

Wirkung Melatonin auf Schilddrüse: Hat Melatonin Auswirkungen auf die Schilddrüse?

Unsere innere Uhr und die Schilddrüse sind eng miteinander verknüpft. Dabei verhält sich der Blutspiegel von Melatonin gegensätzlich zu den Schilddrüsenhormonen. Ist der Melatoninspiegel in der Nacht hoch, sind weniger Schilddrüsenhormone unterwegs, was zu einer Verlangsamung des Stoffwechsels sowie eine Senkung der Körpertemperatur zur Folge hat. Auch Schilddrüsenerkrankungen stören den zirkadianen Rhythmus.

Was bewirkt Melatonin bei einer Schilddrüsenunterfunktion?

Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Schilddrüse und der Zirbeldrüse, was darauf hindeutet, dass eine Unterfunktion der Schilddrüse die Melatoninfreisetzung verändern kann. 

Studien zeigen, dass Melatonin als Antioxidans wirken kann, überschüssige freie Radikale abfängt und damit Zellschäden entgegenwirkt. Melatonin kann ebenfalls die Zellvermehrung der Schilddrüse verhindern sowie die Synthese von Schilddrüsenhormonen beeinträchtigen, was für Menschen mit Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) von Nutzen sein kann. Für Menschen mit einer normalen Schilddrüsenfunktion oder sogar einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann sie jedoch problematisch sein. Deshalb sollten Menschen, die regelmässig Melatonin einnehmen, ihre Schilddrüsenwerte im Auge behalten und in regelmässigen Abständen überprüfen lassen. Auch eine schlechte Schlafqualität kann sich negativ auf die Schilddrüse auswirken, indem sie den Stress im Körper erhöht.

Tipps für gesunden und erholsamen Schlaf gibt es hier, mehr über Schilddrüsenunterfunktion hier

Melatonin und Autoimmunkrankheiten

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung, die sich gegen die Schilddrüse richtet und gleichzeitig die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion. Melatonin hat einen erheblichen Einfluss auf das Immunsystem, da es bestimmte Immunfunktionen anregt und unterdrückt. Untersuchungen zeigen auch, dass Melatonin zur Regulierung der Immunfunktion im Darm beiträgt, wo sich übrigens ein Grossteil unseres Immunsystems befindet.

Es besteht ein empfindliches Gleichgewicht zwischen Melatonin und der Produktion von Schilddrüsenhormonen. Da Melatonin die Produktion von Schilddrüsenhormonen unterdrücken und gleichzeitig die Entzündung der Schilddrüse bei Hashimoto hemmen kann, ist es wichtig, den Arzt über die Einnahme von Melatoninpräparaten zu informieren.

Mehr über Hashimoto dicker Bauch gibt es hier nachzulesen

Indikation und Kontraindikation

Indikation: Wer sollte Melatonin einnehmen?

Melatonin wird zur kurzzeitigen Behandlung von Insomnie angewendet und vor allem bei Schlafstörungen eingesetzt.

Kontraindikation: Wer sollte kein Melatonin einnehmen?

Melatonin darf nicht angewendet werden bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder sonstigen Bestandteilen. Aufgrund von fehlenden Daten wird eine Anwendung von Melatonin in der Schwangerschaft nicht empfohlen. Da endogenes Melatonin in der Muttermilch nachgewiesen wurde, sollten auch Frauen, die stillen, ebenfalls kein Melatonin einnehmen.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen zwischen Melatonin und folgenden Medikamenten sind möglich:

  • Fluvoxamin (Antidepressiva) 
  • Cimetidin (gegen Sodbrennen)
  • Östrogene z. B. in hormonellen Verhütungsmitteln sowie Hormonersatzpräparaten
  • Chinolon-Antibiotika wie z. B. Ciprofloxacin
  • Carbamazepin (gegen Epilepsie)
  • Rifampicin (Antibiotikum)
  • Benzodiazepine wie z. B. Diazepam, Lorazepam oder Zolpidem (Schlafmittel)
  • Methoxypsoralen (Phototherapie bei Psoriasis)

Wichtig: Informiere immer deinen Arzt über die Einnahme von Melatoninpräparaten.

Können Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion Melatonin einnehmen?

Eine Studie aus dem Jahr 2001 untersuchte die Wirkung von Melatonin auf Frauen mit Schilddrüsenunterfunktion und stellten dabei fest, dass die Gruppe, die Melatonin einnahm, im Vergleich zur Placebogruppe nach 3-6 Monaten deutlich höhere Schilddrüsenhormonwerte aufwies. Daraus lässt sich schliessen, dass ein altersbedingt niedriger Melatoninspiegel mit einem niedrigen Spiegel an Schilddrüsenhormonen zusammenhängt, was auch erklären würde, warum die Einnahme eines Melatoninpräparats den TSH-Spiegel verbessert.

Melatonin und L-Thyroxin

Es gibt keine bekannten Wechselwirkungen zwischen Levothyroxin und Melatonin. Informiere deinen Arzt über die Einnahme von Melatonin wenn du unter einer Schilddrüsenerkrankung leidest. Mehr über Schilddrüsenerkrankungen und Schilddrüsentabletten gibt es hier. 

Melatonin und Gewicht

Kann man mit Melatonin abnehmen?

Das Hormon Melatonin wird vor allem im Zusammenhang mit Schlafstörungen verwendet. Jüngste Studien legen jetzt zudem nahe, dass sich Melatonin auch auf die Gewichtsabnahme auswirken könnte. 

Fakt ist, Melatonin hat definitiv Einfluss auf Stoffwechselvorgänge, die u. a. auch für die Fettablagerung verantwortlich sind. Fakt ist auch, dass unzureichender Schlaf Übergewicht fördern kann. Wie genau sich das Hormon jedoch auf eine Gewichtsabnahme auswirkt und ob Melatonin wirklich eine Diät unterstützen kann, ist Gegenstand weiterer Forschungen. Mehr über Schilddrüsenunterfunktion Gewicht gibt es hier nachzulesen.

Melatonin Nebenwirkungen

Wird Melatonin in der richtigen und angemessenen Dosierung eingenommen, gilt es im Allgemeinen als sicher. Nebenwirkungen, die durch die Einnahme von Melatonin entstehen können, sind u. a:

In seltenen Fällen kann Melatonin Depressionen, leichtes Zittern, verminderte Aufmerksamkeit oder verschwommenes Sehen verursachen.

Alles über Schilddrüse: Aufgaben, Erkrankungen und Tests gibt es hier nachzulesen

Fazit

Melatonin ist ein Hormon, das hauptsächlich nachts von der Zirbeldrüse in unserem Gehirn ausgeschüttet wird und ist Teil des zirkadianen Rhythmus. Forschungen zeigen, dass der Melatoninspiegel am Abend ansteigt, zwischen 2 und 4 Uhr morgens seinen Höhepunkt erreicht hat und bis zum Tagesanbruch wieder abnimmt.

Die häufigste Ursache für eine Störung des Melatoninspiegels ist eine Veränderung des Schlaf-Wach-Rhythmus, wie z. B. bei Jetlag oder Schichtarbeit. Zu den Erkrankungen, die den Melatoninspiegel stören können, gehören Schlafstörungen sowie die obstruktive Schlafapnoe, genauso wie Demenz, Alzheimer und Schilddrüsenerkrankungen

Unsere innere Uhr und die Schilddrüse sind eng miteinander verknüpft und es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Schilddrüse und der Zirbeldrüse, was darauf hindeutet, dass eine Unterfunktion der Schilddrüse die Melatoninfreisetzung verändern kann.

Melatonin kann als Antioxidans wirken, freie Radikale abfangen und damit Zellschäden entgegenwirken. Ebenfalls kann Melatonin die Zellvermehrung der Schilddrüse verhindern sowie die Synthese von Schilddrüsenhormonen beeinträchtigen, was für Menschen mit Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) von Nutzen sein kann. Für Menschen mit einer normalen Schilddrüsenfunktion oder einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann sie jedoch auch problematisch sein. Wer regelmässig Melatonin einnimmt, sollte deshalb auch seine Schilddrüsenwerte in regelmässigen Abständen überprüfen lassen. 

Es besteht ein empfindliches Gleichgewicht zwischen Melatonin und der Produktion von Schilddrüsenhormonen. Da Melatonin die Produktion von Schilddrüsenhormonen unterdrücken und gleichzeitig die Entzündung der Schilddrüse bei Hashimoto hemmen kann, ist es wichtig, den Arzt immer über die Einnahme von Melatonin zu informieren.

Es gibt keine bekannten Wechselwirkungen zwischen Levothyroxin und Melatonin. Das Hormon Melatonin wird vor allem im Zusammenhang mit Schlafstörungen verwendet. Jüngste Studien legen jetzt zudem nahe, dass sich Melatonin auch auf die Gewichtsabnahme auswirken könnte.