ADHS Test- Habe ich ADHS ?

Intro

In Deutschland sind rund 500000 Kinder und Jugendliche von ADHS betroffen. Menschen mit ADHS zeigen ein dauerhaftes Muster von Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und/oder Impulsivität, das die Leistungsfähigkeit bzw. die Entwicklung beeinträchtigt. Was ist ADHS, wie wird ADHS diagnostiziert und welche ADHS Test für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gibt es? Welche Arten, Anzeichen, Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Wie verhält sich ein Kind mit ADHS und welche Tipps können im Umgang damit helfen?

Wie wird ADHS diagnostiziert?

ADHS wird für gewöhnlich erstmals in der Kindheit diagnostiziert und dauert dabei oft bis ins Erwachsenenalter an. Bei etwa 40% der Kinder mit ADHS bleibt die Krankheit sogar lebenslang bestehen.

Es gibt keinen eindeutigen Test zur Diagnose von ADHS, denn viele andere Probleme wie Schlafstörungen, Angstzustände, Depressionen sowie auch bestimmte Arten von Lernstörungen können ganz ähnliche Symptome aufweisen. Die Diagnose ADHS umfasst in der Regel eine Checkliste zur Bewertung der ADHS Symptome sowie eine Anamnese der Eltern, Lehrer und manchmal auch des Kindes selbst.

Wer stellt die Diagnose ADHS?

Die Diagnose ADHS kann sowohl von einem Psychologen oder Psychiater als auch von einem Haus- oder Kinderarzt gestellt werden. Zur Diagnose von ADHS sind internationale Kriterien vorgegeben, die im Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation und dem Klassifikationssystem DSM 5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) festgelegt sind, welches vom Fachverband für Psychiatrie in den USA entwickelt wurde. Mehr zum ADHS Test bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen und DSM-5- Kriterien später im Text. 

ADHS Test bei Kindern

Im Idealfall wird das Kind von verschiedenen Personen im Umfeld beurteilt.

Fragenkatalog bei ADHS

Folgende Fragen könnten dabei erste Hinweise liefern: 

  • Macht das Kind häufig Flüchtigkeitsfehler?
  • Hat das Kind Schwierigkeiten, über einen längeren Zeitraum die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten?
  • Hört das Kind nicht, wenn man es anspricht?
  • Hat das Kind Schwierigkeiten, Aufgaben zu Ende zu bringen? 
  • Verliert oder vergisst das Kind häufig Sachen?
  • Lässt sich das Kind von äusseren Einflüssen leicht ablenken?
  • Zappelt das Kind häufig rum oder steht auf, wenn Sitzenbleiben erwartet wird?
  • Hat das Kind Schwierigkeiten sich auch mal ruhig und selbständig zu beschäftigen? 
  • Verhält sich das Kind oft wie von einem Motor angetrieben? 
  • Redet das Kind übermässig viel oder platzt es mit Antworten heraus, bevor die Frage zu Ende gestellt wurde?
  • Kann das Kind nur schlecht warten, bis es an der Reihe ist, unterbricht oder stört oft andere?

Wie verhält sich ein Kind mit ADHS?

Kinder mit ADHS haben häufig Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten, impulsive Verhaltensweisen zu kontrollieren oder sind übertrieben aktiv. Sie finden durch ihr störendes Verhalten nur schlecht Anschluss und haben Schwierigkeiten, sich über längere Zeit zu konzentrieren. Sie platzen oft einfach ins Gespräch hinein, auch können sie sich nur schlecht an Regeln halten und gelten deshalb oft als Spielverderber oder Nervensäge

Jugendliche mit ADHS sind unaufmerksam und haben oft eine Null-Bock-Mentalität. ADHS belastet Kind und Eltern oft gleichermassen. ADHS kann aber auch positive Seiten haben. Denn Menschen mit ADHS sind oft äusserst kreativ, ausserdem haben sie einen guten Zugang zu ihren Gefühlen und gelten als sehr hilfsbereit, auch ihr Gerechtigkeitssinn ist besonders stark ausgeprägt. 

ADHS Test bei Jugendlichen 

Um ADHS bei Jugendlichen festzustellen, steht im Vordergrund ein ausführliches Gespräch mit dem Betroffenen, wo Probleme, Beschwerden wie auch Symptome erfragt werden, evtl. auch im Beisein der Eltern. Zusätzlich dazu können auch verschiedene Fragebögen eingesetzt werden oder Hausarzt, Psychologe wie auch Psychotherapeuten oder Lehrer hinzugezogen werden.

Besonders müssen dabei Symptome wie Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit sowie Impulsivität unter die Lupe genommen werden. Wichtig ist es ebenso, herauszufinden, ob diese Symptome im Zusammenhang mit ADHS erklärt werden können oder ob evtl. auch eine andere Diagnose oder andere körperliche Beschwerden in Frage kommen können.

ADHS Test bei Erwachsenen 

ADHS dauert oft bis ins Erwachsenenalter an. Die Symptome können im Alter allerdings anders aussehen. Bei Erwachsenen kann sich Hyperaktivität z. B. in Form von extremer Unruhe oder Überforderung äussern. Auch können sich die Symptome verstärken, wenn die Anforderungen im Erwachsenenalter zunehmen. Um ADHS bei Erwachsenen festzustellen, steht in erster Linie ein Gespräch in Form einer Anamneseerhebung im Vordergrund, wo auf aktuelle Probleme, Belastungen sowie Symptome eingegangen wird. Dabei kann es auch hilfreich sein, Familie, Bekannte oder Partner miteinzubeziehen. Ebenso können hier auch Fragebögen zum Einsatz kommen, diese werden vom Patienten selbst, wie auch von den Bekannten ausgefüllt. 

Für die Diagnostik einer ADHS gibt es Leitlinien von Fachverbänden, an welchen sich Psychiater oder Psychologen entsprechend orientieren können, diese beinhalten ein Untersuchungsgespräch sowie standardisierte Fragebögen zur Problemerfassung.

Anzeichen auf ADHS bei Erwachsenen

Anzeichen auf ADHS bei Erwachsenen können sein: 

  • Trommeln mit den Fingern 
  • Spielen mit Stiften oder Schlüssel
  • Wippen mit den Füssen im Sitzen 

Ebenfalls müssen hier andere körperliche Erkrankungen sowie die Einnahme von Substanzen oder Medikamenten als mögliche Verursacher der Beschwerden ausgeschlossen werden, da verschiedene Grunderkrankungen ähnliche Symptome aufweisen können. Zusätzliche Untersuchungen können hier auch eine Untersuchung der Schilddrüse sowie ein EEG, CT oder MRT se

ADHS Selbsttest der WHO

Folgender Fragenkatalog kann bei der Diagnose ADHS erste Hinweise liefern und bezieht sich dabei auf das Verhalten der letzten 6 Monate.

  • Gibt es vermehrt Probleme und Schwierigkeiten, Arbeiten zu Ende zu bringen?
  • Bestehen Probleme, Dinge auf die Reihe zu bringen bzw. führt das Erledigen und Organisieren von Aufgaben zur Überforderung?
  • Gibt es Schwierigkeiten, sich an Termine zu erinnern?
  • Verzögert sich gehäuft das Beginnen einer Aufgabe?
  • Wird oft rumgezappelt bei längerem Sitzen oder Stehen?
  • Fühlst du dich oft wie von einem Motor angetrieben?

Testpsychologische Untersuchungen können zur Sicherstellung der Diagnose ADHS beitragen. Die Diagnose selbst kann jedoch nicht durch einen einzigen Test diagnostiziert werden, da es keinen ADHS-Test gibt. 

Was ist ADHS?

ADHS ist die Abkürzung für Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung und bezeichnet dabei eine Verhaltensstörung von Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen, die durch die 3 Kernbereiche starke Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, starke Impulsivität sowie ausgeprägte körperliche Unruhe bzw. Hyperaktivität geprägt ist.

Die 3 betroffenen Kernbereiche bei ADHS

Unaufmerksamkeit 

ADHS Patienten fällt es schwer, begonnene Tätigkeiten zu Ende zu bringen, da sie sich nur kurz auf eine Sache konzentrieren können sowie schnell ablenkbar sind, wodurch viele Flüchtigkeitsfehler auftreten. 

Hyperaktivität 

Vor allem Kinder fallen durch Ruhelosigkeit, Zappeln und Aufstehen während des Unterrichts auf. Im Jugendalter ist diese körperliche Unruhe meist geringer ausgeprägt und äussert sich eher in Form von innerer Unruhe und Anspannung. 

Impulsivität 

Kinder und Jugendliche mit einer ausgeprägten Impulsschwäche neigen dazu, unüberlegt und vorschnell zu handeln und folgen ihren Impulsen, ohne dabei über Konsequenzen nachzudenken oder unterbrechen andere beim Reden, da sie es kaum erwarten können selbst dran zu sein. 

ADHS, was nun?

ADHS lässt sich mit der richtigen Behandlung in den Griff bekommen. Es gibt viele Behandlungsmöglichkeiten, was jedoch am besten wirkt, hängt jeweils vom Kind selbst sowie auch von der betreffenden Familie ab. Um die bestmöglichen Behandlungsmöglichkeiten zu finden, sollten Eltern dabei eng mit anderen Personen zusammenarbeiten, die am Leben des Kindes beteiligt sind, wie z. B. medizinische Fachkräfte, Therapeuten, Lehrkräfte, Trainer und weitere Familienmitglieder. Mehr zu den verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten später im Text detaillierter.

Wer ist von ADHS betroffen?

ADHS tritt 2-4 mal häufiger bei Jungen auf als bei Mädchen und ist eine der häufigsten neurologischen Entwicklungsstörungen im Kindesalter. Aber nicht jedes Kind, das unruhig ist, hat automatisch auch ADHS. Denn in manchen Fällen kann auch eine körperliche Ursache hinter den Symptomen stecken, wie z. B. Stoffwechselstörungen oder Epilepsie. Psychologisch können auch eine verringerte Intelligenz oder eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (Legasthenie) hinter den Symptomen stecken.

Bei Kindern ist es normal, dass sie manchmal Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren und sich zu benehmen. Kinder mit ADHS jedoch wachsen nicht einfach aus diesen Verhaltensweisen heraus, die Symptome bleiben bestehen und können entsprechend zu Schwierigkeiten in der Schule, zu Hause oder im Freundeskreis führen.

Anzeichen und Symptome bei ADHS

Kinder und Jugendliche mit ADHS zeigen Auffälligkeiten in den Bereichen Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität sowie Impulsivität. Zusätzlich dazu neigen Kinder und Jugendliche mit ADHS oft auch zu oppositionellen oder aggressiven Verhaltensweisen oder entwickeln mit der Zeit auch emotionale Probleme wie Ängste oder Unsicherheiten. Manche Kinder entwickeln sogar Tiks, die sich meistens durch Zuckungen im Gesicht äussern. Viele Kinder und Jugendliche zeigen ebenfalls Entwicklungsstörungen und Leistungsschwächen in der Schule. 

Kinder mit ADH sind verträumt, vergessen oder verlieren oft Dinge, sind unruhig, reden übermässig viel, machen viele Flüchtigkeitsfehler und gehen oft unnötige Risiken ein. Dabei fällt es ihnen zudem schwer, Versuchungen zu widerstehen und haben ebenso häufig Schwierigkeiten, mit anderen auszukommen.

Richtiger Umgang mit ADHS Symptomen

Für alle Kinder ist es wichtig, sich gesund zu ernähren, für Kinder mit ADHS kann dies jedoch von noch grösserer Bedeutung sein. Denn zusätzlich zu Verhaltenstherapie und Medikamenten kann auch ein gesunder Lebensstil dazu beitragen, dass ein Kind leichter mit ADHS Symptomen zurechtkommt. Zu den gesundheitsfördernden Verhaltensweisen gehören u. a: 

  • Entwickeln gesunder Ernährungsgewohnheiten, wie z. B. der Verzehr von viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten sowie die Auswahl magerer Eiweissquellen. Mehr über Eiweiss sowie gesunde Eiweissquellen gibt es hier
  • Altersgerechte tägliche körperliche Betätigung
  • Beschränkung der täglichen Zeit am Bildschirm von Fernsehgeräten, Computern, Telefonen sowie anderen elektronischen Geräten
  • Einhaltung der altersabhängig empfohlenen Schlafdauer. Mehr zum Thema gesunder Schlaf hier

Ursachen für ADHS

Wissenschaftler erforschen stetig Ursachen und Risikofaktoren von ADHS. Die Gründe und Risikofaktoren für ADHS sind dabei nicht eindeutig geklärt. Neuere Studien bringen genetische Faktoren mit der Erkrankung in Verbindung. Neben der Genetik beschäftigen sich die Wissenschaftler aber auch mit anderen potenziellen Ursachen und Risikofaktoren, wie z. B:

  • Hirnverletzungen
  • Exposition gegenüber Umweltrisiken
  • Alkohol- und Tabakkonsum in der Schwangerschaft
  • Frühgeburten
  • Niedriges Geburtsgewicht

Forschungsergebnisse stützen nicht die weit verbreitete Annahme, dass ADHS durch den Verzehr von zu viel Zucker, zu viel Fernsehen, Kindererziehung oder soziale und umweltbedingte Faktoren wie Armut oder familiäres Umfeld hervorgerufen wird. Sicherlich gibt es viele Faktoren, die die Symptomatik verschlimmern können, aber die Beweislage ist nicht überzeugend genug, um daraus zu schliessen, dass diese Faktoren die Hauptursache für ADHS darstellen.

Behandlung ADHS

In den meisten Fällen lässt sich ADHS am besten mit einer Kombination aus Verhaltenstherapie und einer medikamentösen Therapie therapieren. Für Kinder im Vorschulalter (4-5 Jahre) mit ADHS wird eine Verhaltenstherapie, mit dem Fokus auf Elternschulungen, als erste Behandlungsmöglichkeit empfohlen, bevor Medikamente eingesetzt werden.

Was dabei am besten funktioniert, hängt immer vom Kind selbst sowie von der jeweiligen Familie ab. Zu einem erfolgreichen Behandlungsplan gehören sowohl eine engmaschige Überwachung und Nachsorge als auch die Anpassung der Therapie, sofern erforderlich.

ADHS Therapie für Kinder unter 6 Jahren

Für Kinder unter 6 Jahren mit ADHS ist eine Verhaltenstherapie ein erster und entscheidender Schritt, bevor eine medikamentöse Behandlung begonnen wird. Ein Elterntraining zur Verhaltensorientierung vermittelt dabei den Eltern die Fähigkeiten und die Strategien, um das Kind besser zu unterstützen. Bei Kleinkindern treten mehr Nebenwirkungen von ADHS-Medikamenten auf als bei älteren Kindern.

ADHS Therapie von schulpflichtigen Kindern ab 6 Jahren und Jugendlichen 

Für Kinder ab 6 Jahren wird eine Kombination aus Medikamenten und Verhaltenstherapie empfohlen, d. h. ein Elterntraining zur Verhaltenssteuerung und andere Arten von Verhaltenstherapie und -training für Jugendliche. Auch die Schule kann hier Teil der Behandlung sein, denn zu den Empfehlungen diesbezüglich gehören auch verhaltenstherapeutische Interventionen im Klassenzimmer sowie schulische Unterstützung. Zu einem erfolgreichen Behandlungsplan gehört ebenfalls, dass genau beobachtet wird ob und inwieweit die Behandlung das Verhalten des Kindes beeinflusst und erfordert gegebenenfalls im Verlauf Änderungen oder Anpassungen. Verschiedene Arten von Verhaltenstherapien sind hier effizient, darunter:

  • Elterntraining zur Verhaltenssteuerung
  • Verhaltenstherapeutische Interventionen im Unterricht
  • Verhaltensorientierte Massnahmen unter Gleichaltrigen
  • Training der organisatorischen Leistungsfähigkeit

Diese Ansätze sind besonders wirksam, wenn sie auf die Bedürfnisse des einzelnen Kindes sowie der Familie abgestimmt sind und gemeinsam angewendet werden.

ADHS Verhaltenstherapie und Elterntraining

ADHS beeinträchtigt nicht nur die Fähigkeit des Kindes, aufmerksam zu sein oder in der Schule still zu sitzen, sondern hat auch Auswirkungen auf die Beziehungen zur Familie oder zu anderen Kindern. Kinder mit ADHS zeigen oft Verhaltensweisen, die für andere sehr störend sein können. Eine Verhaltenstherapie ist eine Behandlungsoption, die dazu beitragen kann, diese Verhaltensweisen zu verringern. Ziel der Verhaltenstherapie ist es dabei, positive Verhaltensweisen zu erlernen oder zu festigen sowie unerwünschte oder problematische Verhaltensweisen abzulegen. Die Verhaltenstherapie bei ADHS kann Folgendes umfassen:

  • Schulung der Eltern in Verhaltensmanagement
  • Verhaltenstherapie mit Kindern
  • Verhaltenstherapeutische Massnahmen im Klassenzimmer

Medikamentöse Therapie bei ADHS

Medikamente können Kindern helfen, ADHS-Symptome im Alltag besser zu bewältigen sowie die Verhaltensweisen zu kontrollieren, die zu Konflikten mit Familie, Freunden und in der Schule führen. 

Ritalin

Das am häufigsten bei ADHS eingesetzte Medikament ist Methylphenidat, auch als Ritalin bekannt. Der Wirkstoff stammt aus der Gruppe der Amphetamine und erhöht dabei die Konzentration des Botenstoffes Dopamin, mindert Unaufmerksamkeit und Ruhelosigkeit und verbessert gleichzeitig die Konzentration. Ein neueres Medikament in diesem Zusammenhang ist Atomoxetin. Dieses Medikament fällt im Gegensatz zu Ritalin nicht unter das Betäubungsmittelgesetz und steigert die Konzentration von Noradrenalin im Gehirn, indem es dessen Abbau verlangsamt. 

ADHS Arten nach DSM-5-Kriterien

Bei Kindern mit hohem ADHS Schweregrad sind meist alle 3 Kernbereiche Aufmerksamkeit, Konzentraion und Impulsivität auffällig, bei geringerem Schweregrad sind nicht alle 3 Bereiche gleichermassen auffällig. Auch können sich im Laufe der Entwicklung eines Kindes unterschiedliche Formen zeigen.

Da sich die Symptome im Laufe der Zeit ändern können, kann sich auch das Krankheitsbild im Laufe der Zeit entsprechend verändern. Im Kindergartenalter dominieren häufig Symptome von Hyperaktivität und Impulsivität, während im Jugendalter eher Unaufmerksamkeit in den Vordergrund rückt.

Unterscheidung ADHS nach Klassifikationssystem DSM-5

Im amerikanischen Klassifikationssystem DSM-5 werden 3 Arten von ADHS unterschieden: 

Gemischte Erscheinungsform-kombinierter ADHS Typ

Betroffene zeigen hier Auffälligkeiten in allen 3 Bereichen

Vorwiegend unaufmerksame ADHS Erscheinungsform 

Bei dieser Form von ADHS steht eine ausgeprägte Unaufmerksamkeit im Vordergrund, während Impulsivität und Hyperaktivität eher weniger stark ausgeprägt oder nicht vorhanden sind. 

Vorwiegend hyperaktiv-impulsive ADHS Erscheinungsform

Bei dieser ADHS Form steht sowohl eine ausgeprägte Impulsivität als auch eine motorische Unruhe (Hyperaktivität) im Vordergrund. Unaufmerksamkeit hingegen ist kaum oder gar nicht vorhanden. 

Auswertung Kriterium Unaufmerksamkeit bei ADHS

Hier müssen, um dieses Kriterium zu erfüllen, jeweils 6 oder mehr Unaufmerksamkeitssymptome bei Kindern unter 16 Jahren bzw. 5 oder mehr bei Jugendlichen ab 17 Jahren und Erwachsenen seit mindestens 6 Monaten bestehen, um erfüllt zu sein und mit dem Entwicklungsstandard des Kindes nicht vereinbar sein. Die Kriterien in dieser Kategorie hier: 

  • Unaufmerksam in Details oder viele Flüchtigkeitsfehler
  • Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder Aktivitäten aufrecht zu halten
  • Hört oft nicht zu, auch wenn man direkt angesprochen wird 
  • Können Erklärungen nicht folgen oder Schularbeiten und Aufgaben nicht erfüllen
  • Beeinträchtigt in der Organisation von Aufgaben und Aktivitäten 
  • Meiden von Aufgaben, die Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen erfordern
  • Verlieren von Dingen wie z. B. Schulsachen, Stifte, Bücher, Werkzeuge, Geldbeutel, Schlüssel, Papiere, Brille oder Handy
  • Häufiges Ablenken durch äussere Reize
  • Vergesslichkeit

Auswertung Kriterium Hyperaktivität bei ADHS

Hier müssen wiederum mindestens 6 Monate lang mindestens 3 der folgenden Symptome bestehen, damit dieses Kriterium erfüllt ist und mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht vereinbar sein.

  • Fuchteln mit den Händen oder Füssen oder im Stuhl herumrutschen 
  • Aufstehen, wenn Stillsitzen erwartet wird
  • Herumlaufen oder Herumturnen in unangemessenen Situationen. Bei Jugendlichen und Erwachsenen beschränkt sich dies auf ein Unruhegefühl
  • Schwierigkeiten in Ruhe zu spielen, ist immer „auf dem Sprung“, wie von einem Motor angetrieben oder redet übermässig viel

Auswertung Kriterium Impulsivität bei ADHS

Hier gilt mind. eines dieser Symptome muss seit mindestens 6 Monaten bestehen sowie mit dem Entwicklungsstandard des Kindes nicht vereinbar sein. 

  • Gibt oft schon eine Antwort, bevor die Frage überhaupt zu Ende gestellt wurde
  • Schwierigkeiten zu warten, bis man an der Reihe ist
  • Unterbricht oder stört oft andere, mischt sich z. B. in Gespräche oder Spiele ein

Darüber hinaus müssen die folgenden Bedingungen erfüllt sein:

  • Mehrere unaufmerksame oder hyperaktiv-impulsive Symptome traten bereits vor dem 12. Lebensjahr auf
  • Mehrere Symptome treten in 2 oder mehr Situationen auf, z. B. zu Hause und in der Schule oder am Arbeitsplatz, bei Freunden oder Verwandten und bei anderen Aktivitäten
  • Es gibt eindeutige Hinweise darauf, dass die Symptome das soziale, schulische oder berufliche Leben beeinträchtigen bzw. dessen Qualität verringern
  • Die Symptome lassen sich nicht mit einer anderen psychischen Störung wie z. B. einer Befindlichkeitsstörung, Angststörung, einer dissoziativen Störung oder einer Persönlichkeitsstörung begründen
  • Die Symptome treten nicht im Rahmen einer Schizophrenie oder einer anderen psychotischen Störung auf

Wie viel kostet ein ADHS Test?

Es gibt im Netz verschiedene kostenlose ADHS Tests. Diese liefern jedoch nur erste Hinweise auf ADHS. Bei Verdacht auf ADHS sollte immer Kontakt mit dem Arzt, dem Kinderarzt, Psychiater oder Psychologen aufgenommen werden. 

Hilfe für Betroffene und Tipps für Eltern 

  • Routine schaffen: Versuche, jeden Tag denselben Zeitplan einzuhalten, vom Aufwachen bis zum Schlafengehen
  • Für Ordnung sorgen: Animiere das Kind dazu, Schulsachen, Kleidung und Spielzeug jeden Tag an denselben Ort zu legen, um es sie nicht zu verlieren
  • Sorge für Ablenkung: Schalte den Fernseher aus, begrenzen den Lärm und sorge ebenfalls für einen aufgeräumten Arbeitsplatz, wenn das Kind seine Hausaufgaben macht
  • Schränke die Auswahlmöglichkeiten ein: Damit sich das Kind nicht überfordert fühlt, sollte es nur wenige Möglichkeiten zur Auswahl haben. Lass es dabei zum Beispiel zwischen 2 Kleidungsstücken, 2 Mahlzeiten, oder 2 Spielzeugen auswählen
  • Sprich klar und deutlich, wenn du mit deinem Kind redest und lass dein Kind wissen, dass du ihm zuhörst, indem du wiederholst, was es gesagt hat und gib klare, kurze Anweisungen
  • Unterstütze das Kind beim Planen: Unterteile dafür komplexe Aufgaben in einfachere und kürzere Arbeitsschritte. Bei umfangreichen Aufgaben kann es ebenfalls helfen, rechtzeitig anzufangen sowie genügend Pausen einzulegen, um den Stress dabei zu reduzieren
  • Setze Ziele und liste diese auf 
  • Diskutiere anstatt zu schimpfen
  • Sorge für einen gesunden Lebensstil mit einer gesunden Ernährung, viel Bewegung sowie ausreichend Schlaf

Fazit 

ADHS ist die Abkürzung für Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung und bezeichnet dabei eine Verhaltensstörung von Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen, die durch starke Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, starke Impulsivität und ausgeprägte körperliche Unruhe bzw. Hyperaktivität geprägt ist.

Nicht jedes Kind, das unruhig ist, hat ADHS.

Die Diagnose ADHS umfasst in der Regel eine Checkliste zur Bewertung der ADHS Symptome sowie eine Anamnese der Eltern, Lehrer und des Kindes selbst. Hierfür sind internationale Kriterien vorgegeben, die im Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation und dem Klassifikationssystem DSM 5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) festgelegt sind..

Für die Diagnostik einer ADHS gibt es Leitlinien von Fachverbänden, an welchen sich Psychiater oder Psychologen entsprechend orientieren können.