Gallenstein entfernen- Indikation, Verfahren & Gefahren

Intro

Gallensteine sind feste Ansammlungen von Gallenflüssigkeit, die entstehen, wenn es zu einem Ungleichgewicht in der Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit kommt. Gallensteine können dabei so gross wie ein Pingpongball werden und viele wissen erst, dass sie an Gallensteinen leiden, bis diese Beschwerden verursachen. Es gibt verschiedene Verfahren und Arten zum Gallenstein entfernen.

In diesem Text reden wir über Gallensteine Diagnose, Symptome, Ursachen und Behandlung und gehen dabei auf Indikation: Wann man einen Gallenstein entfernen muss sowie Arten und Verfahren zum Gallenstein entfernen ein. Zudem nehmen wir Dauer des Spitalaufenthalts, OP-Dauer, Komplikationen und Gefahren wie auch Ernährung unter die Lupe und klären, ob Gallensteine auch ohne OP wieder verschwinden. 

Alles über Gallensteine Selbsttest und wie entstehen Gallensteine? gibt es hier

Über Gallensteine 

Was sind Gallensteine?

Bei Gallensteinen handelt es sich um harte Ablagerungen, die in der Regel aus Cholesterin oder Bilirubin bestehen und sich in der Gallenblase bilden. Blockieren Gallensteine die Gallengänge, können diese plötzliche und sehr starke Schmerzen, auch Koliken genannt, verursachen. Entsprechende Beschwerden kommen in Schüben und dauern in der Regel zwischen 30 min. und einige Stunden. Das Vorliegen von Gallensteinen wird als Cholelithiasis bezeichnet. 

Symptome

Gallensteine müssen nicht zwangsläufig Beschwerden verursachen. Setzt sich jedoch ein Gallenstein in einem Gallengang fest und verursacht dadurch eine Verstopfung, können folgende Symptome auftreten:

  • Plötzlich einsetzende sowie sich rapide verstärkende Schmerzen im rechten Oberbauch
  • Plötzliche und heftige Schmerzen in der Bauchmitte, direkt unterhalb des Brustbeins
  • Rückenschmerzen, evtl. mit Ausstrahlung in die rechte Schulter oder den rechten Arm
  • Übelkeit und/oder Erbrechen

Zum Gallensteine Selbsttest gehts hier

Ursachen

Die häufigste Art von Gallensteinen ist der so genannte Cholesterin-Gallenstein. Scheidet die Leber mehr Cholesterin aus als die Galle auflösen kann, kann sich das überschüssige Cholesterin dabei zu Kristallen und letztendlich auch zu Steinen entwickeln. Mehr zum Thema Cholesterin senken gibt es hier. 

Überschüssiges Bilirubin trägt ebenfalls zur Bildung von Gallensteinen bei. Zu den Faktoren, die das Gallensteinrisiko erhöhen können, gehören genauso Frau sein, Übergewicht, fett- und cholesterinreiche Nahrung, ballaststoffarme Ernährung, radikale Diäten oder Bewegungsmangel. Alles über Ballaststoffe sowie ballaststoffreiche Lebensmittel gibt es hier.

Mehr zur Frage wie entstehen Gallensteine? hier

Behandlung

Verursachen Gallensteine keine Beschwerden, müssen für gewöhnlich auch nicht behandelt werden. Bei Gallensteinbeschwerden ist in der Regel jedoch eine operative Entfernung der Gallenblase erforderlich. Mehr über Gallenstein-OP, die verschiedenen Arten und Verfahren und wann man einen Gallenstein entfernen muss, später im Text detaillierter. Jährlich unterziehen sich rund 190000 Menschen einer Gallenblasen-OP. Man kann auch ohne Gallenblase ein durchaus normales und gesundes Leben führen, wir brauchen nicht zwingend eine Gallenblase.

Diagnose: Wie diagnostiziert man Gallensteine?

Bei Symptomen einer Gallenkolik wird der Arzt folgende Verfahren durchführen: 

Blutuntersuchungen 

Anhand von Bluttests lassen sich Entzündungen oder Infektionen nachweisen.

Ultraschall

Bildgebende Untersuchungen wie Ultraschall helfen dabei, die Gallensteine zu lokalisieren. 

Endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie

Eine endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie kann Gallensteine auffinden und ebenfalls entfernen. Bei dieser Untersuchung wird eine winzige Kamera am Ende eines langen Schlauches durch den Rachen in den oberen Magen-Darm-Trakt eingeführt. Durch diesen Schlauch können Instrumente eingeführt werden, um die vorgefundenen Steine damit zu entfernen.

Indikation: Wann muss man einen Gallenstein entfernen? 

Bei Gallensteinen, die keine Beschwerden verursachen, gilt es zusammen mit einem Arzt die Risiken und Nutzen einer Gallensteinentfernung gegeneinander abzuwägen. Im besten Fall gehen Gallensteine von selbst wieder ab. Gelangen die Steine in die Gallengänge, können sie Probleme verursachen. Eine schnelle Diagnose kann dabei helfen, einen schlimmeren Verlauf zu verhindern. Bei symptomatischen Gallensteinen ist die Therapie der Wahl meist eine operative Entfernung der gesamten Gallenblase. Selten wird auch auf eine medikamentöse Therapie oder das Zertrümmern mittels Stosswellen (extrakorporale Stosswellentherapie, ESWL) gesetzt. Mehr zu den beiden Methoden später im Text.

Porzellangallenblase 

Eine Gallenblasenentfernung ist ebenfalls bei einer Porzellangallenblase indiziert. Die sehr seltene Porzellangallenblase entwickelt sich, wenn Gallenblasensteine eine chronische Gallenblasenentzündung auslösen. Zum Gallensteine Selbsttest geht’s hier.

Arten und Verfahren: Wie entfernt man Gallensteine?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Verfahren, um Gallensteine zu entfernen. 

Endoskopie

Bereiten Gallensteine Probleme, werden sie meist auf endoskopischem Wege im Rahmen einer endoskopischen-retrograden Cholangiopankreatikographie (ERCP), welche auch zur entsprechenden Diagnosestellung dient, entfernt. Auch Gallensteine in den Gallengängen werden endoskopisch entfernt.

Cholezystektomie 

Gallensteine in der Gallenblase können durch eine Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) entfernt werden. Dies kann in der Regel per Laparoskopie, einer minimalinvasiven Operationstechnik, geschehen. Bei einer Gallenstein-OP wird die gesamte Gallenblase mitsamt den darin liegenden Steinen entfernt. 

Laparoskopie

Bei der laparoskopischen Cholezystektomie werden kleine Schlüssellochschnitte im Bauchraum gesetzt, um mit Hilfe einer kleinen Kamera, dem Laparoskop, zu operieren. Durch die kleineren Schnitte sind die Schmerzen nach einer solchen Operation geringer und die Genesungszeit kürzer als bei der offenen Operation. Mittlerweile gibt es auch eine Variante der laparoskopischen Cholezystektomie, bei welcher OP-Instrumente über einen einzelnen Schnitt im Bereich des Bauchnabels (single-port-Technik) oder über natürliche Körperöffnungen wie z. B. die Scheide (NOTES = natural orifices transluminal endoscopic surgery) in den Bauchraum eingeführt werden können. 

Offene Gallenstein-OP

Bei einer offenen Gallenstein-Operation ist sowohl der Krankenhausaufenthalt als auch die anschliessende Erholungszeit aufgrund des grösseren Schnittes länger. Mehr zum Spitalaufenthalt nach einer Gallensteinentfernung, später im Text. Heutzutage wird eine offene Gallenblasen-OP eher selten über einen Bauchschnitt durchgeführt.

Ab welcher Grösse Gallenstein entfernen?

Bei Gallensteinen unterscheidet man zwischen den häufig auftretenden Cholesterinsteinen, die bis zu einer Grösse von über 1 cm. erreichen können und seltenere Pigmentsteine, die nur wenige Millimeter gross werden. Normalerweise müssen Gallensteine, die keine Beschwerden verursachen auch nicht zwingend behandelt werden. Eine Ausnahme bilden hier Steine, die sehr gross werden und dabei einen Durchmesser von mehr als 3 cm erreichen, da grosse Gallensteine das Risiko für Gallenblasenkrebs erhöhen. 

Wie lange ist der Spitalaufenthalt bei einer Gallensteinentfernung?

In der Regel beträgt der Spitalaufenthalt bei einem minimalinvasiven Eingriff zur Entfernung der Gallenblase ca. 2 Tage. Nach einer offenen Operation ist ein stationärer Spitalaufenthalt von bis zu 5-7 Tagen vorgesehen. Bei einer laparoskopischen Cholezystektomie kann man innerhalb von 24 Stunden bereits wieder entlassen werden. Die entsprechende Heilungsdauer beträgt etwa 2 Wochen. Bei einer offenen Operation erfordert die Genesung zu Hause zwischen 6-8 Wochen, da das Verdauungssystem nach der Operation mehr Zeit braucht, um sich entsprechend anzupassen.

OP Dauer: Wie lange dauert eine Gallenstein-OP?

Eine laparoskopische Cholezystektomie ist eine minimal invasive Schlüsselloch-Operation, bei welcher die Gallenblase durch nur kleine Schnitte im Bauch entfernt wird. Diese Technik wird bei 90% der Gallensteinefälle angewendet. Dieser Eingriff erfolgt in Vollnarkose und dauert dabei ca. 30-60 Minuten. Ist die Gallenblase entzündet kann der Eingriff auch etwas länger dauern.

Komplikationen und Gefahren: Wie gefährlich ist eine Gallenstein-OP?

Welche Komplikationen können bei einer Gallensteinoperation auftreten? 

Eine Gallenblasenentfernung zählt mittlerweile zu den Routineeingriffen, welche aber, wie alle Operationen auch, immer mit gewissen Risiken verbunden sein können. Nach einem laparoskopischen Eingriff kann es zu Blähungen sowie Schmerzen im Bauchraum kommen. Das Gleiche gilt auch für die ERCP. Der Grund dafür: Bei beiden Methoden wird Gas in die Organe gepumpt, um diese auszudehnen und damit besser sichtbar zu machen. Diese Beschwerden verschwinden nach etwa einem Tag wieder. Seltene Komplikationen während des Eingriffs können Blutungen, Infektionen sowie Verletzungen von benachbarten Organen sein.

Gallenstein entfernen ambulant

Eine Gallenblasenentfernung ist kein ambulanter Eingriff. Denn eine ambulante Entfernung der Gallenblase ist 1. nicht möglich und 2. auch nicht wirklich ratsam. Eine ERCP (endoskopischen-retrograden Cholangiopankreatikographie) hingegen ist ambulant durchführbar. Sie erfolgt meist in Kurznarkose, nach welcher man nach einer kurzen Erholungs- und Überwachungsphase und in Begleitung am gleichen Tag wieder nach Hause gehen kann. 

Gallenstein entfernen ohne OP: Können Gallensteine auch ohne Operation verschwinden?

Viele Menschen leben oft jahrelang beschwerdefrei mit Gallensteinen. Treten jedoch Symptome auf, müssen diese abgeklärt werden. Im besten Fall gehen Gallensteine auch von selbst ab. Wenn sie aber wachsen und damit Zugänge blockieren, ist eine Therapie unumgänglich. 

Schulmedizinisch gibt es die Möglichkeit, Gallensteine mit Medikamenten, die den Wirkstoff Ursodeoxycholsäure (UDCA) enthalten, aufzulösen und damit, um eine OP herumzukommen. Diese Methode ist allerdings nicht für jedermann geeignet und kommt tatsächlich nur selten zum Einsatz. Mehr dazu gleich. 

Eine weitere Möglichkeit zur Vermeidung einer Gallenstein-OP ist die Gallensteine mittels Ultraschallstosswellentherapie zu zertrümmern. Die extrakorporale Stosswellenlithotripsie (ESWL) wird jedoch aufgrund des Risikos für einen Rückfall selten eingesetzt. Mehr über ESWL und Gallensteine zertrümmern gleich.

Hausmittel gegen Gallensteine

Gibt es tatsächlich Hausmittel gegen Gallensteine? Im Netz findet man viele verschiedene Ernährungstipps zur Reinigung der Galle, welche jedoch alle wissenschaftlich nicht ausreichend belegt sind. So soll z. B. frisch gepresster Apfelsaft, der reich an Pektin ist, unseren Körper dabei unterstützen, Gallensteine aufzulösen sowie einer Neubildung vorzubeugen. 

Muss man Gallensteine immer operieren?

Verursachen Gallensteine Probleme wird man diese entfernen müssen. Gallensteine in den Gallengängen, die nicht eingeklemmt sind, können diese passieren, in die Därme gelangen und entsprechend mit dem Stuhlgang ausgeschieden werden. Gehen die Steine dabei jedoch nicht komplett ab, werden sie mit der Zeit immer grösser.

Medikamentöse Behandlung von Gallensteinen

In manchen Fällen können Gallensteine durch die Einnahme von Medikamenten mit dem Wirkstoff UDCA (Ursodeoxycholsäure) aufgelöst werden. Diese Therapieform wird jedoch nur bei kleinen Cholesterinsteinen in der Gallenblase in Betracht gezogen. Die Nachteile dieser Methode: Die Medikamente müssen über einen längeren Zeitraum von mehreren Monaten eingenommen werden und führen dabei nur bei einem Teil der Patienten auch wirklich zum Erfolg. Zudem bilden sich nach dem Absetzen der Tabletten häufig neue Gallensteine.   

Gallensteine zertrümmern

Bereiten Gallensteine Probleme, werden diese meist endoskopisch im Rahmen einer endoskopisch-retrograden Cholangiopankreatikographie (ERCP) entfernt. Bei grösseren Steinen kann es zudem notwendig sein, die Steine vorher mechanisch zu zertrümmern, was ebenfalls im Rahmen einer ERCP stattfindet. 

Extrakorporale Stosswellentherapie (ESWL)

Lassen sich die Steine mittels ERCP nicht erfolgreich entfernen oder zertrümmern, kann ein Lithotripsieverfahren versucht werden zur Zertrümmerung der Gallensteine. Dazu zählt z. B. die extrakorporale Stosswellenlithotripsie (ESWL). Wo die Gallensteine gezielt von aussen und mit Stosswellen beschossen werden, in der Hoffnung, diese damit zu zertrümmern, sodass sie von allein abgehen und mit dem Stuhl ausgeschieden werden können. Einzelne Steine, die nicht grösser als 2 cm sind, können ebenfalls mittels Ultraschall von aussen zertrümmert werden. Das Rückfallrisiko ist hier jedoch sehr hoch.   

Ernährung bei Gallensteinen 

Kann die Ernährung Gallensteinen vorbeugen?

Das Risiko, an Cholesterin-Gallensteinen zu erkranken lässt sich durch eine cholesterinarme Ernährung verringern. Alles zum Thema Cholesterin senken hier.

Ernährungstipps bei Gallensteinen 

  • Vermeide frittierte Lebensmittel sowie Fast Food, die in der Regel mit gesättigten Fetten gebraten werden und damit das schlechte LDL-Cholesterin erhöhen. Verwende beim Kochen deshalb lieber Pflanzenöle als tierische Fette
  • Tausche rotes Fleisch gegen Fisch ein: Rotes Fleisch enthält viele gesättigte Fette, während Fisch reich an Omega-3-Fettsäuren ist, die das gute HDL-Cholesterin verbessern
  • Iss mehr pflanzliche Nahrungsmittel: Ballaststoffreiches Obst, Gemüse und Vollkornprodukte tragen dazu bei, überschüssiges Cholesterin aus dem Körper zu entfernen. Mehr über Ballaststoffe sowie ballaststoffreiche Lebensmittel gibt es hier
  • Nimm langsam und schrittweise ab, denn eine schnelle Gewichtsabnahme kann die Entstehung von Gallensteinen begünstigen

Ernährung nach einer Gallensteinoperation

Es kann einige Wochen dauern, bis sich das Verdauungssystem an das Fehlen der Gallenblase gewöhnt hat. Bei manchen Menschen kann es in dieser Zeit zu vorübergehenden Verdauungsstörungen oder Durchfall kommen. Deshalb rät man dazu, während der Genesung keine fettreichen Speisen zu sich zu nehmen. Für die meisten ist es möglich, ein paar Wochen danach wieder zu einer normalen Ernährung zurückzukehren.

Zum Gallensteine Selbsttest gehts hier. Mehr zur Frage wie entstehen Gallensteine? hier.

Fazit 

Bei Gallensteinen handelt es sich um harte Ablagerungen, die in der Regel aus Cholesterin oder Bilirubin bestehen und sich in der Gallenblase bilden. Gallensteine müssen nicht zwangsläufig Beschwerden verursachen. Blockieren sie jedoch die Gallengänge, kann es zu plötzlichen und sehr starken Schmerzen, auch Koliken genannt, kommen.

Bei Gallensteinbeschwerden ist in der Regel eine operative Entfernung der gesamten Gallenblase erforderlich. Selten wird auch auf eine medikamentöse Therapie oder das Zertrümmern mittels Stosswellen (extrakorporale Stosswellentherapie, ESWL) gesetzt. 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Verfahren, um Gallensteine zu entfernen, darunter Endoskopie, Laparoskopie, Cholezystektomie sowie offene Gallenblasen-OP. In der Regel beträgt der Spitalaufenthalt bei einem minimalinvasiven Eingriff zur Entfernung der Gallenblase ca. 2 Tage, nach einer offenen Operation sind es 5-7 Tage. Eine laparoskopische Cholezystektomie dauert in der Regel zwischen 30-60 Minuten, sie zählt zu den Routineeingriffen und kann nicht ambulant durchgeführt werden. Eine ERCP (endoskopischen-retrograden Cholangiopankreatikographie) hingegen ist ambulant durchführbar.