Bauchspeicheldrüse entfernen- Pankreatektomie Arten & Ablauf

Intro

Die Bauchspeicheldrüse ist ein schmales und flaches Organ, welches sich in unserem Oberbauch befindet und ein wichtiger Teil unseres Verdauungssystems. Eine Pankreatektomie ist der Fachbegriff für Bauchspeicheldrüse entfernen und kann dabei zur Behandlung von Erkrankungen wie Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie schwer therapieresistenter Pankreatitis erforderlich sein.

In diesem Text zeigen wir alles über Indikationen, Operationsarten und -techniken, Ablauf, Vor- und Nachbehandlung, Prognose, Risiken, Komplikationen und Alarmzeichen im Zusammenhang mit Bauchspeicheldrüse entfernen und geben zudem wichtige und nützliche Ernährungstipps nach einer Bauchspeicheldrüsen-OP. 

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Keypoints

  • Bei der Pankreatektomie, der Entfernung der Bauchspeicheldrüse, wird die Bauchspeicheldrüse entweder ganz oder nur teilweise entfernt
  • Eine Bauchspeicheldrüsenentfernung wird in der Regel zur Krebstherapie und in einigen Fällen auch zur Behandlung einer schweren chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung vorgenommen
  • Eine totale Pankreatektomie macht den Patienten zum lebenslangen insulinabhängigen Diabetiker
  • Die Prognose nach einer Operation um die Bauchspeicheldrüse zu entfernen hängt hauptsächlich von der zugrundeliegenden Erkrankung ab
  • Wie schnell man sich von einer Pankreatektomie erholt, hängt davon ab, wie gesund man vor der Operation war, wie gross der Eingriff war und ob man minimalinvasiv oder offen operiert wurde
  • Man kann ohne Bauchspeicheldrüse leben, allerdings nicht ganz ohne Einschränkungen

Bauchspeicheldrüsenentfernung (Pankreatektomie)

Bei der Pankreatektomie, der Entfernung der Bauchspeicheldrüse, wird die Bauchspeicheldrüse entweder ganz oder nur teilweise entfernt.

Die Bauchspeicheldrüse ist in 3 Teile gegliedert: Kopf, Körper und Schwanz. Durch verschiedene Verfahren kann man dabei sowohl der Kopf, der Schwanz, die Mitte (Körper) oder aber auch die gesamte Bauchspeicheldrüse entfernen. Abhängig vom Anteil, der von der Bauchspeicheldrüse entfernt wird, spricht man dabei von einer Bauchspeicheldrüsenkopfentfernung (Pankreaskopfresektion), Bauchspeicheldrüsenkörperentfernung (Pankreaskörperresektion) oder einer Bauchspeicheldrüsenschwanzentfernung (Pankreasschwanzresektion). Selten muss auch die gesamte Bauchspeicheldrüse entfernt werden (totale Pankreatektomie). Die Pankreaskopfentfernung ist dabei der häufigste und zugleich auch der komplizierteste Eingriff.

Indikationen: Wann muss die Bauchspeicheldrüse entfernt werden?

Die Bauchspeicheldrüse entfernen wird in der Regel zur Krebstherapie und in einigen Fällen auch zur Behandlung einer schweren chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung vorgenommen.

Die Entfernung eines Teils oder der gesamten Bauchspeicheldrüse kann dabei zu lebenslangen Auswirkungen auf das Verdauungssystem führen, unter Umständen müssen Betroffene fortan Insulin und/oder Verdauungsenzyme einnehmen.

Operationsarten um die Bauchspeicheldrüse zu entfernen

Es gibt verschiedene Arten die Bauchspeicheldrüse zu entfernen, diese sind:

Distale Pankreatektomie

Der distale Teil der Bauchspeicheldrüse besteht aus dem Bauchspeicheldrüsenkörper und dem Bauchspeicheldrüsenschwanz. Bei einer distalen Pankreatektomie wird der Schwanz der Bauchspeicheldrüse entfernt. Gelegentlich auch der Körper, oder Teile davon, sind diese ebenfalls davon betroffen.

Laparoskopische Pankreatektomie

Eine distale Pankreatektomie kann manchmal auch laparoskopisch durchgeführt werden, d. h. mit langen Instrumenten und einer Kamera, die durch mehrere winzige Schnitte eingeführt werden.

Patienten haben in der Regel hier einen kürzeren Krankenhausaufenthalt, weniger Blutverlust sowie auch eine entsprechend geringere Komplikationsrate. Ein typischer Eingriff zur distalen Pankreatektomie dauert etwa 2 – 4 Stunden

Zentrale Pankreatektomie

Bei einer zentralen Pankreatektomie wird der mittlere Teil der Bauchspeicheldrüse, der Körper, entfernt, während der Kopf und der Schwanz erhalten bleiben.

Diese sehr komplexe Operation ist nur selten indiziert und nur dann sinnvoll, wenn lokal etwas entfernt werden soll. Der Vorteil dieses Eingriffes ist, dass funktionstüchtige Pankreasköpfe und -schwänze dabei erhalten bleiben und damit auch die exokrinen und endokrinen Funktionen der Bauchspeicheldrüse, was das Risiko einen insulinabhängigen Diabetes zu entwickeln, deutlich verringert. Ein Eingriff zur zentralen Pankreatektomie dauert ca. 2 – 4 Stunden.

Duodenopankreatektomie (Whipple Verfahren)

Diese Art, die Bauchspeicheldrüse zu entfernen, teilt sich in Resektion, Organentfernung und Rekonstruktion, die Wiederherstellung der Magen-Darm-Passage. Der Eingriff dauert ca. 5 – 6 Stunden, wird in Vollnarkose durchgeführt und erfordert dabei einen längeren Krankenhausaufenthalt von ca. 3 -4 Wochen

Bei der Pankreatoduodenektomie wird der Kopf der Bauchspeicheldrüse mitsamt dem Teil des Dünndarms, der daran angrenzt (der Zwölffingerdarm) mitentfernt. Da der Hauptgallengang ebenfalls durch den Bauchspeicheldrüsenkopf verläuft und in den Zwölffingerdarm mündet, werden auch der Gallengang sowie die Gallenblase entfernt.

Abschliessend werden bei der Whipple Operation die verbleibende Bauchspeicheldrüse, der Gallengang sowie auch der Magen wieder mit dem restlichen Dünndarm verbunden, so dass die Verdauung ganz normal weitergeführt werden kann. Benannt ist die Whipple Operation nach dem amerikanischen Chirurgen Allen Whipple, der massgeblich zur Entwicklung dieses Verfahrens beigetragen hat. Der häufigste Grund einer Whipple Operation ist Bauchspeicheldrüsenkrebs, der in den meisten Fällen vom Kopf des Organs ausgeht. 

Totale Pankreatektomie

Bei der totalen Pankreatektomie wird die komplette Bauchspeicheldrüse entfernt. Dies geschieht, wenn entweder das gesamte Organ erkrankt ist oder nicht mehr genügend gesundes Gewebe vorhanden ist um es erhalten zu können. Die Entfernung der gesamten Bauchspeicheldrüse bedeutet zugleich auch die Entfernung mehrerer anderer Organe, Gefässe sowie umliegenden Lymphknoten. Dazu gehören in der Regel die Milz, die Gallenblase, der Zwölffingerdarm sowie der untere Teil des Magens. Bei diesem Eingriff werden anschliessend der Magen und der Gallengang wieder mit dem Dünndarm verbunden. 

Eine totale Pankreatektomie dauert zwischen 5 und 7 Stunden und die Entfernung der gesamten Bauchspeicheldrüse macht den Patienten zum lebenslangen insulinabhängigen Diabetiker.

Dieses Verfahren wird nur dann angewendet, wenn sich die Krankheit bereits so weit in der Bauchspeicheldrüse ausgebreitet hat, dass gesundes Gewebe nicht mehr erhalten werden kann. Die totale Pankreatektomie wird manchmal auch prophylaktisch eingesetzt, um die Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs bei Patienten zu verhindern, bei denen bereits Krebsvorstufen festgestellt wurden.

Vorbereitung: Was gibt es vor einer Bauchspeicheldrüsenentrzündung zu beachten?

In den Tagen vor der geplanten Operation, um die Bauchspeicheldrüse zu entfernen müssen mehrere Schritte zur Vorbereitung unternommen werden. Dazu gehören:

Voruntersuchungen

Bei der Voruntersuchung werden sowohl die Krankengeschichte wie auch die Medikation besprochen. Auch andere Standardtests wie z. B. Röntgenbilder des Brustkorbs, EKG, Ultraschall, CT oder MRT können dabei durchgeführt werden.

Ebenfalls werden Fragen zum Alkoholkonsum gestellt. Dabei ist es wichtig, ehrlich zu sein und entsprechend korrekte Angaben zu machen. Alkoholkonsum nach dem Eingriff kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen.

Ablauf: Wie läuft eine Bauchspeicheldrüsenentfernung ab?

Eine Bauchspeicheldrüsenoperation erfolgt nüchtern und in Vollnarkose. Nüchtern bedeutet im Allgemeinen: 6 Stunden vorher nichts Essen und 3 Stunden vorher nichts Trinken.

Bei einer offenen Operation macht der Chirurge einen langen Schnitt quer über den Bauch, um damit die Bauchhöhle zu öffnen. Bei einer laparoskopischen Operation hingegen führt man mehrere kleine Schlüsselloch-Inzisionen durch, durch welche er mit langen Instrumenten und einer Kamera operiert.

Wie lange dauert eine Bauchspeicheldrüsenentfernung?

Eine zentrale oder distale Pankreatektomie dauert etwa 2 – 4 Stunden. Eine totale Pankreatektomie und das Whipple-Verfahren etwa 5 – 7 Stunden.

Nachbehandlung: Was gibt es nach einer Bauchspeicheldrüsenentfernung zu beachten?

Bei einer kompletten Entfernung der Bauchspeicheldrüse entsteht ein insulinpflichtiger Diabetes. Zudem sind nach einer Bauchspeicheldrüsenoperation auch regelmässige ärztliche Kontrolluntersuchungen notwendig.

Wie lange dauert der Spitalaufenthalt nach einer Bauchspeicheldrüsenentfernung?

Der Krankenhausaufenthalt nach einer Pankreatektomie dauert in der Regel 1 Woche. Ernährung wie auch Medikamente werden dabei angepasst und Verdauung sowie Blutzuckerspiegel kontinuierlich beobachtet.

Was darf man nach einer Bauchspeicheldrüsenentfernung essen?

Die Nahrungsaufnahme nach der Operation erfolgt schrittweise und kann im Verlauf von Flüssignahrung schon bald schon auf feste Nahrung umgestellt werden.

Direkt nach der Operation erfolgt die Ernährung über eine Sonde, welche während der Operation gelegt wurde. Diese wird nach 1 – 2 Tagen entfernt. Fettes und Süsses sollten, genauso wie Alkohol auch, vermieden werden. Je nach Ausmass der Operation müssen zur Unterstützung der Verdauung vorübergehend oder auch dauerhaft Verdauungsenzyme eingenommen werden.

Wie lange kein Sport nach Bauchspeicheldrüsenentfernung?

Sport sowie schwere körperliche Tätigkeiten sind ca. 6 Wochen nach OP wieder möglich.

Prognose und Genesung

Die Prognose nach einer Operation um die Bauchspeicheldrüse zu entfernen hängt hauptsächlich von der zugrundeliegenden Erkrankung ab. Bei gutartigen Tumoren oder chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündungen sind die Heilungschancen dabei sehr gut. Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs ist vor allem das Stadium der Krebserkrankung massgebend ausschlaggebend für den Heilungserfolg.

Wie schnell man sich von einer Pankreatektomie erholt, hängt davon ab, wie gesund man vor der Operation war, wie gross der Eingriff war und ob man minimalinvasiv oder offen operiert wurde. Die Genesung zu Hause kann dabei ca. 4 – 8 Wochen in Anspruch nehmen. 

Komplikationen

Komplikationen die während einer Pankreatektomie auftreten können

  • Blutungen
  • Infektionen
  • Blutgerinnsel
  • Anastomosenleck (ein Zusammenbruch entlang einer Anastomose, bei dem Flüssigkeiten austreten)

Kurzfristige Nebenwirkungen nach dem Eingriff

  • Paralytischer Ileus
  • Verzögerte Magenentleerung
  • Dumping-Syndrom: Eine mgöiche Komplikation nach einer totalen Pankreatektomie oder dem Whipple-Verfahren, wo es zu einer schnellen Magenentleerung kommt, welche zu einer Vielzahl von Magen-Darm-Beschwerden nach dem Essen führen kann
  • Gewichtsverlust: Ein Gewichtsverlust von ca. 4,5 – 6,5 Kilo wird nach einer Pankreatektomie als normal angesehen
  • Müdigkeit
  • Diabetes: Eine vollständige Pankreatektomie führt in jedem Fall zu einem insulinpflichtigen Diabetes. Eine partiellen Pankreatektomie führt dann zu einem Diabetes, wenn dabei zu viele insulinproduzierende Zellen entfernt wurden. Dies kommt in ca. 10 % der Fälle vor
  • Exokrine Pankreasinsuffizienz: Produziert die Bauchspeicheldrüse nicht genügend Pankreasenzyme treten als Nebenwirkungen Verdauungs- wie auch Malabsorptionsstörungen auf wie z. B. Unwohlsein, Durchfall und Mangelernährung
  • Geschwächte Immunität: Wenn bei einer totalen oder distalen Pankreatektomie auch die Milz mitentfernt wird
  • Nichtalkoholische Fettlebererkrankung: Die Stoffwechselveränderungen nach einer Pankreatektomie können zu einer übermässigen Fetteinlagerung in der Leber (Steatose) führen und in einigen Fällen sogar zu einer chronischen Entzündung der Leber (Steatohepatitis) sowie zu fortschreitenden Lebererkrankungen

Alarmzeichen nach der OP 

Folgende Symptome nach einer Bauchspeicheldrüsenentfernung erfordern ärztliche Hilfe: 

  • Infektionszeichen an der Einschnittstelle, wie z. B.  Schwellungen, Rötungen oder Ausfluss
  • Fieber über 37.5 °C 
  • Anhaltende Durchfälle oder Verstopfung
  • Neue oder sich verschlimmernde Schmerzen

Die häufigsten Fragen zum Leben ohne Bauchspeicheldrüse

Kann man ohne Bauchspeicheldrüse leben?

Ja, man kann ohne Bauchspeicheldrüse leben, allerdings nicht ganz ohne Einschränkungen. Ohne entsprechende Enzyme und Hormone, die die Bauchspeicheldrüse produziert, wird es schwierig, den Blutzucker zu regulieren und Nährstoffe aus der Nahrung aufzunehmen. Als Ersatz sind ergänzende Therapien erforderlich.

Bekomme ich nach der Entfernung der Bauchspeicheldrüse Diabetes?

Möglicherweise. Da die Bauchspeicheldrüse der Ursprung unseres natürlichen Insulins ist, könnte die Entfernung eines Grossteils davon dafür sorgen, dass wir auf eine lebenslange Insulintherapie angewiesen sind.

Bei einer Teilentfernung der Bauchspeicheldrüse bleiben im Normalfall genug insulinproduzierende Zellen zurück. Nach einer totale Pankreatektomie besteht ein lebenslanger insulinpflichtiger Diabetes

Wie funktioniert die Verdauung ohne Bauchspeicheldrüse?

Ohne die Bauchspeicheldrüse muss die Verdauung durch die Einnahme von Verdauungsenzymen unterstützt werden. Denn bei fehlenden Enzymen kann die Nahrung vom Körper nicht mehr vollständig aufgenommen werden. Diese gelangt entsprechend unverdaut in die unteren Darmabschnitte und verursacht dadurch Durchfälle, die mit einer stetigen Gewichtsabnahme einhergehen können.

Bessern Verdauungsprobleme mit Hilfe von Pankreasenzympräparate nur ungenügend, besteht auch die Möglichkeit, Fette durch sogenannte MCT-Fette auszutauschen. MCT = Medium Chain Triglycerides, Fettsäuren mittlerer Kettenlänge. Butter, Palm- sowie auch Kokosöl z. B. enthalten MCT.

Wie ernähre ich mich ohne Bauchspeicheldrüse?

Folgende Tipps helfen bei der Ernährung ohne Bauchspeicheldrüse:

  • Iss 6 – 10 kleine Portionen pro Tag
  • Kaue gründlich und iss dabei langsam 
  • Die Fettzufuhr sollte 70 gr. über den Tag verteilt nicht überschreiten 
  • Verwende MCT-Fette wie sie in Butter, Palm- sowie Kokosöl enthalten sind
  • Bevorzuge Vollkornprodukte 
  • Iss täglich Obst und Gemüse 
  • Bereite deine Speisen möglichst fettarm zu 
  • Trink in kleinen Schlucken 

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Fazit 

Bei einer Pankreatektomie, einem Eingriff, um die Bauchspeicheldrüse zu entfernen, wird die Bauchspeicheldrüse entweder ganz oder nur teilweise entfernt.

Eine Bauchspeicheldrüsenentfernung wird in der Regel zur Krebstherapie und in einigen Fällen auch zur Behandlung einer schweren chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung vorgenommen.

Die Entfernung eines Teils oder der gesamten Bauchspeicheldrüse kann zu lebenslangen Auswirkungen auf das Verdauungssystem führen, unter Umständen müssen Betroffene fortan Insulin und Verdauungsenzyme einnehmen.

Es gibt verschiedene Operationsarten und -techniken um die Bauchspeicheldrüse zu entfernen. Die Prognose nach einer Bauchspeicheldrüsenoperation hängt hauptsächlich von der zugrundeliegenden Erkrankung ab.

Ohne die Bauchspeicheldrüse kann man leben, allerdings nicht ganz ohne Einschränkungen.